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Sandsäcke gegen die Wassermassen: Während hier die Hilfsbereitschaft in den betroffenen Gebieten enorm ist, spenden die Deutschen weniger als bei der Flutkatastrophe von 2002.

© dpa

Nachrichten-Überblick zum Hochwasser: Bundespräsident Gauck fordert Deutsche zu Spenden auf

Nördlich von Fischbeck ist ein zweiter Deich gebrochen, die Wassermassen bedrohen das Havelland. Bundespräsident Gauck fordert Deutsche zu Spenden auf. Alle aktuellen Entwicklungen des Tages lesen Sie in unserem Nachrichtenüberblick.

Seit Wochen kämpfen die Menschen vielerorts gegen die Wassermassen an - aktuell schauen alle Helfer gebannt auf die Elbe, wo die Lage zur Zeit am kritischsten ist. Die Ereignisse des Tages können Sie in unserem Blog nachlesen.

22.01 Uhr: Das Hochwasser in Deutschland ist noch lange nicht ausgestanden: Die Wucht der Elbeflut ließ einen Damm bei Fischbeck in Sachsen-Anhalt brechen, Tausende Menschen mussten sich in Sicherheit bringen. Weiter nördlich in Brandenburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein hoffen Helfer, die Elbeflut mit Massen von Sandsäcken bändigen zu können.

21.00 Uhr: Bundespräsident Joachim Gauck hat die Deutschen erneut zu Spenden für die Hochwasser-Opfer aufgerufen. "Ich bitte ganz herzlich alle Menschen, die fernab von dieser Flutkatastrophe leben, sich zu überlegen: Was wäre, wenn es mich betroffen hätte?", sagte er am Montag in einem Interview, das im ARD-"Brennpunkt" ausgestrahlt wurde. Er hoffe darauf, "dass Sie sich dadurch, aber auch durch Ihre guten Erfahrungen von früher, bewegen lassen, das Portemonnaie aufzumachen und zu spenden. Das brauchen die Leute".
Zugleich lobte Gauck die Spendenbereitschaft bei der vergangenen Flutkatastrophe: "Wir haben bei der letzten großen Flut auch bewiesen, welch große solidarische Kraft in der Bevölkerung steckt - und das möchten wir jetzt wiedersehen."

19.32 Uhr: Nach einer Woche hat die Stadt Dresden den Katastrophenalarm am Montagabend wieder aufgehoben. Zuvor war der Pegelstand der Elbe von der höchsten Alarmstufe 4 auf Stufe 3 gesunken, wie die Stadt mitteilte. Der Katastrophenalarm war am vergangenen Montagvormittag ausgelöst worden.

Auf ihrem Scheitelpunkt hatte die Elbe vergangene Woche einen Wasserstand von 8,76 Metern erreicht. Normal sind knapp 2 Meter, bei der Jahrhundertflut 2002 waren 9,40 Meter gemessen worden. Pro Stunde falle der Pegelstand um zwei bis drei Zentimeter, teilte die Stadt weiter mit.

18.54 Uhr: Auch Tschechien ist stark durch das Hochwasser betroffen: Die durch Unwetter und Überschwemmungen verursachten Schäden in der tschechischen Landwirtschaft belaufen sich Schätzungen zufolge auf rund zwei Milliarden Kronen (78 Millionen Euro). Das teilte der Chef der tschechischen Landwirtschaftskammer, Jan Veleba, am Montag auf einer Pressekonferenz mit. Nicht inbegriffen in dieser Summe sind demnach die Kosten für die Wiederherstellung der Agrarflächen und der überschwemmten Gebäude. Dennoch ist das Ausmaß der Schäden geringer als bei der sogenannten Jahrhundertflut 2002, als sie 3,6 Milliarden Kronen (140 Millionen Euro) betrugen.
Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums wurden dieses Jahr gut 55.000 Hektar landwirtschaftliche Flächen überschwemmt. Durch die schweren Überschwemmungen kamen in Tschechien in den vergangenen Tagen mindestens elf Menschen ums Leben. Das vorerst letzte Opfer wurde am Montag in einem Fluss gefunden.

