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Panorama: Ocean’s Eleven reloaded

Unbekannter erbeutet im Luxushotel Bellagio in Las Vegas Spielchips im Wert von 1,5 Millionen Dollar

Von Sabine Beikler

Tracy ist Dealer. In ihrem Geschäft geht es nicht um Rauschgift. Ihr Business handelt vom Spiel und von der Hoffnung, das große Geld zu machen. Very charming macht Tracy Konversation an einem der Roulettetische im Casino des mondänen Hotels Bellagio in Las Vegas. „Die besten Chancen gegen die Bank zu gewinnen, bestehen beim Black Jack, Baccarat oder Craps“, sagt sie leise. Eine spezielle Vorliebe für Craps Tables, Würfeltische, hatte ein Mann um kurz vor 4 Uhr in der Nacht zu Dienstag. Er stellte sich mit vorgehaltener Waffe vor die Croupiers, forderte Geld und erbeutete Chips im Wert von 1,5 Millionen Dollar. Der Räuber flüchtete unerkannt auf einem Sportmotorrad.

Der Coup dauerte nur wenige Minuten. „Er parkte, lief rein, führte den Raub aus und lief wieder raus“, sagte Polizei-Lieutenant Clint Nichols dem „Las Vegas Review-Journal“. Sicherheitsleute versuchten offenbar nicht einmal, den bewaffneten Mann zu stoppen. Der Mann, der während des Raubs einen weißen Integralhelm trug, stopfte sich in aller Ruhe die erbeuteten Chips im Wert von je 25 und 100 Dollar in einen Rucksack. Die schnell herbeigerufenen Polizisten konnten jedoch keine Spur mehr von ihm entdecken.

Ausgerechnet solch ein Raub passiert im 1998 eröffneten Luxushotel Bellagio im Spielerparadies Las Vegas. Die Fontains of Bellagio, die computergesteuerte Wassershow aus über 1200 Düsen und 4000 Lampen, sind Wahrzeichen der grellsten Stadt Amerikas, die niemals schläft. Der Casinopionier Steve Wynn investierte allein 1,5 Milliarden Dollar in den Bau des Hotels mit Casino. Dort stehen Hunderte von Slots, einarmige Banditen, automatische Kartenspiele, Roulettetische und jede Menge Cashier. Im legendären Bobby’s Poker Room findet das „Big Game“ statt: Zutritt haben hier nur die vermögendsten Pokerspieler. Der minimale „Buy-in“, sozusagen das Eintrittsgeld des Spielers, liegt bei 20 000 Dollar.

Neben den Eingangstüren des Bellagio stehen unauffällig uniformierte Sicherheitsleute, die auf die Hunderte von Gästen pro Tag – das Hotel hat fast 4000 Zimmer – allenfalls einen kurzen Seitenblick werfen. Kontrolliert wird kaum, das Luxushotel legt großen Wert auf Diskretion. Das Management möchte Stammkunden nicht vergraulen und empfängt neue Gäste und potenzielle Spieler mit der offenen amerikanischen Art.

Es gibt viele, die sich zu den Freunden des Bellagio zählen. Sie schreiben auf Facebook, der ganze Raubzug erinnere an den Spielfilm „Ocean’s Eleven“. George Clooney alias Danny Ocean und sein Kumpel Rusty Ryan alias Brad Pitt rauben einen unterirdischen Casino-Tresor mit 80 Millionen Dollar aus. Gedreht wurde der Film 2001 unter anderem im Bellagio.

Die Filmräuber waren allerdings wesentlich trickreicher als der reale Räuber: Sie erwischten Bargeld. Der Unbekannte dagegen wird mit den Chips möglicherweise nicht viel anfangen können. Es gebe „auf keinen Fall einen Weg“ diese zu Bargeld zu machen, sagte zumindest Sicherheitsexperte Jeff Voyles dem Sender „Fox5 Las Vegas“. Vor allem die Jetons mit höherem Nennwert dürften Seriennummern haben oder mit einem Mikrochip ausgestattet sein. Vielleicht kommt die Polizei dem Täter auch auf die Spur: Er soll bereits vergangene Woche einen ähnlichen Überfall begangen und Chips im Wert von 20 000 Dollar erbeutet haben.

Im Bellagio sitzen in der Lobby weiter Typen herum, die glauben, sie seien George Clooney oder Brad Pitt. Sie warten dort auf Frauen, die sie nach etlichen Drinks vielleicht mit Clooney verwechseln würden. Und dick geschminkte Frauen halten dort Ausschau nach Typen wie Clooney oder Pitt, die die Bank sprengen wollen. So ein Casino-Coup ist für das Bellagio keine schlechte Werbung.

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