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Der vor mehr als einer Woche in Brand geratenen Öltanker "Sanchi" im chinesischen Meer.

© Uncredited/Ministry of Transport/dpa

Öltanker "Sanchi" vor China verunglückt: Experten rechnen mit schlimmeren Umweltschäden als Chinas Behörden

Das mit 136.000 Tonnen Leichtöl beladene iranische Schiff ist vollständig in Flammen aufgegangen, 32 Menschen kamen vermutlich uns Leben. Die Schäden für die Umwelt sind enorm.

Nach dem spektakulären Tankerunglück vor der Küste Chinas beteuern die Behörden der Volksrepublik, dass die Umweltauswirkungen durch das austretende Leichtöl begrenzt seien. Experten halten das für Augenwischerei. Sie befürchten eine Umweltkatastrophe von historischem Ausmaß. Schließlich trete nach der Explosion und dem Untergang des iranischen Öltankers "Sanchi" auch Ölkondensat aus. Dies sei zwar auf den ersten Blick nicht zu sehen, für die Meeresbewohner aber besonders giftig.

Die "Sanchi" war am 6. Januar mit 136.000 Tonnen Leichtöl an Bord auf hoher See mit einem chinesischen Frachter zusammengestoßen und sofort in Brand geraten, alle 32 Besatzungsmitglieder - 30 Iraner und zwei Bangladescher - kamen dabei vermutlich ums Leben. Nach mehreren Explosionen sank die "Sanchi" am Sonntag. Chinesischen Medienberichten zufolge könnte ihr eigener Tank bis zu tausend Tonnen Treibstoff enthalten haben.

Seines Wissens sei noch nie soviel Ölkondensat - ein besonders hochwertiges Leichtöl - auf einen Schlag in die Umwelt gelangt, sagte der US-Berater für Öl-Katastrophen, Richard Steiner, der Nachrichtenagentur AFP. Ihm sei kein Fall bekannt, bei dem mehr als tausend Tonnen Kondensat ins Meer gelangt seien, sagte Steiner. Bei den meisten Fällen sei es sogar weniger als eine Tonne.

Angesichts des nach tagelangem Feuer und mehreren Explosionen schlechten Zustands der "Sanchi" geht der US-Experte davon aus, "dass keiner der Frachträume und Treibstofftanks intakt ist und daher das komplette Kondensat und der Treibstoff ausgelaufen sind".

China: keine größeren Umweltschäden zu erwarten

Selbst wenn nur 20 Prozent der Ladung ins Meer gelangt seien, entspräche dies in etwa der Menge an Rohöl, die bei der Havarie des Öltankers "Exxon Valdez" 1989 vor Alaska ausgelaufen sei, verdeutlichte Steiner das Ausmaß der Umweltkatastrophe.

Die staatliche chinesische Meeresbehörde erklärte dagegen am Wochenende, es seien keine größeren Umweltschäden zu erwarten. Ein hochrangiger Vertreter der chinesischen Meeresbehörde sagte dem Staatssender CCTV, das Leichtöl an Bord der "Sanchi" habe "weniger Auswirkungen auf das Meer" als andere Ölarten. Für den Menschen seien ohnehin nur minimale Auswirkungen zu befürchten, da der Tanker so weit von der Küste entfernt sei.

Nach Angaben der staatlichen chinesischen "People's Daily" ist der Ölteppich 18,5 Kilometer lang und bis zu siebeneinhalb Kilometer breit. Laut CCTV konnte das Feuer an der Unglücksstelle am Montag gelöscht werden. Zwei Schiffe versprühten demnach Chemikalien, um den Ölteppich aufzulösen.

Dass das iranische Schiff sank, bevor die Ölladung komplett verbrannt war, ist für den Leiter des Pekinger Instituts für Öffentliche und Umweltangelegenheiten, Ma Jun, das Schlimmste, was nach der Havarie passieren konnte. "Das Ölkondensat ist für alle Meereslebewesen besonders giftig", sagte Ma der Zeitung "Global Times".

Giftige Säule unter Wasser gefährlich für Tiere

Anders als Rohöl bildet Ölkondensat keinen Teppich auf der Meeresoberfläche, sondern erzeugt unter Wasser eine giftige Säule aus Kohlenwasserstoffen, die von der Meeresoberfläche aus nicht zu sehen ist. Für die Wale, Seevögel, Fische und das Plankton im Ostchinesischen Meer bedeutet dies Lebensgefahr, sagte Steiner.

Darüberhinaus könne das Unglück bei den Tieren chronische Krankheiten verursachen oder ihre Fortpflanzung hemmen. Auch Fischeier und -larven seien sicherlich den giftigen Bestandteilen ausgesetzt.

Selbst wenn die "giftige Phase" des Tankerunglücks nach wenigen Monaten beendet sei, könnten die Auswirkungen auf die Umwelt "viel länger" dauern, warnte Steiner. Da aber niemand die Umweltauswirkungen wissenschaftlich untersuche, "werden die Regierungen und Schiffseigner wahrscheinlich zu Unrecht behaupten, dass der Schaden nur begrenzt ist". (AFP)

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