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Monica Lewinsky

© dpa

Monica Lewinsky: Politischer Liebesdienst für Hillary

Monica Lewinsky schildert ihre Affäre mit Bill Clinton. Wie die frühere Praktikantin im Weißen Haus trotz ihrer Vorwürfe indirekt den Weg für Hillary Clinton als nächste Präsidentschaftskandidatin ebnet.

Mit der Schilderung ihrer Affäre mit Bill Clinton ebnet Monica Lewinsky indirekt den Weg für Hillary Clinton als nächste Präsidentschaftskandidatin der Demokraten. Das ist eine längere Geschichte.

Sex im Oval Office zwischen Monica Lewinsky und Bill Clinton

Es klang wie eine Ouvertüre. Im schwarzen Anzug und mit schwarzer Fliege am weißen Hemd stand der US-Präsident am Samstagabend vor seinem Publikum. Wie jedes Jahr nutzte Barack Obama das traditionelle „Correspondents’ Dinner“ im Weißen Haus als Gelegenheit, sich selbst und die Medien durch den Kakao zu ziehen. „Manchmal“, sagte der Präsident, fühle er sich von den anwesenden Reportern nicht respektvoll behandelt. Aber das sei okay. Ein Footballspieler habe die Einladung zum Festessen auch angenommen, Richard Sherman von den Seattle Seehawks. „Und er hat mir ein Paar großartige Tipps gegeben, wie ich damit umgehen kann.“ An die erzkonservativen „Fox News“ gerichtet sagte Obama: „Ihr werdet mich noch vermissen, wenn ich weg bin. Es wird viel härter sein, die Amerikaner davon zu überzeugen, dass Hillary in Kenia geboren wurde.“

Die Praktikantin und der Präsident.
Die Praktikantin und der Präsident.

© Reuters

Noch hat sie sich nicht erklärt, die einstige Gegenkandidatin von Obama, die Ex-Außenministerin in seinem ersten Kabinett und frühere First Lady an der Seite von Bill Clinton. Aber während das politische Amerika darauf wartet, ob Hillary Clinton 2016 als Präsidentschaftskandidatin antreten wird, ist noch eine weitere ehemalige Opponentin mit einer Wortmeldung aufgetaucht: Monica Lewinsky, die als jene White-House-Praktikantin bekannt wurde, mit der Bill Clinton Sex im Oval Office hatte, schildert in der kommenden Ausgabe der „Vanity Fair“ ihre Sicht der damaligen Affäre. Und darin schreibt sie erkennbar gegen einige Betrachtungen und Gerüchte an, die die Clintons in schlechtes Licht rücken.

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Was planen Republikaner und konservative Interessengruppen gegen Hillary Clinton?

Sollte Clinton sich zu einer Kandidatur entschließen, dann hat ihr Lewinsky jetzt den Weg dorthin vermutlich von immerhin einem Stolperstein befreit. Lange bevor Clinton, der derzeitige Vize-Präsident Joe Biden oder andere aus den demokratischen Reihen ihre Absicht erklärt hätten, ob sie im Wahljahr 2016 antreten, wirft Lewinsky ein Thema in die Debatte, das von den Republikanern und konservativen Interessengruppen ohnehin aufgebracht worden wäre. Spätestens dann, wenn Clinton sich als demokratische Kandidatin durchgesetzt haben sollte. Die Veröffentlichung zum jetzigen Zeitpunkt aber ist weit genug von den Vorwahlen entfernt. „Monica Lewinsky tut Hillary Clinton einen großen Gefallen“, kommentiert Ruth Marcus in der „Washington Post“. „Clearing the deck“ (Klar Schiff machen) titelt „Twitchy“, eine Netz-Seite, die Tweets aus dem Polit-Circle der amerikanischen Hauptstadt sichtet.

Hillary Clinton.
Hillary Clinton.

© Getty Images/AFP

Lewinsky möge das vielleicht gar nicht angepeilt haben, schreibt Marcus. Wenn Clintons Erklärung komme, sei Lewinsky dann aber „eine alte Nachricht“. Und das tue beiden Frauen gut. Es helfe Hillary Clinton ganz offensichtlich, „jetzt die dreckige Wäsche zu waschen“, kommentiert auch „Twitchy“. Das Ziel des Ganzen sei es, dem Clinton-Team die Gelegenheit zu der einen Frage zu geben: Wer interessiert sich heute noch für ein beschmutztes blaues Kleid? „Welchen Unterschied macht das jetzt noch?“

"Vanity Fair" gab die Ausführungen von Monica Lewinsky zunächst nur in Auszügen preis

In ihrem Text, den „Vanity Fair“ am Mittwoch nur in Auszügen vorab preisgab, betont Lewinsky zwei Aspekte, die für die Clintons politisch einen großen Unterschied machen. Erstens sei die Affäre eine einvernehmliche Sache zwischen zwei Erwachsenen gewesen. Ausgenutzt worden sei sie nicht bei der Affäre, sondern erst später, als die Sache zu einem Amtsenthebungsverfahren des Präsidenten geführt hatte. „Jeglicher Missbrauch“, heißt es vorab, „kam im Nachspiel der Affäre, als ich zum Sündenbock gemacht wurde, um seine machtvolle Position zu sichern“. Sie sei von allen Seiten gebrandmarkt worden. Und Geld, wie vielfach unterstellt, habe sie von den Clintons nie bekommen.

Monica Lewinsky selbst ist es auch, die den Zeitpunkt ihrer Wortmeldung mit der politischen Zukunft von Hillary Clinton verbindet. Sie habe die Öffentlichkeit gescheut, um 2008 während Clinton-Präsidentschaftskampagne nicht zum Thema zu werden. Jetzt sei aber die Zeit gekommen, nicht mehr „auf Zehenspitzen“ um ihre Vergangenheit herumzuschleichen – „und um die Zukunft anderer Leute“. Nach dem Skandal, schreibt Lewinsky, habe sie lukrative Angebote abgelehnt. „Mehr als zehn Millionen Dollar“ hätten ihr gewunken, hätte sie ihre Geschichte erzählt. Was sie allerdings auch schon einmal getan hat. Vor 15 Jahren führte Lewinsky mit dem Autor Andrew Morton lange Gespräche und autorisierte schließlich eine Biographie. Lewinsky aber schreibt, in letzter Zeit habe sie Angst bekommen „ein Thema“ zu werden, sollte Clinton antreten. Und sie habe sich die Frage gestellt: „Soll ich mein Leben wieder für acht oder zehn Jahre auf Warteposition stellen?“

Hillary Clinton ist auf Lewinsky weniger gut zu sprechen. In den Memoiren ihrer Freundin Diane Blair taucht auf, dass Clinton Lewinsky in Briefen als „narzistische, bekloppte Cartoonfigur“ bezeichnet hat. „Wenn’s nicht Schlimmeres ist“, habe sie sich gedacht, schreibt Lewinsky, „dann kann ich ja froh sein.“ Am 10. Juni wird Hillary Clintons lange erwartete Autobiografie „Hard Choices“ in den Buchläden ausliegen. Es ist kaum vorstellbar, dass das Kapitel „Oval Office“ darin keine Rolle spielt. Vor allem aber hofft das politische Amerika, dass sich mit dem Buch der Vorhang vor Hillary Clintons politischer Zukunft hebt.

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