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Kaessmann

© dpa

Nach Promille-Fahrt: Käßmann tritt zurück

UPDATE Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland stand hinter ihr, die Staatsanwaltschaft wollte den Fall schnell abschließen. Dennoch: Margot Käßmann tritt nach ihrer Autofahrt unter Alkohol zurück - als Ratsvorsitzende und auch als Landesbischöfin von Hannover.

Margot Käßmann tritt von ihrem Amt als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland zurückt. Auch ihr Amt als Landesbischöfin von Hannover werde sie niederlegen, sagte sie am Mittwochnachmittag in Hannover. Pastorin will sie aber auch in Zukunft bleiben.

Sie könne "nicht mit der notwendigen Autorität im Amt bleiben", begründete Käßmann ihren Schritt. Es gehe ihr auch um die Achtung vor sich selbst und ihre eigene Geradlinigkeit. Es tue ihr leid, dass sie viele enttäusche, die sie dringend gebeten hätten, im Amt zu bleiben.

Der Rat der EKD hatte der 51-Jährigen am Dienstagabend das Vertrauen ausgesprochen. Auf der regulären Sitzung des Rates, die für das Wochenende geplant ist, soll eine abschließende Bewertung vorgenommen werden. Der Rat überlasse seiner Vorsitzenden „in ungeteiltem Vertrauen“ die „Entscheidung über den Weg, der dann gemeinsam eingeschlagen werden soll“, hieß es.

Hessischer Kirchenpräsident: Rücktritt nicht erforderlich

Der hessische Kirchenpräsident Volker Jung bedauert die Lage, in die sich die EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann durch ihre Trunkenheitsfahrt gebracht hat. Sie „ist ein sympathisches Gesicht für unsere Kirche“, sagte der Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) am Mittwoch in Wiesbaden. Die Fahrt unter Alkohol könne man „in dieser Form nicht entschuldigen“.

Er sei erschrocken, weil er Käßmann eigentlich als besonnene und disziplinierte Frau kenne. Er halte einen Rücktritt nicht für erforderlich, „aber niemand nimmt ihr diese Entscheidung ab“.

Der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer hat den Rücktritt ausdrücklich bedauert. „Für sie persönlich ist der Schritt richtig. Für uns alle, für den Protestantismus ist die Entscheidung schlecht“, sagte Schorlemmer der „Leipziger Volkszeitung“. Der Amtsverzicht der Bischöfin sei „ein sehr herber Verlust für die Christen in Deutschland“, fügte Schorlemmer hinzu.

Käßmann will sich rechtlichen Konsequenzen stellen

Käßmann war in Hannover angetrunken bei Rot über eine Ampel gefahren und in eine Polizeikontrolle geraten war. Die anschließende Blutanalyse ergab laut Staatsanwaltschaft einen Wert von 1,54 Promille. Gegen die EKD-Ratspräsidentin wird nun wegen Trunkenheit am Steuer ermittelt.

Die Bischöfin ließ am Dienstag mitteilen, ihr sei bewusst, wie gefährlich und unverantwortlich Alkohol am Steuer sei. Den rechtlichen Konsequenzen werde sie sich „selbstverständlich stellen“. Ihr drohen eine Geldstrafe und Führerscheinentzug. Unterdessen rechnet die Staatsanwaltschaft in Hannover mit einem zügigen Abschluss des strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens, sagte Staatsanwalt Jürgen Lendeckel. Da nicht davon auszugehen sei, dass die EKD-Ratsvorsitzende bei ihrer Fahrt andere konkret gefährdet habe, sei alleine der ermittelte Wert von 1,54 Promille relevant für die Höhe des Strafbefehls.

Jetzt rückt ihr Stellvertreter, Nikolaus Schneider, seit 2003 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, in den Blick. Er dürfte zunächst den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland leiten. Schneider ist bekannt für sein soziales wie politisches Engagement. dpa/ddp/AFP

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