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Mode: Kleidung aus Obst und Gemüse im Trend

Obst und Gemüse sind nicht nur gesund - sie sind auch die neuen Rohstoffe für umweltfreundliche Mode. Die Kleider sind zum Beispiel aus Süßkartoffeln oder Ananasblättern und Grosskonzerne sind bereits hellhörig geworden.

Paris - Kleidungsstücke aus neuartigen Fasern werden häufig von kleinen Betrieben in der Dritten Welt zu fairen Bedingungen hergestellt. Das Konzept einer nachhaltigen Kleidung kommt bei den Kunden überraschend gut an - schon interessieren sich Versandhäuser und Textilkonzerne für die vegetabilen Klamotten.

Eine südchinesische Technik zur Verarbeitung von Süßkartoffeln steht beispielsweise im Mittelpunkt der Produktion der bretonischen Firma Les Racines du Ciel: Seide wird mit einer Paste aus den süßen Knollen überzogen und in der Erde eingegraben. "Danach wird die Seide 30 Mal ausgewaschen und erhält so eine fast schwarze Tönung, die ich wunderschön finde", erklärt Nathalie Goyette, Entwicklungschefin bei Les Racines du Ciel. Doch die Farbe ist nicht der einzige Vorzug des Materials: "Durch die Kartoffelfärbung wird die Seide Wasser abweisend und kann Körperfeuchtigkeit aufnehmen." Aus Südchina wird der Stoff nach Quimper in der Bretagne versandt, wo das butterweiche, lederähnliche Material zu Kleidungsstücken verarbeitet wird.

Schmuck aus Fischschuppen

Auch Ananas kann bei der Herstellung organischer Stoffe verwendet werden: Die in San Francisco beheimatete Firma Grace Trance Designs führte jetzt bei einer Messe in Paris einen Rock aus "Pina Cloth" vor. Dieser wird aus den Blättern der Ananas gewonnen, eine Technik, die Firmengründerin Grace Trance zufolge aus den Philippinen stammt. "Dort werden Hemden aus den Blättern gemacht." Dafür wird das Grünzeug aufgeweicht, um daraus Fasern zu gewinnen, die dann zu Stoff verarbeitet werden.

Grenzen scheinen der Phantasie in Sachen organischer Mode nicht gesetzt zu sein: Es gibt Schmuck aus Fischschuppen, Kleider aus mongolischer Seide und maßgeschneiderte Stücke aus Hanf und Bambus. "Bambus ist wie ein unglaublich schnell wachsendes Gras, aus dem Fasern gewonnen werden können", erklärt Summer Rayne Oakes, eine Modeberaterin und Expertin für Bambus aus New York. "Im Gegensatz zu Baumwolle ist Bambus viel anschmiegsamer und sitzt deswegen perfekt am menschlichen Körper", schwärmt die 22-Jährige.

"Ich möchte die Welt verändern"

Die organischen Materialien sind dabei nur eine Seite der politisch korrekten Medaille: Auch auf eine Herstellung unter arbeiterfreundlichen Bedingungen wird Wert gelegt. Die meisten Stücke werden derzeit in kleinen afrikanischen Betrieben und vorrangig von Frauen hergestellt. "Vielleicht bin ich ja zu idealistisch, aber ich möchte die Welt verändern", sagt Goyette von Les Racines du Ciel. Doch die Rolle der kleinen Produzenten könnte schon bald in Frage gestellt werden. Fairer Handel liegt im Trend, und auch die Großen der Textilindustrie entdecken den Nischenmarkt für sich.

"Man braucht sich nur an den Bereich Lebensmittel zu erinnern", sagt Eric Olson, Chef einer Beraterfirma in San Francisco. "Bio-Lebensmittel wurden vor 20 Jahren von kleinen, alternativen Firmen hergestellt. Heute ist Bio in den USA Massenware und der Kunde achtet auf Markenhersteller." Großunternehmen könnten viel mehr in Material und Arbeitskraft investieren als die kleinen Betriebe, sagt Olson.

Und so hat Frankreichs größtes Versandhaus La Redoute den Markt der Biomode längst im Visier: Schon im vergangenen Jahr verkaufte die Firma 200.000 T-Shirts aus Bio-Baumwolle zu Preisen zwischen neun und 25 Euro. "Vor drei Jahren interessierte sich kein Mensch für politisch korrekte Kleidung", sagt Elisabeth Cazorla von La Redoute, "heute sagen 50 Prozent unserer Kunden, dass sie Produkte aus fairem Handel kaufen wollen". (tso/AFP)

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