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Panorama: Millionenraub im Kloster Santa Lucia Polizei ermittelt auch gegen die Ordensfrauen

Saragossa/Madrid - Normalerweise geht es im nordspanischen Kloster Santa Lucia bei Saragossa ruhig und beschaulich zu. Doch nun sind die 16 Frauen des Zisterzienserordens in heller Aufregung: Polizeiwagen mit Blaulicht parkten zu Wochenbeginn vor dem Klostereingang, Lokalreporter rückten an.

Saragossa/Madrid - Normalerweise geht es im nordspanischen Kloster Santa Lucia bei Saragossa ruhig und beschaulich zu. Doch nun sind die 16 Frauen des Zisterzienserordens in heller Aufregung: Polizeiwagen mit Blaulicht parkten zu Wochenbeginn vor dem Klostereingang, Lokalreporter rückten an. Experten nahmen Fingerabdrücke, schossen Fotos vom Tatort und vernahmen die verunsicherten und nervösen Schwestern. Was war geschehen? In der Nacht war eine der Klostertüren von unbekannten Tätern aufgebrochen worden. Anscheinend wussten die Diebe genau, was sie suchten: Plastiktüten voller Geld.

Keineswegs geringe Mengen Geld, die die Nonnen in einem Schrank versteckt hatten. 1,5 Millionen Euro sollen gestohlen worden sein, berichtete die Oberin den Polizeibeamten. Drei große, schwarze Plastikmüllsäcke, größtenteils mit 500-Euro- Scheinen gefüllt.

Die Ermittler sind den Dieben auf der Spur, aber auch den Ordensfrauen. Wie kommen 16 Zisterzienserinnen, die sich neben dem Klosterleben vor allem der Restaurierung alter Bücher und Manuskripte widmen, zu so viel Geld? Und: Wurde das Geld auch versteuert oder die Einkünfte zumindest gemeldet, fragt sich die spanische Polizei. Eine erste Vermutung über den Millionenschatz im Kloster haben die Beamten schon: Unter den Schwestern ist auch Isabel Guerra Penamaria, als „malende Nonne“ bekannt.

Die 1947 in Madrid geborene Ordensfrau hat ein Talent für die Malerei. Schon mit 15 Jahren hatte sie ihre erste Ausstellung in einem Madrider Kunstzentrum. Seit 1970 lebt sie im Kloster von Santa Lucia. Obwohl die Schwestern in dem 1588 gegründeten Konvent eigentlich in Klausur leben, verlässt Isabel Guerra Penamaria drei bis vier Mal jährlich die Klostermauern, um ihre begehrten Malereien auszustellen und zu verkaufen.

Im Jahr 2000 kamen fast 125 000 Besucher zu einer ihrer Ausstellungen religiöser Gemälde in Saragossa. Nebenbei verewigt sie auch Privatpersonen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Öl. Das belegt etwa das Bild von Bürgermeisterin Luisa Fernanda Rudi im Rathaus von Saragossa, der fünftgrößten Stadt Spaniens. Eine Auftragsarbeit. Jedes der Bilder von Schwester Isabel, so berichten spanische Medien am Mittwoch, kostet etwa 48 000 Euro. Die „malende Nonne“ ist bekannt. Im vergangenen Jahr wurde sogar eine Straße in der aragonesischen Provinzhauptstadt nach ihr benannt. Nun wollen die Polizeibeamten insbesondere klären, ob die Ordensfrauen nicht vielleicht über die Verkäufe der Gemälde ein kleines Vermögen gemacht haben – von dem das Finanzamt möglicherweise nie erfahren sollte. KNA

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