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Panorama: Neues Bangen um den kranken Papst

So sehr sich der Vatikan auch bemüht, die Gemüter zu besänftigen: Dass der Papst seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus keine Besserung, sondern eine fortschreitende Verschlechterung seines Zustandes zeigt, ist kaum mehr zu verbergen. (22.03.2005, 14:28 Uhr)

Rom - So häuften sich denn auch in den vergangenen Tagen Gerüchte, wonach Johannes Paul II. einen neuen Rückschlag erlitten haben soll. «Alle hoffen, dass er sich erholt. Aber die Realität dämpft den Optimismus», brachte es ein Vatikaninsider am Dienstag auf den Punkt.

Und so scheint jetzt auch die letzte Hoffnung entschwunden, dass das 84-jährige Kirchenoberhaupt bei den Osterfeierlichkeiten in letzter Minute einen Überraschungscoup landen könnte und entgegen aller Planungen doch persönlich an einigen Zeremonien teilnimmt. In der Vergangenheit hatte sich der Pole mit seinem eisernen Willen und der sprichwörtlichen Sturheit den gut gemeinten Ratschlägen seiner Vertrauten immer wieder entgegen gestellt. Dieses Mal muss er sich beugen. «Der Kreuzweg ist für den Papst in diesem Jahr nicht am Kolosseum, sondern es ist sein ganz persönlicher Kreuzweg des Leidens, der seit Tagen andauert», schrieb am Dienstag die Zeitung «Il Messaggero».

Das neue große Bangen begann am Sonntag. Palmsonntag. Zum ersten Mal in 26 Amtsjahren konnte der Pontifex der Messe auf dem Petersplatz nicht selbst vorsitzen. Als er sich schließlich am Fenster zeigte, nahmen zum ersten Mal auch die Fernsehkameras Abstand. Vorbei die Zeiten, als er in der Gemelli-Klinik in Großaufnahme gefilmt wurde - zu schwach ist Johannes Paul II., zu gequält und leidend sein Gesichtsausdruck. Mehrere Gläubige brachen auf dem voll besetzten Platz beim Anblick des Papstes in Tränen aus.

Unterdessen ist nicht einmal mehr sicher, ob Johannes Paul II. am Ostersonntag - wie bisher vorgesehen - die Segensformel «Urbi et Orbi» sprechen kann. Beim Kreuzweg am Karfreitag könnte er hingegen kurz auf einer Videoleinwand aus dem Vatikan zugeschaltet werden.

Das Problem ist weiterhin die Kanüle in seinem Hals, die ihm Ende Februar bei einer Luftröhrenoperation eingesetzt worden war. Sie ermöglicht dem an der Parkinson-Krankheit leidenden Pontifex zwar das Atmen, erschwert aber das Sprechen. Seit seiner Entlassung aus der Klinik hat er nicht mehr öffentlich gesprochen.

Das grausame Gefühl unter Beobachtern ist: Er will, aber er kann nicht. Eine Zeitung beschrieb das zuletzt so: «Wojtyla selbst ist sich bewusst darüber, dass sein Körper ihn betrügt, und er erlebt seine wachsende Schwäche auf dramatische Weise mit.» Ob es auf diesem Kreuzweg noch Hoffnung auf eine merkliche Besserung gibt, das fragen sich momentan alle. Selbst Erzbischof Stanislaw Dziwisz, der Privatsekretär des Papstes und einer seiner engsten Vertrauten, wurde jetzt mit den Worten zitiert: «Betet für den Papst, denn sein Zustand verschlechtert sich.» (Von Carola Frentzen, dpa) (tso)

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