Hubschrauber-Einsatz am Deich Fischbeck bei Tangermünde

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17.54 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich bei einem Besuch in Wittenberge am Nachmittag für den großen Einsatz der vielen professionellen und freiwilligen Helfer zur Abwehr der Hochwasserflut bedankt. Sie habe ein gutes Gefühl. „Unser Land kann stolz sein“, sagte sie unter Verweis auf den Kampf unzähliger Menschen gegen das Hochwasser. Sie wolle aber jetzt keine neue finanzielle Hilfe verkünden. Vorerst bleibe es beim  Sofortprogramm in Höhe von 100 Millionen Euro. „Am Donnerstag werden wir mit den Ministerpräsidenten der Länder über die Begleichung der Schäden in Milliardenhöhe beraten“, kündigte die Kanzlerin an.

Ihr Besuch auf dem großen Sandsackabfüllplatz an der Alten Ölmühle in Wittenberge brandete bei Auftauchen von Merkel großer Jubel der Hunderten Helfer aus. „Ministerpräsident Matthias Platzeck hatte laut verkündet, dass hier der Platz mit der besten Stimmung sei“, erklärte Merkel. „Das wollten vor allem die Jugendlichen wohl mit ihrem Jubel beweisen.“ Versprochen habe sie den Helfern jedenfalls nichts, fügte sie hinzu.

Außerdem besuchte die Kanzlerin in Wittenberge das Krisenzentrum. Bürgermeister Oliver Hermann (parteilos) bezeichnete die Lage an der Elbe als stabil. Allerdings werde das Hochwasser die Region mindestens die nächsten 10 Tage noch beschäftigen.

17.15 Uhr: Nach dem Bruch eines Elb-Deiches in Fischbeck (Sachsen-Anhalt) hat sich die Hochwasserlage für Norddeutschland am Montagmorgen verschärft. Besonders betroffen ist der Fernverkehr der Bahn. Gegen 03.00 Uhr sperrten die Behörden die Eisenbahn-Elbebrücke in Hämerten nahe Stendal. Damit sind die ICE-Hauptverbindungen von Frankfurt (Main) nach Berlin und von Hannover nach Berlin unterbrochen. Die Züge fallen teilweise ganz aus oder werden umgeleitet, sodass es zu Verspätungen von bis zu drei Stunden kommt. Besonders betroffen sind die ICE-Linien 10, 11, 12 und die IC-Linie 77.

Evakuiert werden die Orte Klietz, Schönhausen und Sandau

16.58 Uhr: Nördlich von Fischbeck ist offenbar ein zweiter Damm gebrochen, auch dort bedrohen die Wassermassen das Havelland: Bei Hohengöhren im Landkreis Stendal gab der Deich dem Druck der Elbe nach, wie der Landrat bestätigte. Evakuiert werden die Orte Klietz, Schönhausen und Sandau, mehr als 1500 Bewohner werden aufgefordert, sich nach Havelberg zu begeben. Die Lage in Aken an der Elbe (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) sei auch weiterhin dramatisch.

Merkel: Der Bund habe bereits „unbürokratisch Soforthilfe“ von 100 Millionen Euro zugesagt.

Unterdessen hat das Land Sachsen-Anhalt laut einer Sprecherin den Katastrophenschutzstab im Landkreis Stendal entmachtet und übernimmt die Krisenkoordination aufgrund der zugespitzten Lage selbst. Nach dem Deichbruch bei Fischbeck sei eine länderübergreifende Zusammenarbeit und ein größerer Bundeswehreinsatz nötig.

Brandenburger Einsatzkräfte kritisierten den Landkreis bereits, unzureichend Kräfte einzusetzen und eine Überflutung von brandenburgischen Gebieten zu riskieren.

