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An einigen Orten in Kapstadt kam es durch die heftigen Regenfälle zu Überschwemmungen.

© Sumaya Hisham/Reuters

Nach Wasserkrise in Südafrika: Kapstadt freut sich über regenreichen Winter

Eine Weile sah es so aus, als ob Kapstadt als erste Millionenmetropole weltweit austrocknen würde. Jetzt kann vorsichtig Entwarnung gegeben werden.

Die Katastrophe ist vorerst abgewendet, der Ausnahmezustand bleibt. Wer an diesen Tagen nach Kapstadt reist, der macht eine leicht skurrile Erfahrung: Die Stauseen rund um die Stadt sind voll, es regnet, an manchen Orten kommt es sogar zu Überflutungen. Dennoch gelten nach wie vor strenge „Water restrictions“ – das heißt: weiter jeden Tropfen Wasser sparen. Aus gutem Grund.

Bis vor Kurzem sah es so aus, als werde Kapstadt die erste Millionenmetropole der Welt, die auf dem Trockenen sitzt. Schuld war die schlimmste Dürre seit mehr als 100 Jahren, gepaart mit jahrelangem Missmanagement und Verschwendung. Mit Angst blickten die Kapstädter „Day Zero“ entgegen.

Jetzt ist „Day Zero“ vorerst abgesagt

Das wäre jener Tag gewesen, an dem kein Tropfen mehr durch die Leitungen fließt und jeder Bewohner stundenlang hätte anstehen müssen, um in Verteilerzentren seine tägliche Notration Wasser abzuholen. Es gab kuriose, ernstgemeinte Lösungsvorschläge, aber:

Jetzt ist „Day Zero“ abgesagt. Fürs Erste zumindest. Die Kapstädter können die abgewendete Katastrophe als kollektiven Sieg feiern, gemeinsam mit Politikern, Konzernen und Touristen. „Wie immer musste auch jetzt jeder seinen Teil der Aufgabe erfüllen – und hat das auch geklappt“, sagt Klaudia Schachtschneider, Wasserbeauftragte des WWF Südafrika.

„50 litres a day keeps ,Day Zero‘ away“ – mit Sprüchen wie diesem versuchte die Stadtregierung die Kapstädter zum Sparen zu animieren: Jeder sollte weniger als 50 Liter pro Tag abzapfen. Etliche nahmen das wörtlich und schafften es gemeinsam, Kapstadts Wasserkonsum um die Hälfte zu senken. Unterdessen baute die Regierung Entsalzungsanlagen, um aus dem Atlantik Trinkwasser zugewinnen.

Die Stauseen sind wieder recht gut gefüllt

Geholfen hat aber vor allem der intensive Winterregen: Die Pegelstände der Stauseen, aus denen Kapstadt sein Trinkwasser bezieht, liegen durchschnittlich wieder bei 66 Prozent – knapp doppelt so hoch wie im Jahr 2017.

Dürfen die Kapstädter bald wieder ihre Autos waschen, den Garten gießen und ihre Pools füllen? „Es wäre vernünftig, zumindest das Ende der Regensaison abzuwarten, danach brauchen wir eine Risikoanalyse“, mahnt Mark New. Der Klimaexperte der Uni Kapstadt schätzt, dass die Notstandsgesetze nur teilweise gelockert werden, falls überhaupt. „Das wäre ratsam angesichts der Unsicherheit, die der Klimawandel mit sich bringt. Ebenso ist es sinnvoll, den minimalen Wasserkonsum als neuen Normalzustand anzusehen.“

Auch die Touristen dürfen sich freuen

New hält es für sehr wahrscheinlich, dass Afrikas Südzipfel weitere, jahrelange Dürren erleben wird. „Dank der ergriffenen Maßnahmen müssten diese aber viel stärker ausfallen, um erneut die Gefahr eines ,Day Zero‘ zu bilden.“ Schachtschneider rät dennoch zu Vorsicht. „Stolz“ dürfe Kapstadt auf das Erreichte durchaus sein, doch jetzt gelte es, die Lektionen langfristig umzusetzen.

Und Touristen? Sie erwartet in der bald beginnenden Saison am Kap ein normaler Urlaub – oder zumindest fast normal, wenn man bereit ist, auf ein Wannenbad zu verzichten und in Geschäften und Restaurants weiterhin Desinfektionsmittel statt Wasser zum Händewaschen zu benutzen.

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