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Panorama: Mode: Bunte Farben für die verdüsterte Welt

Die Pariser Mode sucht heitere Töne. Der düsteren Lage versuchen die laufenden Pret-a-porter-Schauen für das kommende Frühjahr mit optimistischen Entwürfen zu trotzen.

Die Pariser Mode sucht heitere Töne. Der düsteren Lage versuchen die laufenden Pret-a-porter-Schauen für das kommende Frühjahr mit optimistischen Entwürfen zu trotzen. Die Modeschöpfer konnten bei ihrer Planung der Entwürfe nicht wissen, dass sie ihre Kollektion in einer weltlagenbedingt gedämpften Atmosphäre präsentieren würden.

Dabei ist es eine Ironie, dass bislang Schwarz und dunkle Farben angesagt waren und kaum, dass sich die Weltlage verdüstert, von Seiten der Modeschöpfer eigentlich fröhliche Stimmung mit vielen bunten Farben geplant ist.

Dafür gibt es viele Beispiele, die Entwürfe von Chloé, Alexander McQueen, John Galliano und Christian Lacroix. Und des Amerikaners Michael Kors für Celine. An ein Strandidyll in St. Tropez oder Vespa-Fahrten in Portofino erinnerten die Entwürfe mit leichten Seidencrepe-Kleidern mit Sonnenblumenmuster, gestanzten Lederröcken in goldigen Brauntönen und Jäckchen in Lavendel. Um den Kopf werden dazu lange Seidenschals geschlungen, große Strandtaschen komplettieren den Look.

Valentino Garavani gilt als Meister der Eleganz; seine Kollektion für Frühjahr/Sommer 2001 fügt diesem Ruhm mindestens ein Ausrufezeichen hinzu. Mexiko und Latein-Amerika sind die Inspirationsquellen für raffiniert geschnittene Blusen mit Volants, Spitzen- und Smokeinsätzen in strahlendem Weiß, Schwarz oder Beige. Hinzu kommen perfekt geschneiderte Hosen, im Torerostil oder fließend und mit Volants verziert. Zarte Blütenkleider mit buntem Iris- oder Liliendruck sowie aufwendige Abendroben in Valentinos typischem Leuchtrot runden das Ganze ab.

Die Entwürfe seines Kollegen Jean Charles de Castelbajac setzen so viel Subtilität Schrilles entgegen. Bunte Micky-Maus-Kleider, Fußballhemden und an Tennisoutfits erinnernde Ensembles mixen amerikanische Pop-Art und italienischen Futurismus. Fehl am Platze wirken abgewandelte Fliegeranzüge und New Yorker Polizeisirenen in der Hintergrundmusik.

In einen Zauberwald bat Issey Miyake für das kommende Frühjahr. Miyake-Designer Naoki Takizawa hüllte die Models wie bunte Trolle in gestreifte Shirts und Hosen. Andere Oberteile mit klimpernden Glasperlenbändern in Tiefblau über dem Busen lassen die Frauen wie Nymphen erscheinen. Fließende schwarz-grünliche Kleider und Efeukronen erinnern an Sandro Botticellis Bild des Frühlings. Kunstvoll wirken schwarze, um den Körper drapierte Roben und rosfarbene zarte Kleider.

Gespannt waren die Erwartungen vor Stella McCartneys Schau: Die britische Designerin stellte nach ihrem Weggang von Chlo das erste Mal ihre eigene Kollektion in Paris vor. Die Inszenierung glich einem Popkonzert, mit Lasershow, sich öffnenden Bühnenwänden und einer Drehscheibe, auf der sich die Models zum Schlussbild versammelten. Hinzu kam die Anwesenheit von Gästen wie Stellas Vater Paul McCartney, der bisher jede Schau der Tochter besuchte und Dennis Hopper. Bei diesem Aufwand konnte die Kollektion nur provokant und sexy sein: Schwarze Spitzenanzüge, rosfarbene Satinmäntel, durchsichtige Chiffonblusen und Lochmuster über dem Po mischten Couture und Boudoir. Poppig wirken grafische Buchstabendrucke.

Manchmal kann ein einziges Kleidungsstück alles retten. Es muss nur fähig sein, das Begehren der Modebewussten unwiderstehlich zu wecken. Ohne eine Bluse geht im kommenden Frühjahr nichts. Die Designer schneidern sie in allen Varianten: Mal mit Rüschen, mal mit Volants, mal buntbedruckt, mal einfarbig und transparent; doch immer duftig und zart.

In beinahe allen Kollektionen tauchen solche folkloristisch angehauchten Entwürfe auf.

Der Antwerpener Dries van Noten, der am Sonntagabend seine Entwürfe zeigte, liebt sie gewickelt und drapiert. Ein Goldschimmer liegt über ihrem beigefarbenen Leinstoff, verziert ist sie mit Blüten. Aber es gibt auch Hippieblusen mit bunten Batikmustern in dieser wunderschön leichten Kollektion, in der vieles an die Blumenkinder der 70er und die indischen Ashrampilger der 80er Jahre erinnert.

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