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Star-Designer Hedi Slimane gab sich wie immer schüchtern. Aber die „New York Times“-Kritikerin Cathy Horyn bezeichnete er als "Schulhofschlägerin".

© REUTERS

Mode: Konkurrenz, Streit und Rache - Designer-Duell an der Seine

Hedi Slimane gegen Raf Simons, Yves Saint Laurent gegen Dior - wie sich die Stars der Pariser Modeszene bekriegen und die „New York Times“ Öl ins Feuer gießt.

Konkurrenz belebt das Geschäft, heißt es. In dieser Modesaison in Paris gab es sogar einen Zweikampf und dazu noch einen Streit, der für Schlagzeilen sorgt. Bei Dior zeigte der 44-jährige Belgier Raf Simons zum ersten Mal Prêt-a-porter, bei Yves Saint Laurent ging der gleichaltrige Franzose Hedi Slimane an den Start. Beide Stars dominieren die Modeszene. Das Duell war damit schon vorprogrammiert.

Hedi Slimane, Sohn einer Italienerin und eines Tunesiers, brachte den Stein ins Rollen. Er lud Cathy Horyn, die Modekritikerin der „New York Times“, demonstrativ nicht zu seiner Show ein. Darauf rächte sich Horyn in einem Blog und kritisierte die Bilder der Schau, die sie online fand. Sie bezeichnete die Kollektion als „nette, aber eingefrorene Vision des Chics der Boheme.“ Sie vermisse „einen neuen Modegeist“. Sie habe mehr erwartet. Alle Konkurrenten bei Balenciaga, Dior, Givenchy, Celine und Lanvin hätten dagegen ausgezeichnete Kollektionen gezeigt. Horyn schrieb auch, ihr Streit habe vor acht Jahren begonnen. Sie hatte 2004 nicht Slimane, sondern Raf Simons die Erfindung der schmalen Männerlinie zugewiesen. „Ich habe geschrieben, dass es Hedi Slimane ohne Simons schmale Linie nie gegeben hätte.“ Das dürfte Hedi Slimane gekränkt haben. Simons dagegen soll sich darüber geärgert haben, dass Slimane mit der Silhouette zum Star wurde. Seitdem gelten die beiden als Rivalen.

Horyns Kommentar ließ Hedi Slimane nicht auf sich sitzen. Er bezeichnete sie in einem Twitter-Eintrag als „Schulhofschlägerin“, „Stand-up-Comedian“ und in Anspielung auf ihre Parteinahme für Simons als „eine verkleidete PR-Frau“. Dann fügte er noch hinzu: „Wenn es nach mir geht, bekommt sie nie wieder einen Platz bei Saint Laurent.“ Das sind harte Worte in der Modewelt, die gerade bei Slimane, der als zurückhaltend galt, verwundern. Horyns Reaktion war knapp: „So ein Quatsch.“ Schon zu Beginn der Pariser Modewoche hatten alle nur über die zwei Schauen gesprochen, ständig hörte man: „Hast du eine Einladung für Yves Saint Laurent?“ Meist lautete die Antwort „nein“. Auch viele gestandene Modeleute mussten wie Horyn vor der Tür bleiben, so exklusiv war Slimanes Auswahl. Das Duell zwischen Slimane und Simons wurde dann zum Hauptthema der Modenschauen, das alle anderen Kollektionen überschattete. Die beiden wurden von den Modekritikern gegeneinander ausgespielt. Dabei hatte Simons einen Vorteil. Er hatte im Juli schon eine gute Haute-Couture-Schau für Dior präsentiert und er zeigte vor Slimane, was diesen unter Druck gesetzt haben dürfte. Simons Kollektion, die den Dior-Stil modernisiert, wurde überall gelobt. Sie treffe den Nerv der Zeit und führe Dior in die Zukunft, hieß es. Cathy Horyn feierte sie wie viele als „die klarste Roadmap, die das Haus seit Jahren bekommen hat“. Slimanes Retro-Stil kam weniger gut weg, auch wenn die anwesenden Prominenten sie lobten. Die Meinung der Modekritiker war geteilt, vielen war es zu wirr und überladen.

Die PPR-Gruppe mit ihrem Chef François-Henri Pinault, zu der Saint Laurent gehört, liefert sich seit langem einen Streit mit LVMH-Chef Bernard Arnault, der Herr über Dior ist. Schon damals, als Hedi Slimane noch Männermode für Dior machte, gab es ein Duell mit Yves Saint Laurent und dem damaligen Designer Tom Ford. Die Feindschaft der beiden Häuser ist noch älter. Schon Ende der 90er Jahre stritten sich LVMH und PPR, wer den Zuschlag zur Gucci-Gruppe bekommt. Pinault siegte. Die Kritik an Slimane und den Streit mit Cathy Horyn dürfte Arnault jetzt genießen.

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