Bund verspricht „unbürokratisch Soforthilfe“

16.33 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den vom Hochwasser betroffenen Regionen erneut Hilfe zugesichert. Der Bund habe bereits „unbürokratisch Soforthilfe“ von 100 Millionen Euro zugesagt, sagte Merkel am Montag bei einem Besuch im brandenburgischen Wittenberge. „Wir wissen natürlich, dass die Schäden in die Milliardenhöhe gehen werden.“ Zunächst gelte es, die gesamte Schadenshöhe zu ermitteln, sagte die Kanzlerin weiter. Sie betonte, bei der Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag in Berlin werde man darüber sprechen, was zu tun sei. „Das Zusammenstehen ist wichtig“, sagte Merkel.

In Wittenberge kämpfen die Menschen seit Tagen gegen das Elbehochwasser. Begleitet wurde Merkel vom brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD). In der vergangenen Woche war Merkel bereits in vom Hochwasser betroffenen Regionen in Bayern, Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt gereist.

15.16 Uhr: Starkregen und Sturm haben in Tschechien die Einsatzkräfte herausgefordert. Die Feuerwehr rückte am Montag zu Hunderten von Einsätzen aus, um Keller auszupumpen und Straßen zu räumen. Wegen umgestürzter Bäume kam es im Bahnverkehr zu Verspätungen. Im Stadtzentrum von Prag stand ein Kino unter Wasser. Aus dem Fluss Otava in Westböhmen wurde am Montag die Leiche eines Mannes geborgen, der am Vorabend als vermisst gemeldet worden war. Es dürfte sich um das elfte Todesopfer seit Beginn der Unwetter in Tschechien vor mehr als einer Woche handeln.

An Elbe und Moldau sind die Aufräumarbeiten im vollen Gange.

Nach dem verheerenden Hochwasser an Elbe und Moldau waren die Aufräumarbeiten im vollen Gange. In der von der Elbe zweigeteilten Stadt Usti (Aussig) konnte die wichtigste Brücke wieder geöffnet werden. „Wir bringen, so schnell es geht, Hilfsmaterial vor Ort“, sagte ein Sprecher der Organisation Menschen in Not. Vielerorts fehlte es demnach an einfachsten Dingen wie Schaufeln, Besen, Putzlappen und Reinigungsmitteln. Viele Tschechen zeigten sich solidarisch mit den Flutopfern. Auf einem Spendenkonto der Organisation gingen 15,5 Millionen Kronen (600 000 Euro) ein.

14.48 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel machte über ihren Sprecher Steffen Seibert am Montag deutlich, dass es nicht bei der Soforthilfe von 100 Millionen Euro bleiben werde. “Es wird auch wie 2002 eine Solidarität geben und eine große Hilfsbereitschaft des Bundes“, sagte er. Damals hatte der Staat ein “Flutopfer-Solidaritätsgesetz“ in Kraft gesetzt, das über sieben Milliarden Euro zur Verfügung stellte. Auch SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück verlangte ein Budget in ähnlicher Größenordnung, das sich Bund und Länder teilen könnten. FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle machte sich ebenfalls für einen Sonderfonds stark und schlug dafür Sondersitzungen von Bundestag und Bundesrat vor. Nach Experten-Schätzung wird das Hochwasser mindestens die Schäden der Flut von 2002 anrichten.

14.24 Uhr: Die vom Mitteldeutschen Rundfunk MDR und den großen Hilfsorganisationen organisierte Spendengala „Gemeinsam gegen die Flut“ hat am Sonntag einen Erlös von gut 3,5 Millionen Euro gebracht. Das teilte der MDR am Montag mit. An den Spendentelefonen saßen Prominente wie Eiskunstlaufstar Katarina Witt, der frühere Boxweltmeister Henry Maske und Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel sowie die Ministerpräsidenten der vom Hochwasser betroffenen Länder Stanislaw Tillich (Sachsen), Reiner Haseloff (Sachsen-Anhalt) und Christine Lieberknecht (Thüringen/alle CDU). MDR-Intendantin Karola Wille bedankte sich für das Mitgefühl und die große Bereitschaft zu helfen. „Das Beeindruckendste dieser Tage ist die solidarische Kraft, die in dieser Region steckt“, betonte sie. Die Gelder werden laut MDR über das Deutsche Rote Kreuz, Caritas, Diakonie, Volkssolidarität, Johanniter, Malteser, Arbeiter-Samariterbund und Arbeiterwohlfahrt verteilt. Die Spendenhotline ist noch bis Ende der Woche geschaltet.

