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New Orleans: Warnung vor Giftwasser

Das Flutwasser in New Orleans ist inzwischen so verunreinigt, dass Anwohner und Retter vor jedem Kontakt damit ausdrücklich gewarnt werden. Und die Zwangsevakuierung der Stadt hat noch immer nicht begonnen.

New Orleans/Washington (08.09.2005, 17:20 Uhr) - Eineinhalb Wochen nach der Hurrikankatastrophe ist das Flutwasser in New Orleans so stark mit Bakterien und Chemikalien verseucht, dass Einwohner und Retter eindringlich vor jedem Kontakt mit dem Wasser gewarnt wurden. Trotz der Gefahr wurde auch am Donnerstag noch nicht mit der angeordneten Zwangsevakuierung begonnen. Nach Medienberichten trafen unterdessen in New Orleans 25.000 Leichensäcke ein - ein Zeichen dafür, dass die Behörden mit dem Schlimmsten rechnen. Als Beispiel für kommende Schrecken werteten Retter die Entdeckung von 30 Leichen in einem Altenheim. Die US-Regierung stockte ihre Hilfe um weitere 51,8 Milliarden Dollar (41,7 Milliarden Euro) auf. In New Orleans wurden die ersten THW-Helfer erwartet, andere deutsche Spezialisten sind bereits im Einsatz.

Wie die Umweltbehörde EPA mitteilte, sind bei den ersten umfassenden Wassertests gefährlich hohe Konzentrationen von Kolibakterien und Blei festgestellt worden. Die Werte für Kolibakterien überschritten die Grenzwerte um das Zehnfache, teilte die EPA mit. Eigene Tests des Nachrichtensenders CNN ergaben teilweise eine Überschreitung um das 100fache. Auch die Bleikonzentration ist nach Angaben der EPA weit über dem Zulässigen. So bestehe etwa Gefahr für Kinder, falls diese große Mengen Wasser schluckten. Die EPA rief alle Menschen in New Orleans auf, das Wasser nicht zu berühren. In den Fluten treiben Leichen, Müll, Industrieabfälle und Benzin aus den vielen überfluteten Autos.

"Wenn ihr die Stadt noch nicht verlassen habt, dann müsst ihr es jetzt tun", warnte die Chefin der Gesundheitsbehörde CDC in Atlanta, Julie Gerberding, angesichts der Verseuchung. Mit der von Bürgermeister Ray Nagin angeordneten Zwangsräumung wurde jedoch auch am Donnerstag noch nicht begonnen. Sprecher der Küstenwache und der Polizei erklärten am Donnerstag, sie wollten zunächst erst einmal all denen helfen, die die Stadt freiwillig verlassen wollten. Die Armee hatte zuvor angekündigt, sie werde sich an einer Zwangsmaßnahme nicht beteiligen.

Die Behörden stellen sich offensichtlich auf stark wachsende Totenzahlen ein. Für den US-Staat Louisiana und insbesondere die weithin verwüstete Metropole New Orleans wurden 25.000 Leichensäcke bereitgestellt, berichtete CNN am Donnerstag. Bürgermeister Nagin hatte vor Tagen die Zahl von 10.000 Toten nicht ausgeschlossen. Nach offiziellen Angaben wurden bisher in Louisiana 83 und und in Mississippi 201 Leichen gezählt.

Am Mittwoch entdeckten Helfer allein in dem Altenheim St. Rita im Bezirk St. Bernhard östlich von New Orleans mehr als 30 Leichen. 40 bis 50 Menschen seien aus dem Heim gerettet worden, sagte Sheriff Jack Stevens.

Neben den bereits bewilligten 10,5 Milliarden Dollar beantragte das Weiße Haus am Mittwochabend vom Kongress noch weitere 51,8 Milliarden Dollar für die Hurrikanhilfe. Der Budgetdirektor des Weißen Hauses, Joshua Bolten, machte bei der Ankündigung deutlich, dass dies nicht das letzte Mal sein werde. Das Weiße Haus müsse vermutlich noch mehr Gelder beantragen.

In New Orleans wurden amerikanische Militärflugzeuge (C17) mit Dutzenden deutschen THW-Experten erwartet. Die erste Maschine mit Hochleistungspumpen, Lastwagen und einem Team von Helfern an Bord war am frühen Morgen auf dem US Militärflughafen im rheinland-pfälzischen Ramstein gestartet. Die insgesamt 15 Hochleistungspumpen sollen bei der Trockenlegung von New Orleans helfen.

Auch der Start der Raumfähre "Discovery" könnte sich wegen Schäden durch den Hurrikan "Katrina" und technischer Probleme um Monate bis Ende kommenden Jahres verzögern. Das geht aus einem internen Schreiben der Raumfahrtbehörde NASA hervor, aus dem die Zeitung "USA Today" vom Donnerstag zitierte. Zuletzt hatte die NASA einen Start im März angepeilt. (tso/dpa)

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