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Panorama: Morddrohungen: Gutachter für das griechische Fährunglück gibt auf

Die Havarie der griechischen Autofähre "Express Samina", die am 26. September in der Ägäis auf ein Riff lief und 82 Menschen in den Tod riss, entwickelt sich immer mehr zu einem Krimi.

Die Havarie der griechischen Autofähre "Express Samina", die am 26. September in der Ägäis auf ein Riff lief und 82 Menschen in den Tod riss, entwickelt sich immer mehr zu einem Krimi. Eine Woche nach dem Selbstmord des Chefs der Unglücksreederei Minoan Flying Dolphins (MFD) warf jetzt der von der Staatsanwaltschaft mit der Untersuchung des Wracks beauftragte Sachverständige das Handtuch. Er habe Morddrohungen erhalten, sagte der Gutachter Ilias Stefanakos, denn bei seinen Ermittlungen sei er der "Wahrheit über den Untergang der Express Samina sehr nahe gekommen". Seine bisherigen Ermittlungsergebnisse will der Sachverständige für sich behalten. Er habe aber zwei Anwälten Aufzeichnungen übergeben, für den Fall, dass ihm etwas zustoße, hielt Stefanakos in einer schriftlichen Erklärung fest.

Mit dem Rücktritt des Gutachters bekommt die Affäre um den Untergang der Express Samina eine neue Wendung. Das Schiff war am Abend des 26. September vor der Insel Paros bei klarer Sicht mit Volldampf auf ein allseits bekanntes, mit einem Leuchtfeuer gekennzeichnetes Riff gelaufen und binnen weniger als einer Stunde gesunken. 82 der rund 500 Passagiere ertranken. Überlebende berichteten, die Offiziere hätten vor dem Unglück ein Fußballspiel im Fernsehen verfolgt. Weder der Kapitän noch der Erste Offizier seien auf der Brücke gewesen.

Der Kapitän und der Erste Offizier der Fähre sitzen in Untersuchungshaft. Sie sind wegen Totschlag angeklagt. Ermittelt wird auch gegen die Manager der Unglücksreederei MFD. Die Staatsanwälte prüfen, ob das Schiff seetüchtig war. Wie sich inzwischen herausstellte, war die Express Samina vor dem Untergang zeitweilig ohne Betriebserlaubnis unterwegs.

Für Spekulationen sorgen die möglichen politischen Dimensionen der Havarie. MFD-Chef Pantelis Sfinias hatte das Unternehmen, eine Tochtergesellschaft des griechischen Verkehrskonzerns Minoan Lines, durch Aufkäufe von über 70 Schiffen seiner Konkurrenten binnen der vergangenen zwei Jahre zur größten Fährschiffreederei im Mittelmeer gemacht. Zum kometenhaften Aufstieg der Reederei sollen nicht zuletzt gute politische Verbindungen beigetragen haben, etwa zum früheren sozialistischen Marineminister Stefanos Soumakis, der die Reederei bei der Vergabe von Verkehrsrechten begünstigt haben soll.

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