14.16 Uhr: Den Bauern in Bayern ist durch das Hochwasser ein Schaden von rund 115 Millionen Euro entstanden. Es seien rund 30.000 Hektar Ackerland, 35.000 Hektar Grünland und knapp 2500 Hektar gartenbauliche Kulturen von Hochwasserschäden betroffen, teilte Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) am Montag in München mit. Der voraussichtliche Schaden für die bayerischen Bauern liegt damit deutlich höher als bisher angenommen, das Bundeslandwirtschaftsministerium ging noch am Freitag von Schäden von mindestens 74 Millionen Euro aus. Wie Brunner mitteilte, sind zwei Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen in Bayern vom Hochwasser betroffen. Rund die Hälfe des Gesamtschadens sei an Betriebsgebäuden, Maschinen sowie land- und forstwirtschaftlichen Wegen entstanden. Noch nicht mit einbezogen seien in den 115 Millionen die Schäden an den Privathäusern der Bauern.

13.54 Uhr: Die russische Großstadt Uljanowsk an der Wolga hat den vom Hochwasser geschädigten Orten in Deutschland Hilfe angeboten. „Wir würden uns freuen, wenn wir unser Sommerlager zum Beispiel Kindern aus notleidenden Gebieten zur Verfügung stellen könnten“, sagte Bürgermeisterin Marina Bespalowa der Agentur Itar-Tass zufolge. Die Stadt rund 700 Kilometer östlich von Moskau fühle mit den betroffenen Kommunen. Uljanowsk ist die Geburtsstadt von Revolutionsführer Lenin.

13.39 Uhr: Während der Elbepegel in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt schneller als erwartet gesunken ist, spitzte sich am Montag weiter nördlich die Lage nach einem Deichbruch im Landkreis Stendal zu. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wollte am Montagnachmittag die brandenburgische Stadt Wittenberge besuchen, um sich dort ein Bild von der Lage zu machen. Nachdem in Sachsen-Anhalt in der Nacht zum Montag bei Fischbeck im Landkreis Stendal ein Elbe-Deich auf einer Länge von 50 Metern brach, wurden weite Teile überflutet. „Insgesamt wurden rund 2500 Menschen aus Fischbeck und neun anderen Orten evakuiert“, sagte ein Sprecher des Katastrophenstabes in Stendal. Weiter nördlich kämpften die Einsatzkräfte in Hohengöhren um die Rettung eines Deiches, nachdem dieser zum Teil abgerutscht war.

12. 53 Uhr: „Der Damm ist regelrecht unter dem Druck weggeknickt“, beschrieb der Landrat des Kreises Stendal, Carsten Wulfänger, die folgenreiche Situation als in den frühen Morgenstunden der Deich auf etwa 60 Meter Länge weggerissen wurde. „Jetzt strömt das Wasser über die Deichkrone ungehindert ins Landesinnere.“ Fachleute schätzten die Menge auf 1 000 Kubikmeter pro Sekunde. Soldaten wurden aus anderen Regionen in Marsch in Richtung Fischbeck gesetzt, um an geeigneter Stelle einen neuen Damm aufzubauen.

Dramatisch gestaltete sich die Rettung von rund 1 500 Einwohnern in Fischbeck und weiteren drei Dörfern. „Wir saßen zwar alle schon einige Tage auf gepackten Koffern“, erzählte eine ältere Frau. „Aber dann waren wir dann doch überrascht, wie schnell es plötzlich gehen sollte.“ Viele Einwohner schliefen nach den vorangegangenen Eisätzen auf den Sandsackfüllplätzen offenbar so fest, dass sie die Lautsprecherdurchsagen der Polizei gar nicht hörten. So gingen schließlich Beamte von Haus zu Haus, um die Bewohner aufzuwecken. Vor allem für ältere Leute stellt so ein Umzug vor größte psychische und physische Belastungen. Denn niemand weiß, wie lange der Aufenthalt in den Turnhallen, Schulen und Veranstaltungshallen dauern wird. In Magdeburg, wo der Pegel der Elbe gestern um einige Zentimeter zurückging, können die meisten Evakuierten wahrscheinlich nicht vor dem kommenden Wochenende in ihre Häuser zurück.

