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Die Jägerin Sabrina Corgatelli posiert auf Facebook mit einer erlegten Giraffe. Mehr als 4000 Usern gefällt das.

© Facebook

Nach Ermordung von Löwen Cecil in Simbabwe: Empörung über Großwildjagd - Jägerin postet Foto mit erlegter Giraffe

"Giraffen sind gefährlich Tiere", sagte eine Jägerin und löst mit einem Foto weltweite Empörung aus. Nach dem Tod des Löwen Cecil hat Simbabwe die Großwildjagd weiter eingeschränkt. Mehrere Airlines beschlossen, keine Jagdtrophäen mehr als Fracht zu befördern.

Nur Tage nach dem Jagdtod des Löwen Cecil in Simbabwe hat eine Facebook-Seite mit Bildern einer Großwildjagd Empörung in der Internetgemeinde ausgelöst - die Kommentare gehen hin bis zu Morddrohungen. Adressatin ist eine Frau aus Idaho, die sich Sabrina Corgatelli nennt und mehrere Bilder von sich bei einer Großwildjagd in Afrika postete. Besonders empört reagierten Betrachter auf ein Foto, auf dem die Frau neben einer Giraffe posiert, die sie angeblich gerade geschossen hatte. „Alle Kommentare, die Dich Miststück oder Bastard nennen, werden Dir nicht gerecht. Du bist viel weniger als das“, heißt es in Kommentaren. Andere nennen sie „seelenlos“, „widerlich“, „krank“ oder „einfach nur zum Kotzen“ und machen sich über das Aussehen der Frau lustig.

Es gibt Drohungen wie „So eine wie Du lebt gefährlich“ und „Du solltest künftig gut aufpassen, wo Du hingehst“ oder andere, die ihr ein Koma wünschen oder schreiben, man solle die Frau töten, um Tiere zu retten. Corgatelli, die auch vehement ein liberales Waffenrecht auf ihrer Seite verteidigt, hatte sich zuvor im US-Fernsehen geäußert: „Jeder denkt, wir sind herzlose Jäger. Aber da gibt es eine Verbindung und nur weil wir sie jagen, heißt es nicht, dass wir sie nicht respektieren“, sagte sie der NBC-Sendung „Today“. Giraffen seien „gefährliche Tiere, die einen schnell sehr ernst verletzen können“. Auf ihrer Facebook-Seite argumentierte sie mit der Bibel: „In der Genesis heißt es: Jedes lebende Geschöpf sei Dir Nahrung.“

Großwildjagd in Simbabwe weiter eingeschränkt

Die simbabwischen Behörden haben nach der Tötung des in ganz Afrika bekannten Löwen Cecil aus dem Hwange-Nationalpark die Großwildjagd eingeschränkt. Das Jagen von Löwen, Leoparden und Elefanten wurde am Wochenende in der Region mit sofortiger Wirkung ausgesetzt. Die Behörden teilten außerdem mit, dass sie einem weiteren Trophäenjäger aus den USA auf der Spur seien und dessen Safari-Veranstalter festgenommen hätten. Die Jagd werde nur noch nach einer schriftlichen Erlaubnis der Behörde und im Beisein von Parkpersonal gestattet, teilte die Nationalparkverwaltung mit.

Nach dem Tod des Löwen Cecil in Simbabwe Großwildjagd in Kritik geraten. Grafik: Löwen in Afrika - Population und Lebensraum der durch Trophäenjäger bedrohten Tiere.
Nach dem Tod des Löwen Cecil in Simbabwe Großwildjagd in Kritik geraten. Grafik: Löwen in Afrika - Population und Lebensraum der durch Trophäenjäger bedrohten Tiere.

© AFP

Der "illegale Tod" des beliebten Löwen Cecil durch den US-Großwildjäger Walter Palmer habe gezeigt, dass die Regeln verschärft werden müssten. Jedes Zuwiderhandeln werde streng geahndet. Die simbabwische Regierung erklärte, bei dem zweiten US-Jäger handele es sich um Jan Cismar Sieski aus Pennsylvania. Er soll im April ohne die dafür erforderliche Erlaubnis einen Löwen gejagd und getötet haben. Die Polizei vernahm Sieskis Safari-Veranstalter Headman Sibanda. Dieser sei kooperativ, hieß es in der Erklärung. Die simbabwische Regierung kündigte eine umfassende Überprüfung der gesamten Jagdindustrie an. Für Dienstag berief sie eine Krisensitzung mit Vertretern der Safari-Veranstalter und Naturschützern ein.

"Ein abscheulicher Zeitvertreib reicher, abgestumpfter Leute"

 

Cecils Kadaver war Anfang Juli außerhalb des Hwange-Nationalparks entdeckt worden. Der Kopf der vor 13 Jahren im Park geborenen Raubkatze fehlte, das Fell war abgezogen. Das Tier wurde bei der Jagd zunächst nur verwundet und starb erst viele Stunden später. Verantwortlich für den Tod Cecils ist der Zahnarzt Palmer, der für die Jagd 55.000 Dollar gezahlt haben soll. Simbabwe fordert seine Auslieferung, in den USA wurden Ermittlungen gegen ihn eingeleitet. Die Trophäenjagd löste weltweit Empörung aus. Palmer wurde in sozialen Onlinenetzwerken schwer beschimpft und von einem US-Talkshow-Moderator als "meistgehasster Mann Amerikas" bezeichnet.

