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Libyer sammeln sich vor den Büros der Allianz Nationaler Kräfte in Tripolis. Sie protestieren gegen die Ermordung eines Aktivisten der Revolution.

© dpa

Nach Mord an Aktivisten: Tausende in Libyen auf der Straße

In Libyen sind am Samstag Tausende Menschen wegen der Ermordung eines Gegners der Islamisten auf die Straße gegangen. Die Proteste richten sich vor allem gegen die Muslimbruderschaft, die die Demonstranten für den Mord verantwortlich machen.

Nach der Ermordung eines Gegners der Islamisten sind am Samstag den 27. Juli in Libyen tausende Menschen auf die Straße gegangen. Die Proteste richteten sich vor allem gegen die islamistische Muslimbruderschaft, die für das Attentat auf Anwalt Abdessalem al-Mesmari am Vortag in Bengasi verantwortlich gemacht wurde. In der Hauptstadt Tripolis verwüsteten die Demonstranten die Büros der liberalen Allianz Nationaler Kräfte sowie der islamistischen Partei für Gerechtigkeit und Wiederaufbau.

Anwalt gegen die Islamisierung

Nach Angaben der Sicherheitskräfte wurde der Anwalt al-Mesmari am Freitagabend beim Verlassen einer Moschee mit einem Schuss ins Herz getötet. Er gehörte zu den Initiatoren der Rebellion von 2011, die zum Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi führte.

Nach dem Umsturz stemmte sich der Anwalt gegen eine Islamisierung seines Landes, insbesondere gegen den Einfluss der Muslimbruderschaft. Auch zwei Armeeoffiziere wurden am Freitag in Bengasi getötet. Noch in der Nacht gingen hunderte Menschen aus Protest gegen die Morde in Bengasi auf die Straße. Sie warfen den Islamisten vor, dahinter zu stecken. Jugendliche verwüsteten das Büro der Partei für Gerechtigkeit und Wiederaufbau, dem politischen Arm der Muslimbrüder. Auch in Tripolis versammelten sich am Morgen hunderte Demonstranten. Nach dem Morgengebet zog eine Gruppe junger Männer zum Sitz der Partei für Gerechtigkeit und Wiederaufbau und verwüstete die Büroräume. Später wurde auch das Büro der regierenden Allianz Nationaler Kräfte geplündert.

Immer wieder politische Unruhen

Den beiden Parteien wird vorgeworfen, eigene Milizen zur gewaltsamen Durchsetzung ihrer Interessen zu unterhalten, und den Aufbau einer schlagkräftigen Armee und Polizei zu verhindern.
Anders als in den Nachbarländern Tunesien und Ägypten hatten sich die Islamisten bei den Wahlen im Juli 2012 nicht durchgesetzt. Die Allianz Nationaler Kräfte hält 39 der 80 Sitze, die im Nationalen Generalkongress den Parteien reserviert sind. 17 entfallen auf die Islamisten. Den Rest haben Unabhängige inne.

Die frühere Rebellenhochburg Bengasi ist seit dem Sturz Gaddafis besonders von politischen Unruhen und Anschlägen betroffen. Die Stadt war die Wiege der Rebellion gegen Gaddafi. Die Anschläge richten sich häufig gegen frühere Mitglieder von Gaddafis Justiz- und Sicherheitsapparat. Militante Islamisten griffen aber auch wiederholt westliche Ziele an. Im September 2012 wurde das US-Konsulat in Bengasi angegriffen und Botschafter Chris Stevens sowie drei seiner Mitarbeiter getötet. (AFP)

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