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Der König in spe und seine Königin. Am 30. April dankt Beatrix ab und überlässt ihrem ältesten Sohn Willem-Alexander den Thron der Niederlande. picture alliance / dpa

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Neuer Monarch in den Niederlanden: Königin Beatrix verabschiedet sich langsam vom Thron

Die Niederlande bereiten sich auf den neuen Monarchen Willem-Alexander vor. Beatrix verabschiedet sich auf ihre Weise: mit Kultur.

Berlin - Am 30. April wird Königin Beatrix in Amsterdam die Abdankungsurkunde unterzeichnen, und ihr Sohn, Prinz Willem-Alexander, wird dann König der Niederlande, an seiner Seite Königin Máxima. Die Planungen für den Thronwechsel stehen, schon werden erste Infrastrukturprojekte nach dem neuen König benannt. Ihren Abschied aber von der Zeit als Königin nimmt Beatrix noch einmal auf ihre Weise.

Wie kein niederländisches Staatsoberhaupt zuvor, hatte Königin Beatrix sich für die Künste eingesetzt. Und so schöpft sie jetzt ihren kulturellen Terminkalender aus, der es zufällig gut mit ihr meint. Am Mittwochabend schon wollte Beatrix 125 Jahre Königliches Theater-Carré feiern, am Freitag dieser Woche wird sie das Philipps-Museum in Eindhoven eröffnen, am 10. April zusammen mit dem künftigen Königspaar dem Konzert zu 125 Jahre „Concertgebouw und Concertgebouw Orkest“ beiwohnen, am 13. April das Rijksmuseum neu eröffnen und am 24. April schließlich der großen Huyghens-Ausstellung in Den Haag die Ehre ihrer Anwesenheit erweisen.

Der evangelische Radiosender „EO“ überträgt am 27. April live unter dem Titel „Beatrix bedankt“ ein buntes Programm, das musikalisch die 33 Jahre ihrer Regentschaft in Erinnerung ruft. Nun seien die Niederlande an der Reihe, ihrer Königin zu danken, für ihre Rolle als „Staatsoberhaupt, als Schutzherrin der Künste, aber auch als Mutter, eigentlich ein wenig aller Niederländer“, lässt der Sender mitteilen.

An den Feierlichkeiten zum 30. April wird derweil unter Hochdruck gearbeitet, viel Zeit blieb ja nicht. So sind, wie „de Volkskrant“ meldet, viele Luxushotels in Amsterdam noch unsicher, welche hochrangigen Gäste bei ihnen wohnen werden, die Zahl der Zimmer sei noch offen. Fest steht aber, dass keine Staatsoberhäupter anreisen werden, sondern nur die unmittelbaren Thronfolger der Monarchien. Der künftige König soll nicht im Schatten gekrönter Häupter stehen.

Das Protokoll für den Ablauf des 30. April steht dagegen schon lange fest. Am Vorabend lädt die Königin die königliche Familie, Fürsten und Diplomaten zu einem festlichen Dinner ins Rijksmuseum. Am 30. April um zehn Uhr wird Königin Beatrix im Moses-Saal des Königlichen Palastes auf dem Dam in Amsterdam die Abdankungsurkunde unterzeichnen. Dabei anwesend sind die Vorsitzenden der Ersten und Zweiten Kammer, die Mitglieder des Reichsministerrates, der Vizepräsident des Staatsrates, Gouverneure und Premiers von Aruba, Curacao und Sint Maarten sowie Mitglieder der königlichen Familie. Dann hält die Königin eine kurze Ansprache, worauf der Direktor des Kabinetts der Königin die Abdankungsurkunde vorliest und dann die Zeugen unterschreiben lässt.

Um 10 Uhr 30 betreten König Willem-Alexander und Königin Máxima mit Prinzessin Beatrix der Niederlande den Balkon des Palastes, worauf Prinzessin Beatrix und der König eine kurze Rede halten werden. Danach wird die Prinzessin von Oranien, Catharina-Amalia, die Erste, die diesen Titel tragen darf, mit ihren Schwestern Alexia und Ariane den Balkon betreten. Um 13 Uhr 30 beginnt dann die Sitzung der Vereinigten Versammlung der Staten General (Erste und Zweiter Kammer des Parlaments) sowie der Parlamentarier, Gouverneure und Premiers aus den karibischen Gebieten, des Reichsministerrats und des Staatsrates in der Nieuwe Kerk gleich neben dem Königlichen Palast.

Und um 14 Uhr schließlich hält der neue König Einzug in die Nieuwe Kerk, wo Willem-Alexander nach einer kurzen Rede den Eid ablegen wird. Danach wird der Vorsitzende der Versammlung eine Rede halten und die Huldigungserklärung vortragen, gefolgt von allen Mitgliedern der Staten Generaal und der karibischen Gebiete. Im Gegensatz zu anderen Monarchien wird der König in den Niederlanden nicht gekrönt. Die königlichen Insignien liegen aus, niemand setzt dem König die Krone auf.

Um 15 Uhr 30 verlassen König und Gefolge die Kirche und begeben sich wieder in das Königliche Palais, wo eine Stunde später ein Empfang für die Gäste der Huldigungsfeier gegeben wird. Das Palais war übrigens das prächtige Rathaus von Amsterdam zu Zeiten der Republik, um mit den absolutistischen Fürsten in Europa in punkto Pracht mithalten zu können.

König und Königin unternehmen anschließend mit ihren Töchtern im nördlichen Hafengebiet eine Bootsfahrt. An verschiedenen Orten der Route wird ihnen ein festliches Programm geboten. Damit die Amsterdamer auch etwas davon haben, ist es Gaststätten erlaubt, Fernseher auf die Straße zu stellen, es sind auch Plätze für Public Viewing vorgesehen.

Auch die Antimonarchisten haben sich für diesen Tag Aktionen überlegt. Da alles, was mit weniger als drei Personen auf der Straße stattfindet, keine Demonstration ist, sollen die Menschen individuell protestieren, meldet „de Volkskrant“. Außerdem sollten die Republikaner statt des königlichen Orange Weiß tragen, weiße Ballons mitnehmen und mit weißen Taschentüchern winken. Es gehe darum, die Festivitäten nicht zu ignorieren, sondern sich zu beteiligen und den Kontakt mit Menschen in Weiß und mit Freunden der Monarchie zu suchen. Es ist sogar eine eigene Website eingerichtet worden (www.nederlanddraagtwit.nl), um weitere Ideen zu platzieren. Die Aktionen sollen durch Humor und ein Lächeln gekennzeichnet sein. Gleichzeitig möchte man damit eine Debatte über die Zukunft der Monarchie anstoßen.

Ganz Amsterdam, ob weiß oder orange, wird sich dann um 21 Uhr auf dem Museumplein einfinden, wo Ministerpräsident Rutte mit Live-Musik zum Oranje-Ball einlädt. Die niederländische Gemeinde in Berlin wird, wie in vielen anderen Ländern auch, zwischen 20 und 23 Uhr zum Oranje-Ball eingeladen.

Bis dahin heißt es auch für Prinz Willem-Alexander Abschied nehmen von vielen Ehrenämtern, die er als Kronprinz innehatte. In Anwesenheit von UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon hat der künftige König schon seinen Vorsitz in der Kommission zur Wasserwirtschaft der Vereinten Nationen niedergelegt.

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