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Panorama: Mord an Lehrerin löst Entsetzen aus

Sie galt als streng und war trotzdem beliebt

Ahrensburg Die Worte sind mit blauem Füller auf ein weißes Blatt linierten Papiers geschrieben: „Sie waren eine wunderbare Lehrerin. Sie haben uns immer geholfen.“ Es ist der Abschiedsgruß von Mareike aus der Klasse 8c an ihre Lehrerin. Ein Schüler, gerade einmal zwei Klassen weiter als das Mädchen, soll, wie berichtet, die beliebte Pädagogin gemeinsam mit seinem Bruder in ihrer Wohnung in Ahrensburg in Schleswig-Holstein ermordet haben.

In der ruhigen Siedlung Gartenholz an der Bundesstraße 75 herrschen nach der Festnahme der beiden 18 und 20 Jahre alten Tatverdächtigen Entsetzen und Ratlosigkeit unter den Nachbarn.

„Es ist Zeugniszeit, da war mir sofort klar, das kann nur einer ihrer Schüler gewesen sein“, sagt die junge Frau, die im Erdgeschoss des gepflegten Mehrfamilienhauses am Syltring lebt.

Zwei Stockwerke über ihr geschah am Sonntag vergangener Woche gegen 22 Uhr der Mord – und niemand hat es zunächst bemerkt. Erst einen Tag später, als eine Nachbarin die Wohnung der 55-jährigen Lehrerin mit einem Zweitschlüssel öffnete, weil sie ein merkwürdiges Gefühl hatte, wurde die Leiche entdeckt. Die allein stehende Frau wurde mit mehreren Messerstichen umgebracht, sie verblutete.

Birgit Ortmann ist selbst Lehrerin, wohnt zwei Häuser weiter. „Das ist unmöglich, eine völlig neue Dimension. Dass mal Reifen an den Autos zerstochen sind oder Kratzer im Lack, das kennt man ja schon, wenn sich Schüler rächen wollen. Aber so ein Mord, einfach entsetzlich, was heute möglich ist“, sagt die 39-Jährige. „Ich bin froh, dass ich an einer Grundschule unterrichte, da ist das nicht so schlimm“, sagt die Lehrerin.

Das Mordopfer hat an der Heimgarten-Realschule Deutsch, Kunst und Biologie unterrichtet. Der 18-jährige Tatverdächtige hatte bei ihr Deutsch, ihm drohte ein Mangelhaft. Er sah dadurch seine Chancen sinken, im Sommer bei der Bundeswehr als Zeitsoldat akzeptiert zu werden, erklärte die Polizei nach ersten Vernehmungen. Mitschüler hatten die Ermittler auf die Spur der aus Kasachstan stammenden Verdächtigen gebracht. Der Schüler hatte sich schon lautstark mit der Lehrerin über die Noten gestritten.

Stefan Schneider hatte selbst bei der als streng geltenden, aber dennoch beliebten Lehrerin Deutschunterricht. 1990 hat er seinen Abschluss gemacht. „Sie ist als Lehrerin immer nett gewesen, hier hatten wir allerdings kaum noch Kontakt, obwohl ich nur ein Haus weiter lebe“, erzählt der 31-Jährige. Vor der Tür des Blocks mit acht Wohnungen am Syltring stehen rote Windlichter, am Boden liegen Rosen. „Wer tut so etwas?“, steht in einem Brief.

Die Lübecker Mordkommission ist sich sicher, die Mörder festgenommen zu haben, auch wenn beide die Tat bestreiten. In den nächsten Tagen wolle man weitere ausgewertete Spuren mit den Mordverdächtigen abgleichen. Die Stadt und die Lehrergewerkschaft wollen vom heutigen Montag an mit den Schülern und dem Kollegium über die Tat sprechen. dpa

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