12.44 Uhr: Die Einwohner aus der vom Elbe-Hochwasser bedrohten Stadt Mühlberg können in ihre Häuser zurück. Landrat Christian Jaschinski (CDU) entschied am Montag mit dem Krisenstab, die Evakuierung der Stadt ab 15.00 Uhr aufzuheben, teilte die Kreisverwaltung in Herzberg mit. An den Notunterkünften werden Busse für den Rücktransport bereitgestellt, hieß es. Der Katastrophenalarm in der Stadt bleibe aber bestehen, betonten die Verantwortlichen. Etwa 80 Prozent der rund 4230 Einwohner hatten zum Wochenende ihr Zuhause verlassen. Am Montagmorgen war der Wasserstand um 10.00 Uhr auf 8,64 Meter gesunken. Den Höchststand hatte der Fluss am Freitag mit 9,88 Meter erreicht - gut dreimal so hoch wie an normalen Tagen.

Havelland: Rathenow meldet steigenden Pegel

12.25 Uhr: Wegen des Deichbruchs bei Fischbeck in Sachsen-Anhalt wächst im Havelland die Sorge, von den Wassermassen in die Zange genommen zu werden. Die Lage spitzt sich dramatisch zu. Während von der Mündung das Elbehochwasser in die Havel drückt und Polderflächen volllaufen, um die weiter nördlich erwartete Rekord-Scheitelwelle in Wittenberge zu kappen, drohen die Havelniederungen auch vom Deichdurchbruch in Fischbeck von Süden aus vollzulaufen. Von Rathenow an der Havel wurde bereits ein steigender Pegel gemeldet.
Bundeswehrkräfte und Feuerwehleute versuchen seit den frühen Morgenstunden, einen Notdeich von 3,5 Kilometer Länge zwischen Schmetzdorf und Zollchow zu errichten, um das Wasser umzulenken und das Havelland zu schützen. Er soll nach den Plänen des Krisenstabes bereits am Montagmittag fertiggestellt sein. Als Notdeich wird nach Angaben des Krisenstabes eine ohnehin etwas höher gelegene Kreisstraße ausgebaut. Etwa 300 Feuerwehrleute unterstützen die Bautrupps. Im Bahn- und Straßenverkehr kam es zu erhebliche Einschränkungen. Die B188 zwischen Rathenow und Tangermünde ist bereits gesperrt, ebenso die B107 und andere Straßen.

12.13 Uhr:   Der Deichbruch bei Fischbeck (Landkreis Stendal) hat auch Folgen für den Bahn- und Straßenverkehr. Die Eisenbahn-Elbebrücke in Hämerten musste gesperrt werden, teilte die Deutsche Bahn AG mit. Betroffen sind die ICE-Strecke Berlin-Hannover-Köln, die ICE-Strecke Berlin-Kassel-Frankfurt/Main. Für sie gelten Umleitungen mit längeren Fahrzeiten. Die IC-Strecke Berlin-Amsterdam beginnt und endet bereits in Hannover.
Der Höhepunkt der Flutwelle wird in Wittenberge am Dienstagmittag erwartet. Wie hoch das Wasser steige, ist noch nicht absehbar, weil der Deichbruch für Entlastung sorgen könnte.   Der Oberbürgermeister der Stadt, Oliver Hermann (parteilos), sagte im Inforadio des RBB, dass in der Nacht zwei Schwachstellen der Deiche beseitigt werden mussten. «Die Situation ist relativ stabil», sagte er. Im Süden von Wittenberge bleiben zwei Schulen geschlossen. Die  1500 Einwohner wurden zum freiwilligen Verlassen ihrer Wohnungen aufgefordert.

