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Panorama: Mit dem Samuraischwert ins Gotteshaus Blutbad in Stuttgart / Polizei vermutet Beziehungstat

Am Sonntagabend kurz vor 18 Uhr in Stuttgart-Zuffenhausen, Cheruskerstraße: Überall Polizei, Feuerwehr, Spurensicherung, Notfallseelsorger, Journalisten, Kameraleute, Schaulustige. Hinter der Absperrung vor der evangelisch-methodistischen Christuskirche liegt eine Tote im schwarzen Plastiksack, daneben ein verlorener schwarzer Damenschuh.

Am Sonntagabend kurz vor 18 Uhr in Stuttgart-Zuffenhausen, Cheruskerstraße: Überall Polizei, Feuerwehr, Spurensicherung, Notfallseelsorger, Journalisten, Kameraleute, Schaulustige. Hinter der Absperrung vor der evangelisch-methodistischen Christuskirche liegt eine Tote im schwarzen Plastiksack, daneben ein verlorener schwarzer Damenschuh. Und überall Blut.

Gerade zwei Stunden ist die schreckliche Bluttat her, die ein 25-jähriger Tamile unter Landsleuten angerichtet hat: „Wild und wahllos um sich schlagend“, so berichtet Polizeisprecher Hermann Karpff später, hatte sich der Amokläufer mit einem Samuraischwert auf Besucher des Gottesdienstes, der schon um 14 Uhr begonnen hatte, gestürzt. Um 15 Uhr 48 ging der erste Notruf bei der Polizei ein. Als die Beamten den Tatort sechs Minuten später erreichten, „bot sich ein Bild des Grauens.“ Mit dem Samuraischwert, einer extrem scharf geschliffenen Waffe, hatte der 25-Jährige nicht nur eine 43-jährige Tamilin getötet, sondern auch noch eine weitere Frau und einen Mann lebensgefährlich verletzt sowie einem weiteren die Hand abgeschlagen.

Verzweifelt hatten die Gottesdienstbesucher, insgesamt waren es 65, darunter die Hälfte Kinder, zuvor versucht, den plötzlich aggressiv werdenden Amokläufer mit Stühlen abzuwehren und in eine Ecke zu drängen. In Panik waren Kinder aus der Kirche gerannt, als der Mann das Schwert zog und loswütete. Mit einem Pfefferspray konnte die Polizei den Amokläufer überwältigen und festnehmen. Die Durchsuchung der Kirche und daneben liegender Gebäude nach möglichen weiteren Tätern blieb ohne Ergebnis. Der Kriseninterventionsdienst kümmerte sich um die psychologische Betreuung der völlig verängstigten Menschen.

Wie Stuttgarts stellvertretender Polizeipräsident Michael Kühner und die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Tomke Beddies, am Abend auf einer Pressekonferenz bekannt gaben, ist von einer Beziehungstat auszugehen. Der Festgenommene war demnach ein Einzeltäter. Bereits während des Ostergottesdienstes war der Tamile durch aggressives Verhalten in der Christuskirche auffällig geworden. Ein Fall ähnlicher Brutalität liegt in Stuttgart viele Jahre zurück: Der Mord an zwei Polizisten auf der Gaisburger Brücke 1989.

„Grausam und unerklärlich“ nannte Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) die Tat. „Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der ermordeten Frau wie den Verletzten und ihren Familien. Ich hoffe, dass die Schwerverletzten überleben werden.“

Der Nachrichtenagentur AP zufolge hatte es einen Amoklauf mit einem Schwert zuletzt im Oktober vergangenen Jahres gegeben. Damals metzelte ein 22-Jähriger den Besitzer eines Waffenladens in Amberg in der Oberpfalz mit einem Samurai-Schwert nieder. Wie ein Samurai mit freiem Oberkörper tötete zudem im April vergangenen Jahres ein 25-Jähriger in Schleswig-Holstein einen 22 Jahre alten Mann mit sechs Schwertstichen. Ein 18-Jähriger konnte sich gerade noch vor dem Täter retten.

Bundesweit Aufsehen hatte auch der Amoklauf eines 24-jährigen Versandhaus-Angestellten aus Pforzheim erregt, der im September 2003 einer 27-jährigen Kollegin ebenfalls mit einem Samurai-Schwert den Schädel gespalten und sie getötet hatte. Im Juni 2002 hatte ein 22-Jähriger in Bayern seine Mutter mit einem Schwert geköpft.

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