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Nach Katrina: Erste Klagen gegen Verantwortliche

Die Staatsanwaltschaft im US-Staat Louisiana hat den Leiter eines Altenheims wegen fahrlässiger Tötung in 34 Fällen angeklagt. Unterdessen liegt die Zahl der geborgenen Toten bei weit über 600.

Washington (14.09.2005, 11:45 Uhr) - Nach der Hurrikan-Katastrophe hat die Staatsanwaltschaft des US-Bundesstaates Louisiana die Leiter eines Altenpflegeheims wegen fahrlässiger Tötung in 34 Fällen angeklagt. Es sei die erste größere strafrechtliche Maßnahme nach der Naturkatastrophe im Süden der USA vor zweieinhalb Wochen, berichtete der Sender CNN. Die Zahl der Toten in den Bundesstaaten Louisiana und Mississippi sei inzwischen auf über 640 gestiegen. Die Bergung der Leichen ist allerdings noch nicht abgeschlossen.

Staatsanwalt Charles Foti erklärte am Dienstag in New Orleans, das Ehepaar Salvador und Mable Mangano sei als Besitzer des Altenheims St. Ritas in Chalmette verhaftet worden. Foti berichtete, dass die Manganos es trotz der Angebote der Sicherheitskräfte vor dem Hurrikan "Katrina" abgelehnt hätten, das Heim zu evakuieren. Nach dem Sturm waren die Leichen von 34 Bewohnern entdeckt worden.

Die Staatsanwaltschaft prüft nach den Worten Fotis auch die Hintergründe der Leichenfunde im "Memorial Medical Center" in New Orleans. Dort waren am Montag 45 Leichen entdeckt worden. Noch ist unklar, wie die meist älteren Patienten in dem Krankenhaus ums Leben kamen.

Unterdessen nähert sich der siebte Atlantik-Wirbelsturm der Hurrikansaison 2005 der Ostküste der USA. Das Nationale Hurrikan Zentrum in Florida stufte den Tropensturm "Ophelia" mit Windgeschindigkeiten von über 120 Stundenkilometern am Dienstagabend (Ortszeit) erneut als Hurrikan der Kategorie 1 ein. Es wurde erwartet, dass der Sturm binnen 24 Stunden auf die Küste des Bundesstaates North Carolina treffen werde. Nach einer leichten Abschwächung am Sonntag war der langsam nordwärts ziehende Wirbel zwischenzeitlich zum Tropensturm herabgestuft worden.

Der Gouverneur von North Carolina, Mike Easley, hatte bereits am Wochenende vorsorglich den Notstand ausgerufen. Nach Berichten des Senders CNN warnte er die Küstenbewohner nun erneut vor möglichen Überschwemmungen und Stromausfällen. Bewohner tiefer gelegener Gebiete rief er auf, sich vor "Ophelia" in Sicherheit zu bringen.

Im Großraum von Houston (Texas), wo rund 150.000 Flutopfer aus New Orleans aufgenommen wurden, kam es mit der einheimischen Bevölkerung zu ersten Zusammenstößen. Nach Prügeleien zwischen Schülern einer Oberschule und Neuankömmlingen gab es fünf Festnahmen und drei verletzte Schüler im Krankenhaus. Die Polizei versuchte mit Hinweis auf eine unveränderte Kriminalitätsstatistik den Einheimischen die Angst vor den zumeist schwarzen, armen und obdachlos gewordenen Flutopfern zu nehmen. Waffenhändler berichteten jedoch von sprunghaft gestiegenen Verkaufszahlen.

Zu Gunsten der Opfer des Hurrikans "Katrina" soll jetzt ein amerikanisches Hotel mit 500 Betten versteigert werden. Wie der Nachrichtensender CNN am Dienstag berichtete, können Interessenten bis zum 24. September im Internet-Auktionshaus E-Bay - ab zunächst nur 50.000 Dollar (40.700 Euro) - mitbieten. Das Mount Washington Hotel in Bretton Woods (New Hampshire) verfügt über 200 Räume sowie einen Golf-, Reit- und Tennisplatz. Die Besitzer des Gebäudes sind die Initiatoren der Versteigerung. Den Erlös der Auktion erhält dem Bericht zufolge das Rote Kreuz als Hilfe für die Opfer des Hurrikans.

US-Präsident George W. Bush, der am Dienstag für mögliche Pannen auf Bundesebene bei der Hurrikanhilfe die Verantwortung übernahm, will sich am Donnerstagabend (Ortszeit) erneut mit einer Fernsehansprache an die Nation wenden und zur Hurrikanhilfe aufrufen. Nach der Kritik am Krisenmanagement hatte Bush den Chef des Katastrophenschutzes ausgewechselt. Nachfolger von Michael Brown wurde der leitende FEMA-Beamte David Paulison.

In New Orleans stehen nach Angaben von CNN noch immer etwa 50 Prozent des Stadtgebietes unter Wasser. Das Ausmaß der Katastrophe wird immer deutlicher. Ein Militärsprecher sagte bereits am Dienstag, mehr als 160.000 Häuser seien so stark zerstört, dass sie nicht mehr repariert werden könnten. (tso/dpa)

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