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Panorama: Meningitis-Ausbruch: Schüler stirbt an hoch ansteckender Hirnhautentzündung

Ein Ausbruch der ansteckenden Hirnhautentzündung im Rheinisch-Bergischen Kreis hat ein erstes Todesopfer gefordert. Drei weitere Erkrankte werden im Krankenhaus behandelt.

Ein Ausbruch der ansteckenden Hirnhautentzündung im Rheinisch-Bergischen Kreis hat ein erstes Todesopfer gefordert. Drei weitere Erkrankte werden im Krankenhaus behandelt. Alle Erkrankten sind im Alter zwischen 16 und 18 Jahren. Um eine weitere Ausbreitung der Meningitis zu verhindern, wurden bereits mehrere hundert Mitschüler und Kontaktpersonen untersucht und vorsichtshalber mit Antibiotika behandelt. Kurz nach dem Tod des 15-Jährigen Schülers aus NRW trat auch in Thüringen ein Fall der gefährlichen Hirnhautentzündung auf.

Übelkeit und Erbrechen, Fieber, Rückenschmerzen, Lichtempfindlichkeit, vor allem aber Nackensteifigkeit, der "steife Hals", sind die Alarmsymptome. Die Hirnhautentzündung oder Meningitis ist eine Entzündung der Häute, die Gehirn und Rückenmark schützend umschließen. Sie kann nach einer Virusinfektion auftreten, die sich zuvor vielleicht durch Schnupfen und Heiserkeit oder Verdauungsbeschwerden bemerkbar machte.

Gefährlicher als solche viralen Infektionen sind die Hirnhautentzündungen, die von Bakterien ausgelöst werden, unter ihnen Hämophilus influenzae, Streptokokken, Staphylokokken und als wichtigste Gruppe die Meningokokken. Die von dieser Bakterienart ausgelöste Hirnhautinfektion, die jetzt im Bergischen Land autftrat, heißt Meningokokken-Meningitis.

Weil auch das Gehirn mit reagiert, kommen neben den genannten Krankheitsszeichen auch Bewusstseins- und Orientierungsstörungen vor, und sogar Krämpfe und Koma können sich entwickeln. Solche Störungen können längere Zeit danach anhalten oder sogar zu bleibenden Behinderungen führen. Unbehandelt verläuft die meldepflichtige Krankheit auch heute noch in jedem zehnten Fall tödlich.

Doch man kann die schwereren, von Bakterien ausgelösten Formen der Meninigitis im Gegensatz zu den Virusinfektionen behandeln, und zwar mit Antibiotika. Bei Verdacht auf eine Infektion sollten die Betroffenen deshalb sofort zum Arzt gehen. Ein Problem ist die Früherkennung bei Säuglingen, die oft nur durch Mattheit und fehlende Lust zum Trinken auffallen. Die Meningokokken-Meningitis tritt meist schon zwei bis vier Tage nach der Ansteckung auf. Die Ansteckungsgefahr beschränkt sich auf wenige Tage. Nach den jetzt bekannt gewordenen Infektionen hat man schnell und umsichtig reagiert, um möglichst schnell alle Kontaktpersonen zu identifizieren. Das betonte Wiebke Hellenbrand von der Abteilung Infektionsepidemiologie am Robert-Koch-Institut gegenüber dem Tagesspiegel.

Keiner der betroffenen Jugendlichen hatte Kontakte nach Berlin. In Deutschland bleibt die insgesamt mit einem Fall pro 100 000 Einwohnern seltene Krankheit meist lokal begrenzt. Während in den Industrieländern überwiegend der Meningokokken-Typ B auftritt, kommt in Afrika und Indien eher der Typ A und C vor, gegen die es einen Impfschutz gibt. Er empfiehlt sich vor allem für Reisende, die in den fraglichen Ländern in intensivem Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung stehen. Die Krankheit bricht in unseren Breiten auffallend häufig im Frühjahr und im Herbst aus.

Sie befällt meist kleinere Kinder, doch auch Jugendliche sind gefährdet. Und das besonders, weil Gelegenheiten für die Tröpfchen-Infektion bei Menschen im ausgehfreudigen Alter reichlich vorhanden sind: Wo kann man auf engem Raum so viele soziale Kontakte pflegen wie in der Disko, und welcher Jugendliche lässt sich deren Besuch mit vagem Hinweis auf die Infektionsgefahr verbieten? Das sieht im Bergischen Land allerdings im Moment sicherlich anders aus.

Adelheid Müller-Lissner

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