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Das Türschild am Salzburger Haus Gurlitts.

© dpa

Münchner Kunstfund: Kunstsammler Cornelius Gurlitt ist tot

Der Kunstsammler Cornelius Gurlitt ist mit 81 Jahren gestorben. Die Beschlagnahme von hunderten seiner Kunstwerke löste eine Debatte um Raubkunst im Dritten Reich aus.

Der Kunstsammler Cornelius Gurlitt ist tot. Er starb am Montag in seiner Münchner Wohnung, wie sein Sprecher am Dienstag mitteilte. Demnach hatte sich der 81-Jährige nicht mehr von einer schweren Herzoperation erholt Gurlitt sei im Beisein seines Arztes und seines Pflegers verstorben. Nach der Herz-OP und einem wochenlangen Aufenthalt in einer Klinik sei es sein Wunsch gewesen, in seine Schwabinger Wohnung zurückzukehren. Dort sei er in den letzten Wochen rund um die Uhr pflegerisch betreut und versorgt worden. Gurlitt befand sich seit Ende vergangenen Jahres unter amtlicher Betreuung.
Gurlitt war im Herbst 2011 zufällig ins Visier der Justiz geraten. Bei einer Durchsuchung in seiner Schwabinger Wohnung entdeckten die Ermittler dann im Februar 2012 rund 1400 Meisterwerke, von denen viele
seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen galten. Dazu zählten Werke von Picasso, Chagall, Matisse, Beckmann und Nolde. Gurlitt erklärte, sie von seinem Vater - einem Kunsthändler - geerbt zu haben. Er hatte sie zum größten Teil jahrelang in seiner Münchner Wohnung gelagert.

Zuletzt wollte Cornelius Gurlitt Raubkunst-Bilder zurückgeben

Die Augsburger Staatsanwaltschaft ermittelte gegen Gurlitt zwar wegen des Verdachts auf Steuervergehen, die öffentliche Debatte drehte sich allerdings um die Herkunft der Bilder und den Verdacht, dass sie im Dritten Reich nicht rechtmäßig erworben worden waren. Der Fall Gurlitt brachte die Diskussion um die Rückgabe von NS-Raubgut so wieder ins Rollen. Gurlitt lehnte eine freiwillige Rückgabe an die ursprünglichen Eigentümer oder deren Erben ab, weil sie rechtmäßig erworben worden seien. Die Kunstwerke blieben jedoch beschlagnahmt. Im März waren im Salzburger Haus Gurlitts noch einmal mehr als 200 Kunstwerke entdeckt worden.

Schon zuvor hatten seine Anwälte beim Amtsgericht Augsburg Beschwerde gegen die Beschlagnahme der Kunstsammlung eingelegt. Sie forderten die Rückgabe der Sammlung wegen formeller Mängel des Gerichtsbeschlusses zur Beschlagnahme. Diese verstoße gegen das Prinzip der Verhältnismäßigkeit. Ende März dann verlautete, dass Gurlitt alle Bilder, die aus jüdischem Besitz geraubt wurden, an die Eigentümer oder deren Nachfahren zurückgeben wolle.

Cornelius Gurlitt lebte zurückgezogen in Schwabing

Am 7. April hatte Gurlitt der Bundesregierung und dem Freistaat Bayern vertraglich zugesichert, seine millionenschwere Sammlung auch nach dem Ende der Beschlagnahme von Experten untersuchen zu lassen und unter Nazi-Raubkunstverdacht stehende Werke gegebenenfalls zurückzugeben. Daraufhin hob die Staatsanwaltschaft Augsburg die Beschlagnahme auf und gab die Werke frei. In der Begründung bezog sich die Behörde auch auf neue Erkenntnisse aus der Beanstandung der Gurlitt-Anwälte. „Die Beschwerde hat ihren Zweck erfüllt“, sagte Gurlitts Sprecher. Wann die Rückgabe stattfinden soll und wo die Bilder dann unterkommen, dazu wollen Gurlitts Berater sich weiterhin nicht äußern.

Bis er in das Zentrum der wohl spektakulärsten Kunstsensation der vergangenen Jahrzehnte geriet, hatte Gurlitt ein zurückgezogenes Leben in seiner Schwabinger Wohnung und seinem Haus in Salzburg geführt. „Mehr als meine Bilder habe ich nichts geliebt in meinem Leben“, sagte er in seinem einzigen Interview im „Spiegel“. (dpa/AFP)

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