zum Hauptinhalt
Delfine orientieren sich am Geschmack des Urins, um Artgenossen zu erkennen.

© Angela Ziltener/Dolphin Watch Alliance/dpa

Neue Studie: Delfine erkennen ihre Freunde am Urin

Wissenschaftler weisen nach, wie Delfine ihre Artgenossen am Geschmack des Urins erkennen können. Auch Menschen besitzen dieses Gen.

Delfine erkennen ihre Artgenossen einer am Mittwoch veröffentlichten Studie zufolge durch den Geschmack von deren Urin. „Delfine halten ihr Maul offen und probieren den Urin von vertrauten Individuen länger als den von unbekannten“, erklärte der Forscher Jason Bruck von der Stephen F. Austin State University im US-Bundesstaat Texas gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

„Das ist wichtig, weil Delfine die ersten Wirbeltiere sind, bei denen eine soziale Erkennung allein durch den Geschmack nachgewiesen wurde“, fügte der Erstautor der in dem Fachmagazin „Science Advances“ veröffentlichten Studie hinzu.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Erkennen des Urins sei „sehr vorteilhaft“

Die Nutzung des Geschmackssinns als Erkennungsmethode könnte der Studie zufolge im offenen Ozean sehr vorteilhaft sein, da Urinfahnen noch eine Weile nach dem Wegschwimmen eines Tieres bestehen bleiben.

Bislang war bekannt, dass die untersuchten Großen Tümmler ihre Artgenossen gezielt über Pfeifgeräusche ansprechen. Allerdings ist es bei den Tieren auch üblich, die Genitalien ihrer Artgenossen mit dem Maul zu berühren, was zumindest die Möglichkeit bietet, deren Urin zu schmecken.

Delfine haben keine Riechkolben, so dass sie anders als andere Tierarten ihre Artgenossen nicht am Geruch erkennen können.

Mehrere Experimente belegen die Theorie

Um ihre Theorie zu untersuchen, trainierten die Forscher acht Große Tümmler zunächst, Urinproben im Austausch für Futter abzugeben. Anschließend legten die Forscher den Tieren Urinproben von bekannten und unbekannten Artgenossen vor.

Dabei stellten sie fest, dass die Tiere etwa dreimal so viel Zeit mit dem Urin bekannter Tiere wie dem Urin von ihnen unbekannten Tümmlern verbrachten.

In einem weiteren Experiment spielten die Forscher zusätzlich zu den Urinproben noch Pfeiftöne von Delfinen ab. Die Delfine blieben dabei länger in der Nähe des Lautsprechers, wenn die Töne vom gleichen Tier wie die Urinprobe stammten.

Die Forscher deuten dieses Verhalten bei übereinstimmenden Signalen als Zeichen, dass die Tümmler bekannte Tiere erkannt haben.

Ein Delfin springt aus dem Wasser.
Ein Delfin springt aus dem Wasser.

© Benjamin Nolte/dpa

Die Forscher vermuten, dass wasserunlösliche fettähnliche Stoffe, sogenannte Lipide, einzigartige chemische Signaturen bilden, die die Delfine erkennen. Es sei „wahrscheinlich, dass Delfine auch andere Informationen aus dem Urin extrahieren können, wie beispielsweise den Fortpflanzungszustand“, schreiben die Forscher in der Studie.

Auch könnten sie möglicherweise Botenstoffe im Urin einsetzen, um das Verhalten ihrer Artgenossen zu beeinflussen.

Umweltverschmutzung könnte das Erkennen beeinträchtigen

Die Forscher warnen, dass vom Menschen verursachte Umweltverschmutzungen wie Öllecks oder andere chemische Abwässer die Fähigkeit der Delfine, sich gegenseitig zu schmecken, beeinträchtigen könnten. Dies muss allerdings noch weiter untersucht werden.

Auch Menschen besitzen das Gen, das Delfinen das Erkennen der Lipide ermöglicht. Menschen hilft es zu erkennen, wann sie genug gegessen haben.

Die Untersuchung des Gens bei Delfinen könnte daher zu einem besseren Verständnis der Funktionsweise beim Menschen beitragen. (AFP)

Zur Startseite