Deutsche Bahn verlängert Kulanzregelung aufgrund lahmgelegter ICE-Verbindungen

11.57 Uhr: Die DB hat ihre  Kulanzregelungen bis zum 23. Juni verlängert. Außerdem ermöglichen DB Regio und die Landesregierung Sachsen-Anhalt Hochwasserhelfern ab sofort die kostenlose An- und Abreise zu Einsätzen innerhalb des Landes. Fahrgäste, die aufgrund hochwasserbedingter Zugausfälle oder Verspätungen ihre Reise nicht antreten können oder abbrechen müssen, können zuggebundene Fahrkaten in den Reisezentren und an den Informationsschaltern in den Bahnhöfen für die nächstmögliche Verbindung gültig schreiben lassen. Dies gelte auch, wenn damit Umwege verbunden seien, teilte die Bahn mit. Tickets und Reservierungen für Fahrten in die oder aus den Hochwassergebieten werden nach Angaben der Bahn auf Wunsch in den DB Reisezentren oder online gebührenfrei erstattet. Besondere Bescheinigungen seien nicht erforderlich.

11.48 Uhr: Die ICE-Linie 28 (Hamburg–Berlin–Leipzig/Halle(Saale)–München) fährt wieder planmäßig. Die seit der vergangenen Woche gesperrte Brücke bei Wittenberg ist freigegeben. Es ist aber noch mit Verspätungen von etwa  einer halben Stunde zu rechnen. Der außerplanmäßige Halt in Bitterfeld wird zunächst beibehalten.

11.31 Uhr: Die vom Hochwasser der Elbe bedrohte Altstadt von Lauenburg in Schleswig-Holstein ist evakuiert worden. Am Montagvormittag war das Wasser nach Angaben des Krisenstabs bereits auf 9,18 Meter gestiegen. Am Donnerstag soll der Pegel in Hohnstorf auf der anderen Elbseite bei 10,15 Meter stehen. Höchster jemals gemessener Wasserstand in Hohnstorf waren 9,88 Meter - im Jahr 1855. Der Mittelwert des Pegels lag in den vergangenen zehn Jahren bei rund fünf Metern.

11.28 Uhr: Die Eisenbahn-Elbebrücke in Hämerten nahe Stendal wurde von den Landesbehörden in Sachsen-Anhalt gegen 03.00 Uhr gesperrt. Der Damm der Bahn solle für den Hochwasserschutz genutzt werden und müsse daher ohne Zugverkehr bleiben, sagte ein Bahnsprecher.

11.17 Uhr: Drei Rentnerinnen am Berliner Hauptbahnhof sehen die Verspätung ihrer Züge entspannt. Sie waren für ein verlängertes Wochenende in Berlin und wollen nun wieder nach Hause - nach Kassel, Bremen und Dortmund. "Das ist eben höhere Gewalt. Wir kommen lieber ein bisschen spät, als selbst von der Flut betroffen zu sein", sagen sie. Auch eine Gruppe Berlin-Urlauber, die zurück nach Freiburg will, muss nun mit mindestens drei Stunden Verspätung auf ihrer Gesamtstrecke rechnen: "Zumindest ging es zügig an der Schlange zum Infostand".

In Magdeburg sinkt der Elbepegel deutlich im Vergleich zu Sonntag

10.51 Uhr: Leichtes Aufatmen in Magdeburg: Der Elbepegel ist seit Sonntag deutlich gesunken. „Das Hochwasser geht schneller zurück als erwartet“, sagte eine Sprecherin der Hochwasservorhersagezentrale am Montag in Magdeburg. Am Morgen stand der Pegel gegen 9.00 Uhr bei 7,14 Metern, nachdem er am Sonntag auf die historische Höchstmarke von 7,46 gestiegen war. "Es gibt ein leichtes Aufatmen, aber noch keine Entspannung“, sagte Klaus Puchta von der Stadtverwaltung. Die Deiche und Sandsackwälle seien auch in den kommenden Tagen noch einer hohen Belastung ausgesetzt. Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) betonte, Magdeburg bleibe auch in den kommenden Tagen „eine Stadt im Ausnahmezustand“.

