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Vier Tage nach der Amoktat in den Räumen der Zeugen Jehovas in Hamburg dauern die Ermittlungen weiter an.

© Foto: dpa/Christian Charisius

Hass-Manifest vor Amoklauf in Hamburg: Polizei übersah offenbar Buch des mutmaßlichen Täters

Obwohl es online erhältlich war, übersah die Polizei einem Bericht zufolge das Werk bei einer früheren Überprüfung des mutmaßlichen Amokläufers. Darin verbreitete dieser offenbar fanatische Thesen.

Die Waffenbehörde der Hamburger Polizei hat nach Medien-Informationen bei der Überprüfung des mutmaßlichen Amokläufers Philipp F. dessen Buch „Die Wahrheit über Gott, Jesus Christus und Satan“ übersehen.

Bei einer Aufarbeitung der Tat vom vergangenen Freitag in einer Hamburger Gemeinde der Zeugen Jehovas gaben die Beamten an, das knapp 300-seitige Werk nicht gelesen zu haben, wie „Zeit Online“ berichtet.

Das Buch erschien demnach Ende 2022 und enthält zahlreiche antisemitische Aussagen, F. erkläre darin zudem Massenmord im Auftrag Gottes für legitim und Adolf Hitler zu einem Werkzeug Christi.

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Im Januar sei bei der Polizei Hamburg ein anonymes Schreiben eingegangen, wonach F. Aggressionen gegen religiöse Gruppen und seinen früheren Arbeitgeber, ein Energieunternehmen, hege. Auch sei der 35-Jährige seit Jahren erkennbar psychisch krank, weigere sich aber, einen Psychologen aufzusuchen.

Blumen und Kerzen vor dem Eingangsbereich eines Gemeindehauses der Zeugen Jehovas.
Blumen und Kerzen vor dem Eingangsbereich eines Gemeindehauses der Zeugen Jehovas.

© Foto: dpa/Christian Charisius

Aufgrund dieses Schreibens habe eine Überprüfung von Philipp F. stattgefunden, wofür die Beamten zwar im Internet nach Hinweisen auf psychische Auffälligkeiten suchten, jedoch das Buch, das damals bereits auf Amazon erhältlich gewesen sei, offenbar nicht fanden.

Polizei hätte Täter die Waffe nicht entziehen können

Nach der ersten Aufarbeitung vertritt die Polizei Hamburg laut dem Bericht aber die Auffassung, dass dies auch keine weitere Handhabe gebracht hätte, um Philipp F. unmittelbar seine halbautomatische Pistole zu entziehen.

Das deutsche Waffengesetz fordere dafür „Tatsachen“, die klar auf eine nicht mehr gegebene charakterliche oder gesundheitliche Eignung hindeuten. Die Aussagen in dem Buch hätten dafür laut Polizei Hamburg ebenso wie der anonyme Brief nicht ausgereicht.

Am 7. Februar erschienen Beamte der Hamburger Waffenbehörde zu einem unangemeldeten Kontrollbesuch in F.s Hamburger Wohnung. Wie mehrere mit den Ermittlungen vertraute Personen „Zeit Online“ bestätigt hätten, sollen sich an diesem Tag nur wenige Magazine an Munition in einem Safe befunden haben, in dem F. auch die Pistole aufbewahrte.

Bei der Tat am 10. März habe der mutmaßliche Amokschütze aber 46 Magazine mit 690 Schuss Munition angesammelt. 135-mal schoss er nach Erkenntnissen der Ermittler auf die Mitglieder der Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg-Alsterdorf, tötete dabei sieben Menschen und anschließend sich selbst. Bei dem Kontrollbesuch im Februar hätten die Beamten die Wohnung laut „Zeit Online“ nicht durchsucht. (KNA)

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