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Ende Juli vergangenen Jahres war der Blutmond 103 Minuten lang zu sehen, so wie hier in Rottweil/Baden-Württemberg.

© Silas Stein/dpa

Mondfinsternis: „Ein sehr schönes Himmelsereignis“

Am Montag wird der Mond wieder in einer besonderen Konstellation zur Erde stehen. Das wird als "Blutmond“ bezeichnet - damit sind nicht alle glücklich.

Der Mond zieht schon immer Aufmerksamkeit auf sich. Egal ob es um das Faszinosum der ersten Mondlandung 1969 geht, die Beobachtung der von der Erde sichtbaren Muster auf der Mondoberfläche oder die spektakuläre Landung einer chinesischen Sonde auf der erdabgewandten Mondseite Anfang Januar – der Mond als unmittelbar zugänglicher Nachbar fasziniert. Er ist der einzige Himmelskörper, den Menschen je betreten haben.

Am sehr frühen Montagmorgen wird nun wieder ein Ereignis den Mond ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken, das schon im Sommer vergangenen Jahres große Euphorie auslöste: Gegen 4.30 Uhr kann man einen sogenannten „Blutmond“ beobachten. Aber warum „Blutmond“ und was ist das eigentlich?

Zunächst: Über den Begriff sind nicht alle glücklich, die sich beruflich mit Himmelskörpern beschäftigen. „Wir haben eigentlich Schmerzen beim Ausdruck ,Blutmond’“, sagt die Leiterin des Planetariums am Insulaner in Berlin-Schöneberg, Monika Staesche. „Das ist ein esoterischer Ausdruck, den wir ungerne benutzen, weil er ein eigentlich sehr schönes Himmelsereignis in ein Licht rückt, bei dem Leute Angst bekommen.“ Unter Endzeitfanatikern würde der Ausdruck als Zeichen für den baldigen Weltuntergang gesehen, berichtet Staesche. Bei einem Ereignis, das ein- bis zweimal im Jahr vorkommt, muten Weltuntergangsfantasien zwar überflüssig an – aber vielleicht hat die Welt bis jetzt einfach wahnsinniges Glück gehabt? Erstmals benutzt wurde der Begriff im Jahr 2008 von einem Pfarrer aus den USA. Auch er leitete aus den damals für 2014 und 2015 bevorstehenden vier totalen Mondfinsternissen den Weltuntergang ab.

Dabei ist die Sache viel weniger dramatisch und wissenschaftlich erklärbar. „Blutmond“ ist der Ausdruck für eine totale Mondfinsternis. Diese kann nur bei Vollmond stattfinden – aber nicht bei jedem gibt es einen „Blutmond“. Dafür müssen Sonne, Erde und Mond genau auf einer Linie liegen. Dann wandert der Mond durch den Schatten der Erde. Diese steht zu diesem Augenblick komplett zwischen Mond und Sonne. Trotz dieser kompletten Finsternis wird der Mond nicht dunkel und verschwindet, sondern beginnt rot zu leuchten. „Das passiert nur in dem Moment, in dem der Mond komplett im Schatten der Erde ist“, sich also im sogenannten Kernschatten der Erde befindet, so Staesche. Das Sonnenlicht wird zu diesem Zeitpunkt von der Erdatmosphäre gebrochen. Die kurzwelligen blauen Lichtanteile werden gestreut und quasi ausgefiltert. So können sie den Mond nicht erreichen – nur die roten Anteile gelangen zu ihm und beleuchten ihn entsprechend.

Um den roten Mond zu sehen, sollte man sich auf der richtigen Erdseite befinden

Um das Ereignis sehen zu können, muss man sich allerdings auf der richtigen, der sonnenabgewandten Seite der Erde, befinden – es sollte also Nacht sein. „Es hängt natürlich vom Wetter ab, aber man kann es theoretisch überall in Europa sehen“, erklärt Staesche. Man brauche nur einen klaren Blick nach Westen.

Nach der längsten Mondfinsternis des Jahrhunderts im Juli vergangenen Jahres, bei dem der „Blutmond“ über Deutschland 103 Minuten zu sehen war, müssen Mond-Fans in diesem Jahr mit etwas weniger Zeit vorlieb nehmen. Um 4.30 Uhr wandert der Mond in den Schatten der Erde. „Er sieht dann so aus, als würde er von der Seite angeknabbert sein“, erklärt Staesche. „Um 5.40 Uhr steht er dann in der Totalität“ – dann ist er also ganz im Kernschatten und wird zum „Blutmond“. Rund 60 Minuten werde die totale Mondfinsternis dauern. Um kurz vor acht ist das Ereignis vorbei – dann tritt der Mond aus dem Kernschatten der Erde.

Wer das Ereignis sehen möchte, sollte am Montag nicht verschlafen. Eine totale Mondfinsternis mit „Blutmond“ ist erst wieder für Silvester 2028 und vom 21. auf den 22. Dezember 2029 angekündigt. Zwar gibt es das Ereignis, das als „Blutmond“ beschrieben wird ein bis zweimal im Jahr – allerdings befindet man sich nicht immer auf der richtigen Erdseite, um es zu sehen. In Berlin ist das Spektakel zum Beispiel auf der Sternwarte auf dem Insulaner oder in der Archenhold-Sternwarte in Treptow zu beobachten. Beide sind am Montag von 4 bis 7.30 Uhr geöffnet. „Wer vor der Arbeit also noch ein bisschen Mond gucken will, kann gerne vorbeikommen“, sagt Monika Staesche.

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