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Eine Kanone in Form einer Thüringer Rostbratwurst im Brötchen steht auf dem Gelände des Deutschen Bratwurstmuseums.

© Jens-Ulrich Koch/dpa-Zentralbild/dpa/Bildfunk

Mühlhausen: Empörung über geplanten Umzug von Bratwurstmuseum auf früheres KZ-Gelände

Der beabsichtigte Umzug des Thüringer Bratwurstmuseums auf ein ehemaliges KZ-Gelände sorgt für große Irritationen. Dennoch werden die Pläne konkreter.

Der geplante Umzug des Deutschen Bratwurstmuseums auf das Gelände eines ehemaligen KZ-Außenlagers im nordthüringischen Mühlhausen sorgt für Diskussionen. Der Stadtrat stimmte am Donnerstagabend dennoch mit großer Mehrheit der Änderung des Flächennutzungsplanes für das Gebiet am Stadtwald zu, wie eine Sprecherin der Stadt am Freitag sagte. Damit sei der Weg für den Bau aber noch nicht ganz frei. Auch dem Bebauungsplan müsse der Stadtrat noch zustimmen.

Auf dem Gelände soll zusätzlich ein Gedenkort entstehen, wie die Sprecherin sagte. Bisher gibt es keinen Hinweis auf die dunkle Vergangenheit des verwahrlosten Geländes. Auf den Dächern einiger ungenutzter Gebäude wird Solarstrom erzeugt.

In dem ehemaligen Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald wurden von September 1944 bis Februar 1945 rund 700 jüdische Frauen hauptsächlich aus Ungarn und Polen gefangen gehalten. Die in das Lager deportierten Frauen mussten in einem rund drei Kilometer entfernten Rüstungsbetrieb Zwangsarbeit verrichten.

Das Bratwurstmuseum ist bislang in Holzhausen bei Arnstadt in Thüringen und soll von dort nach Mühlhausen umziehen. Die am Mittwoch bekanntgewordenen Standortpläne hatten am Donnerstag für Diskussionen gesorgt. Der private Investor des Museums und die Stadt Mühlhausen haben laut Medienberichten eingeräumt, die Geschichte des Ortes nicht gekannt beziehungsweise nicht richtig eingeschätzt zu haben. „Mich hat diese Nachricht genauso überrascht wie wahrscheinlich viele“, sagte Thomas Mäuer, der stellvertretende Vorsitzende der „Freunde der Thüringer Bratwurst“.

Bei einem Pressetermin hätten die Verantwortlichen die Wahl des Standorts zunächst unter anderem damit verteidigt, es habe sich nur um ein Schlaflager gehandelt. Die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora widersprach dem heftig. Zur Schadensbegrenzung sei daraufhin am Donnerstag sowohl das Gespräch mit der Jüdischen Landesgemeinde als auch mit der Gedenkstätte gesucht worden, berichtete die „Mühlhäuser Allgemeine“.

„Da hat jemand nicht verstanden, was es bedeutet, in einem KZ eingesperrt zu sein“, sagte der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm. Er hätte sich gewünscht, dass sich die Verantwortlichen besser informiert hätten. Der Landesvorsitzende verwies in der „Mühlhäuser Allgemeinen“ aber auch auf das bisher gute Verhältnis zu Mühlhausen, wo es eine jüdische Synagoge gibt und viele gemeinsame Veranstaltungen stattfinden. „Gemeinsam sollten wir einen anderen Standort finden“, sagte Schramm.

Seit 2008 besitzt nach Angaben der Stadt ein privater Investor das Gelände am nordöstlichen Rand des Stadtwalds in Mühlhausen. Zuvor war das Gelände im Besitz des Bundes. (dpa, epd)

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