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Panorama: Mondfinsternis: Zappenduster

Die totale Mondfinsternis hat am späten Dienstagabend viele Menschen in Deutschland in ihren Bann gezogen: Ein kaum bewölkter Himmel ermöglichte vor allem in Süddeutschland den Blick auf das seltene Himmelsschauspiel. Bei eisigen Minustemperaturen verfolgten über 250 Menschen auf der Stuttgarter Sternwarte wie der Kernschatten der Erde von unten her allmählich über den Mond kroch und ihn verfinsterte.

Die totale Mondfinsternis hat am späten Dienstagabend viele Menschen in Deutschland in ihren Bann gezogen: Ein kaum bewölkter Himmel ermöglichte vor allem in Süddeutschland den Blick auf das seltene Himmelsschauspiel. Bei eisigen Minustemperaturen verfolgten über 250 Menschen auf der Stuttgarter Sternwarte wie der Kernschatten der Erde von unten her allmählich über den Mond kroch und ihn verfinsterte.

Für viele Besucher der 1922 erbauten Sternwarte war es nicht die erste Mondfinsternis. Sie hatten sich angesichts der eisigen Temperaturen mit Wollmütze und dicken Handschuhen bestens ausgerüstet, um das mehrere Stunden dauernde Himmelsschauspiel zu verfolgen. Kurz vor 21 Uhr war der vollständig von dem Schatten erfasste Erdtrabant nur noch als eine ganz schwach schimmernde Scheibe zu sehen. Diese totale Verdunkelung dauerte eine Stunde. Das Himmelsspektakel war nur dort zu beobachten, wo der Himmel klar war. Berliner und Brandenburger hatten das Nachsehen.

Mondfinsternisse entstehen, wenn der Mond durch den Schatten der Erde wandert - wenn also die Erde genau zwischen ihm und der Sonne steht. Nimmt man die Sonne als Bezugspunkt, dann dreht der Mond jeweils einmal in ungefähr 30 Tagen eine Runde um die Erde. Allerdings findet nicht während jeder Umkreisung eine Mondfinsternis statt, weil die Mondumlaufbahn leicht geneigt ist gegenüber der Kreisbahn, auf der sich die Erde um die Sonne bewegt. Eine Mondfinsternis gibt es, wenn sich der Erdtrabant - als Vollmond - in der Nähe eines Bahnknotens befindet, eines Schnittpunkts beider Bahnen. Zu allen anderen Zeiten wandert er unterhalb oder oberhalb des Erdschattens vorbei.

Eine Mondfinsternis war überall dort zu verfolgen, wo der Mond über dem Horizont stand. Die nächste von Mitteleuropa aus sichtbare totale Mondfinsternis findet am 16. Mai 2003 statt. Manche der Himmelsgucker brachten ihre eigenen Fernrohre zur Beobachtung mit. Klaus-Peter Gerlach interessiert sich seit der letzten Sonnenfinsternis im August 1999 für Astronomie. "Ich habe mir jetzt ein Teleskop gekauft", berichtete er. Die Leute auf der Sternwarte standen Schlange, um einen Blick durch die installierten Teleskope zu werfen. Für manchen der Besucher hat der Mond auch eine besondere Bedeutung. "Bei zunehmenden Mond lassen sich viele Dinge leichter erledigen", sagte Sabine Grill. So sei eine Fastenkur ihren Erfahrungen zufolge bei abnehmenden Mond leichter durchzuführen.

Der elf Jahre alte Jacob Kruse war von der Mondfinsternis sehr begeistert. Er war schon öfter auf der Sternwarte. "Ich will einmal zum Mond fliegen", verriet er. Sein Freund sagte, er schaue öfter vor dem Schlafengehen Richtung Mond. Punkt 20.50 Uhr trat er vollkommen in den Kernschatten der Erde ein.

Die totale Mondfinsternis bedeutete allerdings nicht, dass der Erdtrabant überhaupt nicht mehr zu sehen war. Ein blasses Rot konnte am klaren Sternenhimmel wahrgenommen werden. Für die Fotografen unter den Beobachtern der Höhepunkt schlechthin. Sie drückten auf den Auslöser, um ein möglichst gutes Bild zu bekommen. "Ich wollte es einfach mal versuchen", sagte ein Mann. Er habe seinen Film mehrere Minuten lang belichtet.

Völlig versunken in den Anblick der totalen Mondfinsternis ist ein Mann im thüringischen Kaulsdorf vom Dach seiner Garage gefallen. Der 25-Jährige sei von dem Naturschauspiel so fasziniert gewesen, dass er das fehlende Geländer am Garagendach vergaß. Mit festem Blick auf den Erdtrabanten ging der Mann rückwärts, stürzte zweieinhalb Meter in die Tiefe und schlug im Hof auf. Seine Frau hatte vergeblich versucht, ihn in letzter Sekunde noch festzuhalten. Der 25-Jährige musste mit Kopfverletzungen und einem Beckenbruch ins Krankenhaus gebracht werden.

Die einzige totale Mondfinsternis dieses Jahres war nur in einigen Regionen Deutschlands zu beobachten. Gute Sicht hatten Hobbyastronomen vor allem vom Rhein-Main-Gebiet bis Baden- Württemberg.

Doch auch Beobachter in Schleswig-Holstein und dem westlichen Mecklenburg, konnten einen Blick auf das Himmelsereignis werfen. Dort habe es zwar keinen sternenklaren Himmel gegeben, dafür aber viele Wolkenlücken, sagte Steffen Fietze vom Wetterdienst Meteomedia.

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