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Panorama: Nördlichster Badestrand der Welt: Mallorca-Stimmung aus dem Heizkraftwerk - Heute Eröffnung in Island

Normalerweise ist der Strand an Islands Küste pechschwarz und das Meer ist bitter kalt. Aber in der Nautholsvik ist alles anders.

Normalerweise ist der Strand an Islands Küste pechschwarz und das Meer ist bitter kalt. Aber in der Nautholsvik ist alles anders. Hier ist der Strand gelb und das Meer warm. Heute, am 17. Juni 2000, dem isländischen Nationalfeiertag wird auf Island der nördlichste Meeresbadestrand der Welt eröffnet. Der Konstrukteur, Landschaftsarchitekt Yngvi Thor Loftsson sonnt sich bereits zufrieden bei 12 Grad Sonnenschein.

Den Sand hat er mit dem Pumpschiff Soley (Sonneninsel) aus dem Meer in die Nautholsvik befördern lassen. Dort ist das Wasser jetzt angenehme 20 Grad warm. "Wie in Spanien", lächelt der stolze Bauherr des Ylströnd, auf deutsch Wärmestrand. Als erstes wird Ingibjörg Solrun Gisladottir in das Wasser der Nautholsvik, der Rinderhügelbucht springen und ein paar Ehrenrunden drehen. Die beliebte Bürgermeisterin von Reykjavik ist eine begeisterte Schwimmerin.

Zahlreiche Schaulustige haben sich schon einen Tag vorher am Strand eingefunden, um die letzten Vorbereitungen zu beoachten. Zum Beispiel die Bankangestellte Kristin Jonsdottir (47). Wie sie denken viele: "Schön, dass das heiße Wasser aus den Heizungen nicht mehr sinnlos ins Meer fließt." Tatsächlich wurde das Brauchwasser aus den Heizungen und beheizten Straßen der Stadt früher ganz in der Nähe unauffällig entsorgt. Im Sommer schlichen sich Einheimische an die illegale Badestelle und feierten wilde Parties. In den 70er Jahren stoppte die Verwaltung die Parties und begradigte den Kanal. Doch der Wunsch nach dem mediteranen Badespaß im hohen Norden spukte weiter in manchen Köpfen umher. "Als die Abwässer nicht mehr ungeklärt ins Meer flossen, wurde die alte Idee wieder aufgegriffen," erläutert Architekt Yngvi Thor Loftsson und ergänzt: "Dieses Projekt ist ohne Beispiel in der Welt!" Die alte Mole in der Bucht wurde in das Vorhaben integriert. Um das Doppelte verlängert trennt sie nun die Nautholsvik vom eiskalten Meer. Dreißig Grad heißes Brauchwasser wird nun durch ein kompliziertes Pumpsystem mit dem 10 Grad kaltem Meerwasser des Atlantischen Ozeans gemischt, so dass eine angenehme Badetemperatur (um die 20 Grad) entsteht. Mit Ebbe und Flut verändert sich der Meeresspiegel an der isländischen Küste um etwa eineinhalb Meter. Bei Flut strömt neues Meerwasser in das Becken, so dass das Badewasser etwas abkühlt. "Dann ist mehr Wasser im Becken, es ist allerdings auch ein wenig kühler", betont der Landschaftsarchitekt. Vorerst wird der Ylströnd bis zum 19. September täglich von 10 bis 22 geöffnet haben. Doch eigentlich kann sich Yngvi Thor Loftsson auch eine weitaus längere Saison vorstellen. Besonders im Winter fließe ja viel heißes Wasser durch die Heizungen, das entsorgt werden muss. "Es wäre doch sehr schön, wenn Touristen auch im Winter unser Land besuchen würden, um hier im Meer zu baden", so Yngvi Thor Loftsson. "Sie brauchen dann nicht mehr extra nach Spanien oder auf die Kanarischen Inseln zu fahren."

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