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Mord an Tim: Freund der Mutter festgenommen

Der kleine Tim aus Elmshorn ist nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft vom Freund seiner Mutter erschlagen worden. Der 38-Jährige hat ein Teilgeständnis abgelegt.

Itzehoe - Die Polizei nahm am Mittwochabend den 38 Jahre alten Lebensgefährten der 21-jährigen Mutter fest. Oliver H. habe in einem Teilgeständnis zugegeben, den Jungen getötet zu haben, sagte Oberstaatsanwalt Wolfgang Zepter am Donnerstag in Itzehoe in Schleswig-Holstein. Der Junge starb nach dem Ergebnis der Obduktion an «massiver Gewaltanwendung gegen den Kopf».

Ein Richter am Amtsgericht Itzehoe erließ wegen des «dringenden Tatverdachts des Totschlags» Haftbefehl gegen den Bautischler und Gelegenheitsarbeiter, bestätigte der Leiter der «Soko Tim», Rainer Holm. Nach Angaben des Oberstaatsanwalts müssen noch Ungereimtheiten im Geständnis geklärt werden. Zunächst habe der 38-jährige in den Vernehmungen versucht, die Tat als Unfall darzustellen.

Als Todeszeitpunkt gab Zepter den Mittwoch der vergangenen Woche an, einen Tag, bevor die Mutter den Jungen als vermisst gemeldet hatte. Warum der 38-Jährige den Jungen erschlug, auf den er aufpassen sollte, blieb noch unklar: «Zur Motivlage sollen derzeit keine Erklärungen abgegeben werden», sagte Zepter. Polizisten hatten Tims Leiche am Mittwoch in einer Sporttasche in einem Garten nahe der Wohnung von Tims Mutter gefunden. Dort hatte der Tatverdächtige in einem Haus seines Vermieters Handwerksarbeiten ausgeführt.

Die Mutter hatte Tim am Donnerstag vergangener Woche als vermisst gemeldet und in ihrer Anzeige falsche Angaben gemacht. Sie wollte Tim angezogen in sein Bettchen gelegt und etwa drei Stunden später sein Verschwinden bemerkt haben. Der Junge hatte sich aber bereits seit mehreren Tagen bei Oliver H. befunden. Die Mutter hatte Tim nach Zepters Angaben zuletzt 48 Stunden vor der Vermisstenmeldung gesehen. Der Oberstaatsanwalt sagte, der Zweijährige habe sich häufiger in der Obhut des 38 Jahre alten Bautischlers befunden. «Das war durchaus üblich.» Das Paar war seit sechs Monaten zusammen. Im Einvernehmen mit der Mutter sollte Oliver H. bei Tim «eine Art Erzieherrolle übernehmen», sagte Zepter.

«Am Donnerstag war Oliver H. in die Wohnung der Mutter gegangen. Er sagte, er habe das Kind ins Bett gebracht», erklärte der Oberstaatsanwalt. Die Mutter sollte später noch einmal nachsehen. Ihre falschen Angaben begründete die allein erziehende 21-Jährige mit Befürchtungen wegen des Sorgerechts. «Sie dürfen die optimale Vorstellung einer Mutterrolle nicht zu Grunde legen», sagte Zepter in Anspielung auf die schwierigen Familienverhältnisse. «Leider wachsen Kinder nicht immer unter den gleichen behüteten Verhältnissen auf, die man sich selber wünschen würde.» Zwischen der 21-Jährigen und ihrem Freund habe es auch Streitereien gegeben.

Bei den ersten Ermittlungen gab es keine Hinweise auf einen familiären Hintergrund, betonte Holm. Es bestehe weder gegen die Mutter noch gegen andere Personen als den 38-Jährigen ein Verdacht, sagte Zepter. Die 21-Jährige werde ärztlich betreut. «Sie war bestürzt», als sie vom Tod ihres Sohnes und der Festnahme ihres Lebensgefährten erfahren habe.

Nach tagelanger erfolgloser Suche in Elmshorn hatten die Ermittler das Grundstück, auf dem der Tatverdächtige gearbeitet hatte, am Mittwoch mit Hilfe eines Spürhundes durchsucht. Zuvor waren Beamte dort schon einmal erfolglos gewesen, allerdings auf der Suche nach dem lebenden Kind. Daher sei die tief im Dickicht versteckte Tasche nicht entdeckt worden.

Das ganze Drama spielte sich in einem Umkreis von nur etwa 100 Meter um die Wohnung von Tims Mutter ab. Die Großeltern des Kindes und der getrennt von der 21-Jährigen lebende Vater haben ihre Wohnungen ebenfalls in unmittelbarer Nähe des Fundortes am Rande der Elmshorner Innenstadt. Auch am Donnerstag kamen wieder zahlreiche Nachbarn zu dem rosa getünchten alten Haus, um Blumen niederzulegen oder Kerzen anzuzünden. (tso/dpa)

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