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Fan-Protest. Ob Donald Sterling seinen Verein nun verkaufen muss, steht noch nicht fest.

© AFP

NBA: LA Clippers verlieren Sponsoren durch Rassismus-Skandal

Nach der Publikation eines Telefonats des Clubbesitzers Donald Sterling haben knapp zwei Dutzend Unternehmen, darunter Mercedes Benz, ihr Sponsoring für das US-Team LA Clippers aufgekündigt. Jetzt meldet sich auch der deutsche NBA-Star Dirk Nowitzki zu Wort.

Erste Sponsoren der Los Angeles Clippers haben Konsequenzen aus dem Rassismusskandal um Club-Besitzer Donald Sterling gezogen. Knapp zwei Dutzend Unternehmen beendeten ihr Engagement bei dem Team aus der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA oder setzten dieses bis zur Aufklärung der Affäre aus. „Wir sind sichtlich besorgt wegen der vermeintlichen Aussagen, die dem Clippers-Eigentümer zugeschrieben werden“, teilte Mercedes Benz „USA Today“ mit und kündigte an, das Sponsoring einzustellen. Auch die Fluglinie Virgin America entschloss sich zu diesem Schritt, Red Bull legte die Partnerschaft zunächst auf Eis.

Da die Club-Finanzen nicht offen gelegt werden müssen, ist nicht bekannt, wie groß die finanziellen Einbußen sein werden. Allerdings dürfte dies auch die anderen 29 NBA-Vereine treffen, da die Einnahmen über einen Finanzausgleich geteilt werden.

Clippers-Clubchef Sterling soll auf einer Aufzeichnung zu hören sein, wie er im Gespräch mit seiner Freundin diskriminierende Bemerkungen macht. Damit hatte er zahlreiche Proteste ausgelöst. Der Verein stellte die Authentizität der Aufnahme infrage. Für Dienstag (20 Uhr) hat die NBA eine Pressekonferenz zu ihren Untersuchungen angekündigt.

Bürgermeister von Sacramento: "Es geht um das Maximum der möglichen Strafe"

Die Rücktrittsforderungen gegen Donald Sterling werden immer lauter, seine eigenen Spieler protestierten stumm gegen ihren Clubchef. Die Basketball-Profis der Los Angeles Clippers demonstrierten leise, aber eindrucksvoll: Mit auf links gedrehten Aufwärm-Shirts verdeckten Superstar Chris Paul und Co. bei der Playoffpartie in Oakland die Clippers-Logos und trugen zudem schwarze Socken, Stirn- oder Armbänder. „Die Spieler wollen sicherstellen, dass Mr. Sterling keine Partie der Clippers oder anderer Teams während der Playoffs besucht“, sagte der frühere NBA-Profi Kevin Johnson, der für die Profigewerkschaft sprach.

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Es gehe um „das Maximum“ der möglichen Strafe für Sterling, betonte der Bürgermeister von Sacramento und pochte auf eine „schnelle und maßgebende Entscheidung“. Die Stimmen, die einen Rückzug des über 80-Jährigen fordern, werden dabei immer lauter und zahlreicher. „Er sollte kein Team mehr besitzen“, forderte NBA-Legende Earvin Magic Johnson beim TV-Sender ABC. „Und er sollte aufstehen und sagen: Ich will kein Team mehr besitzen.“ Der Würzburger Dirk Nowitzki stellte die Frage, „ob so jemand 2014 ein Team besitzen darf.“ Die NBA kündigte eine Pressekonferenz für diesen Dienstag an, auf der sie über ihre Untersuchung informieren will. Weitere Details wurden am Montag zunächst nicht bekannt.

Sterling soll auf einer Tonaufnahme zu hören sein, wie er unter anderem seine Freundin V. Stiviano auffordert, Johnson und keine „schwarzen Menschen“ mit zu „seinen Spielen“ zu bringen. Der Anwalt von Stiviano veröffentlichte ein Statement, demzufolge die Stimmen seiner Mandantin und Donald Sterling „echt“ seien. Der Verein stellte hingegen die Authentizität der Aufnahme infrage.