10.48 Uhr: Das Rekord-Hochwasser der Donau hat in Budapest in der Nacht zum Montag einen Höchststand erreicht. Der Pegel in der ungarischen Hauptstadt lag bei 8,91 Metern, berichtete die Nachrichtenagentur MTI. Der bisherige Rekordpegel war 2006 mit 8,60 Metern gemessen worden. Normalerweise erreicht die Donau in der Zeit der Schneeschmelze in den Alpen in Budapest Pegelstände von fünf bis sechs Metern.Die Schäden hielten sich dank des Einsatzes von Tausenden Helfern, die die Dämme verstärkten, in Grenzen. Auf der Budaer Seite standen einige Straßenzüge unter Wasser, darunter der Batthyany-Platz und der Bem-Kai, wo das Außenministerium seinen Sitz hat.
Die Behörden mussten einige überflutete und unterspülte Straßen sperren. Am Montagmorgen führte dies zu einem Verkehrschaos auf der Budaer Seite der ungarischen Hauptstadt.

10.13 Uhr: Für das Hochwasser kann niemand etwas, sagt Christine Boehke aus Berlin. Sie steht am Hauptbahnhof und müsste eigentlich nach Fulda. Die Messtechnikerin für Handynetze ist allerdings von der DB enttäuscht, weil die Infolage katastrophal sei. Gestern Abend hat sie sich auf der Internetseite der DB erkundigt, aber keine Informationen zu ihrer Verbindung finden können.

10.07 Uhr: Norbert Leyk ist um 5.31 Uhr aus Hildesheim losgefahren und sollte um 7.35 Uhr am Berliner Hauptbahnhof ankommen. Aufgrund des Hochwassers ist der 52-jährige Soldat erst gegen 10 Uhr angekommen. Nun steht er auch an der Schlange vor dem DB-Informationsbüro, wo er sich eine Bestätigung darüber holen möchte, dass die Bahn Verspätung hatte, um diese seinem Arbeitsgeber vorzulegen.10.03 Uhr: Herr van Helden, 32 Jahre alt, ist Lehrer an einer Berliner Oberschule. Mit der achten Klasse hatte er einen Klassenausflug nach Wolfsburg geplant. Nun müssen sie einen Umweg in Kauf nehmen, aber der Klassenausflug findet statt. Deshalb ist Herr van Helden "ganz entspannt", während es am Hauptbahnhof immer hektischer wird.

10.03 Uhr: Am Berliner Hauptbahnhof ist die Lage noch ruhig, doch langsam bilden sich lange Schlangen vor dem Informationsbüro der Deutsche Bahn.

09.31 Uhr: Die ICE-Linie 10 von Berlin über Hannover und Hamm nach Düsseldorf/Köln wird zwischen Berlin und Hannover über Wittenberge-Stendal-Wolfsburg umgeleitet. Die ICE-Linie 11 von München nach Berlin wird von Göttingen nach Hannover umgeleitet und beginnt bzw. endet in Hannover. Zwischen Hannover und Göttingen können Reisende auf die ICE-Züge der Linie 10 umsteigen. Die ICE-Linie 12 von Basel nach Berlin, die über Frankfurt am Main fährt, wird ab Fulda über Erfurt und Halle umgeleitet. Die Haltestellen Kassel, Göttingen, Hildesheim, Braunschweig, Wolfsburg fallen aus. Alternativ bestehen die oben genannten Umsteigeverbindungen über Hannover. Auch die IC-Linie 77 von und nach Amsterdam endet bzw. beginnt in Hannover. Zwischen Rathenow und Stendal fällt der Regionalverkehr aus. Auch die Einrichtung eines Busnotverkehrs ist aufgrund des Hochwassers zurzeit nicht möglich. Über die aktuellen Beeinträchtigungen informiert die Bahn auf ihrer Internetseite. (mit dpa/AFP/Reuters)

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