Der Zahnarzt selbst bedauerte die Tötung in einer Erklärung, versicherte aber, von einer legalen Jagd ausgegangen zu sein. Die Tierschutzorganisation Peta forderte ein Ende jeglicher Trophäenjagd. Diese sei "ein abscheulicher Zeitvertreib reicher, abgestumpfter Leute auf der Suche nach Nervenkitzel", sagte Peta-Chefin Ingrid Newkirk dem Sender CNN. Das für Jagden ausgegebene Geld könnte stattdessen Dörfern in Afrika zugute kommen oder für Hilfsprogramme verwendet werden.

Der Löwe "Cecil" wurde an diesem Wochenende neben vielen anderen vom Aussterben bedrohten Tieren im Rahmen des Projektes "Wandel zeigen" des Oscar-Preisträgers und Ozean-Schützers Louis Psihoyos in New York auf das Empire State Building projiziert.
Der Löwe "Cecil" wurde an diesem Wochenende neben vielen anderen vom Aussterben bedrohten Tieren im Rahmen des Projektes "Wandel zeigen" des Oscar-Preisträgers und Ozean-Schützers Louis Psihoyos in New York auf das Empire State Building projiziert.

© AFP

Für weiteres Aufsehen sorgte am Samstag die Mitteilung eines Naturschutzverbands aus Simbabwe, wonach auch der Löwe Jericho, ein angeblicher Bruder Cecils, getötet worden sei. Die Nationalparkverwaltung von Simbabwe setzte den Gerüchten am Sonntag ein Ende und versicherte, Jericho sei am Leben. Das Tier sei Teil eines Forschungsprojekts eines britischen Wissenschaftlers, der den Löwen am Sonntagmorgen fotografiert habe. Jericho sei überdies kein Bruder von Cecil. Um auf das Schicksal bedrohter Tierarten aufmerksam zu machen, wurde am Samstag ein riesiges Bild von Cecil auf das Empire State Building in New York projiziert. Über 33 Stockwerke hinweg wurden die Bilder weiterer Tiere gezeigt. Die umstrittene Großwildjagd hat auch in Deutschland Anhänger. Laut einem Bericht der "Welt am Sonntag" führten deutsche Trophäenjäger im Jahr 2014 elf Löwen ein, außerdem zahlreiche Schwarzbären, Leoparden, Elefanten und einen Eisbär.

UPS will weiter Jagdtrophäen transportieren

Wildtier-Forscher der Universität Oxford, die der Fährte des Tieres über Jahre gefolgt waren, haben Spenden in Höhe von umgerechnet mehr als 780.000 Euro erhalten. Mit dieser "großartigen Unterstützung" werde sich das Forschungsteam künftig noch mehr für den Erhalt der Löwen im Hwange-Nationalpark und Umgebung einsetzen, bedankte sich am Dienstag der Leiter des Forschungszentrums Wildcru, David Macdonald, bei den Spendern. Die weltweite Betroffenheit über Cecils Geschichte gehe über das tragische Schicksal eines einzelnen Löwen hinaus, fügte der Forscher hinzu: "Sie sendet ein Signal, dass den Menschen der Erhalt der Arten am Herzen liegt. (...) Uns inspiriert diese Unterstützung."

Löwe "Cecil"
Löwe "Cecil"

© dpa

Nach den großen US-Fluglinien Delta und American beschlossen am Dienstag auch die Airlines United Continental und Air Canada, keine Jagdtrophäen bestimmter großer Wildtiere mehr als Fracht zu befördern. Der Paketdienst UPS wollte sich diesem Schritt allerdings nicht anschließen. Viele Dinge, die transportiert würden, könnten für Kontroversen sorgen, das hänge von der jeweiligen Öffentlichkeit ab, teilte das Unternehmen mit. Es betonte allerdings, dass jegliche versendeten Güter legal sein müssten.

Iraner will Skulptur für Cecil bauen

Irans führender Bildhauer Parviz Tanavoli will eines seiner jüngsten Werke dem in Simbabwe getöteten Löwen Cecil widmen. Der brutale Tod des Publikumlieblings vom Hwange-Nationalpark habe ihm "das Herz gebrochen", sagte der 78-jährige Pionier der modernen Bildhauerei im Iran der Nachrichtenagentur Isna. Um die Erinnerung an Cecil wach zu halten und den Kampf gegen Tierquälerei zu unterstützen, werde er ihm eine seiner zuletzt geschaffenen Löwen-Skulpturen widmen. Tanavoli, der sich in seinen Bronze- und Metallskulpturen auch mit der iranischen Folklore auseinandersetzt, hat sich in seiner rund sechzigjährigen Schaffensphase immer wieder mit Löwen beschäftigt. Der Agentur Irna sagte er nun, Cecils Schicksal habe ihn wieder an den Tod des letzten iranischen Löwen vor rund 50 Jahren erinnert. (dpa, AFP)

Der iranische Künstler Parviz Tanavoli möchte dem Löwen Cecil eine Skulptur widmen.
Der iranische Künstler Parviz Tanavoli möchte dem Löwen Cecil eine Skulptur widmen.

© AFP

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