Weiterer Mitschnitt veröffentlicht

Ein weiterer Mitschnitt des Gesprächs, den nun das Portal „deadspin.com“ veröffentlichte, offenbart weitere Einblicke in die krude Gedankenwelt eines Mannes, der der Clippers-Boss sein soll. Auf die Frage, ob er wisse, dass ihm ein Team mit Schwarzen gehöre, folgt die Antwort: „Ich unterstütze sie und gebe ihnen Essen und Kleidung und Autos und Häuser. Wer gibt Ihnen das? Jemand anders? (...) Wer macht das Spiel? Mache ich das Spiel oder sie? Gibt es 30 Besitzer, die die Liga kreieren?“ Andere Club-Eigentümer suchen derweil bereits Wege, den ungeliebten Sterling aus ihrem Kreis auszuschließen. „Wenn die Besitzer ihn nicht zum Verkauf zwingen können, dann müssen sie verantwortlich gemacht werden, die Statuten zu ändern, dass sie es können“, sagte ein namentlich ungenanntes Mitglied des NBA-Eigentümergremiums dem Portal „Yahoo Sports“. „Eine Geldstrafe oder Suspendierung sind bedeutungslos. Dies würde als fehlende Akzeptanz angesehen, dass die Liga und Besitzer für dieses Arschloch verantwortlich sind.“

Wird ausgerechnet Magic Johnson zu Sterlings Nachfolger

Ein möglicher Nachfolger für Sterling könnte ausgerechnet Magic Johnson sein. Die Ikone des Stadtrivalen Lakers hatte 2012 den Basketballclub LA Dodgers mit der Investmentgruppe Guggenheim Partners übernommen und gilt Medienberichten zufolge nun auch als an einem Kauf interessiert.

Nachdem zuvor unter anderen auch US-Präsident Barack Obama heftige Kritik an den Aussagen auf dem Ton-Dokument geäußert hatte, reißt die Unterstützung für die Clippers-Akteure nicht ab. Die Nationale Organisation für die Förderung farbiger Menschen will einen Preis für das Lebenswerk nicht wie seit längerem geplant an Sterling vergeben.

Sterlings Frau distanziert sich von den Aussagen

Beim Spiel der Portland Trail Blazers gegen die Houston Rockets trugen die Akteure ebenfalls schwarze Socken. „Ich wollte es tun, um unsere Brüder zu unterstützen“, erklärte Portlands LaMarcus Aldridge seine Initiative. Zeitweise wirkten die Clippers bei ihrer 97:118-Auswärtsniederlage bei den Golden State Warriors allerdings wie gelähmt. „Wir sind eins“, hatten sie in ihrer Umkleide auf eine Tafel geschrieben. In Oakland saß nur Sterlings Frau Rochelle an der Seitenlinie, distanzierte sich klar von den Aussagen, hielt diese aber möglicherweise für verkürzt.

Trotz seiner Abwesenheit war der Besitzer während der Partie dennoch allgegenwärtig. „Der Mann, der ihr Team besitzt, war als Fratzengesicht entblößt, der rassistische und sexuelle Feindseligkeiten ausspuckt, die so primitiv sind, dass sie einem die Luft rauben“, schrieb die „New York Times“.

Schon am Dienstagabend (Ortszeit) empfangen die Clippers beim Stand von 2:2 Golden State zum fünften Spiel der best-of-seven-Serie - die NBA hatte angekündigt, ihre Untersuchungen abschließen zu wollen.
„Wir glauben, dass dies ein wegweisender Moment für die Liga, den Commissioner und alle Spieler der Liga ist“, stellte Spielervertreter Kevin Johnson klar. (dpa)

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