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Viele durstige Kehlen wird es wieder zum Oktoberfest ziehen.

© AFP

Oktoberfest in München startet: Blumenkübel, Bodycams - und ganz viel Bier

Die Wiesn 2017 starten: Besucher müssen sich in München auf noch mehr Kontrollen einstellen als 2016 - und natürlich auf höhere Bierpreise.

Die Wiesnbesucher kommen in diesem Jahr auf ihrem Weg zum Fest an noch mehr Pflanzkübeln mit bunten Blumen vorbei. Sie dienen der Sicherheit: Mehr Betonsperren als bisher sind auf den Zufahrtsstraßen rund um das Festgelände aufgebaut, um letzte Schlupflöcher für möglicherweise heranrasende Autos zu schließen.

Nach all den Anschlägen mit Lastwagen wie in Nizza, an der Berliner Gedächtniskirche und in Barcelona haben die Behörden ihre Vorkehrungen für das Oktoberfest nochmals überprüft und verschärft. Allein an diesem Wochenende, wenn Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) das größte Volksfest der Welt mit dem Anstich eröffnet, werden bis zu 500.000 Menschen erwartet. Das größte Volksfest Europas geht bis zum 3. Oktober.

Für die Sicherheit sei alles getan, was getan werden könne, heißt es unisono bei Polizei, Sicherheitsbehörden und Stadt. „Wir haben gründlich gearbeitet, wir haben viele Stunden mit den Sicherheitsbehörden zusammen gesessen“, sagt Wiesnchef Josef Schmid (CSU). Bis zu 650 Ordner und damit nochmals bis zu 200 mehr als im Vorjahr werden an den Zugängen die Massen kontrollieren. Eine neue Lautsprecheranlage soll die Besucherströme bei einem Alarm besser leiten. Noch mehr und noch höher auflösende Videokameras überwachen das Festgelände - und sollen auch bei der Festnahme von Dieben helfen, die alljährlich ein gutes Geschäft wittern und aus vielen Ländern anreisen.

Große Taschen und Rucksäcke sind wieder verboten

Besucher dürfen wie schon im Vorjahr keine großen Taschen und Rucksäcke mitbringen. Das Maximalvolumen gibt Schmid allerdings nicht in Maß Bier an - sondern mit „drei Milchtüten“. Er mahnt: „Lasst die Taschen zuhause.“ Man brauche auf dem Volksfest nur einen - natürlich möglichst gut gefüllten - Geldbeutel. Und die Damen vielleicht noch ein kleines Täschchen.

Früher als an vielen anderen Orten hatten die Behörden für das Oktoberfest einen Anschlag mit einem Auto als Szenario mitbedacht. 2009 war das Wiesn-Gelände nach einem Drohvideo des Terrornetzwerks Al Qaida eilig mit Lastwagen gegen Angriffe gesichert worden. Später wurden die Lkw durch massive Betonelemente ersetzt, die heute mit Blumen geschmückt das Bild einer fröhlichen Wiesn eher unterstreichen. An den Zufahrten gibt es versenkbare Poller als Bollwerk. Dachten die Behörden früher an Selbstmordattentäter mit Autobomben, so geht es heute um Lastwagen als Instrument für tödliche Anschläge.

Als Konsequenz aus den Lkw-Anschlägen wurden dieses Jahr sämtliche Fahrer und Mitfahrer von Lieferwagen einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen. Die Fahrzeuge, die täglich tonnenweise Hendl, Brezen und Würste herankarren, werden in Stichproben kontrolliert.

So viele Polizisten wie noch nie

Rund 600 Polizeibeamte werden im Einsatz sein, darunter einige Teams mit Bodycams. Das soll auch abschrecken - obwohl Experten zweifeln, dass sich angetrunkene Gäste davon beeindrucken lassen. Wie schon in den Vorjahren gilt über dem Fest ein Flugverbot - auch für Drohnen.

„Wir sind gut gerüstet“, sagt der Pressesprecher der Münchner Polizei, Marcus da Gloria Martins. „Es ist nicht unsere erste Wiesn. Und die Gefahrenlage, die uns umgibt und die uns im vergangenen Jahr sehr schmerzhaft überall getroffen hat, ist auch nichts Neues für uns.“ Für das Oktoberfest sei über viele Jahre das bestmögliche Sicherheitskonzept entwickelt worden. Hundertprozentige Sicherheit gebe es nicht.

Die Wiesn beginnt im Endspurt der Bundestagswahl. Es gebe grundsätzlich eine Gefahr, dass Terroristen Ereignisse mit großer medialer Aufmerksamkeit nutzten, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) vor ein paar Wochen. In Frankreich und Großbritannien gebe es Vermutungen, dass Terroristen gezielt die Zeit vor Wahlen für Attacken wählten. Für das Oktoberfest hätten die Behörden aber auch diese Gefahr im Blick.

Das Münchner Oktoberfest war bereits einmal Ort eines Attentats: Am 26. September 1980 kamen durch einen rechtsterroristischen Bombenanschlag 13 Menschen ums Leben, 211 weitere wurden verletzt. Die Hintergründe sind bis heute nicht völlig geklärt.

Schausteller und Wirte sorgen sich ums Wetter

Nun wendet sich der Blick der Wirte, der Schausteller und der Festleitung gen Himmel. Das Wetter bereitet Wiesnchef Schmid Sorgen. Dabei meint er weniger mögliche Stürme, wie sie zuletzt Teile Deutschlands trafen. „Wir haben sehr stabile Zeltbauten, da sind wir sehr gelassen“, sagt er. Der TÜV habe alle Bauten auf dem Festgelände überprüft. Aber ein verregneter Einzug der Wirte zum Anstich - das wäre ein schlechter Start. „Da ist mir noch ein bisschen angst und bang, dass es zum Wiesanfang nicht regnet, es wenigstens trocken ist - und idealerweise die Sonne scheint.“

Was die Besucher gar nicht freuen dürfte, ist, dass eine volkswirtschaftliche Analyse das Gefühl vieler bestätigt: Die alljährlichen Preissteigerungen auf der Wiesn liegen weit über der allgemeinen Teuerung. Wie Volkswirt Thomas Strobel von der italienischen Bank Unicredit ermittelt hat, steigen die Preise auf dem Oktoberfest im Vergleich zur Wiesn 2016 diesmal um 3,1 Prozent - deutlich über der Entwicklung der sonstigen Verbraucherpreise. Der Index wird gebildet aus den Preisen für zwei Maß Bier, ein halbes Hendl und eine Fahrkarte der Münchner Verkehrsgesellschaft.

Wiesn-Maß kostet zwischen 10,80 und 10,95 Euro

Die 11€-Marke fällt dieses Jahr zwar noch nicht, aber viel fehlt nicht: Zwischen 10,80 und 10,95 Euro liegt der Preis für eine Wiesn-Maß 2017. Und: Auch alkoholfreie Getränke legen im Preis deutlich zu. Ein Liter Wasser kostet mit 8,73 Euro in diesem Jahr rund 50 Cent mehr als 2016. In einigen Zelten soll der Preis über 10 Euro liegen.

Auch die Speisen werden wieder teurer: Ein halbes Brathendl kostet zwischen 10,00 Euro und 11,50 Euro, eine Portion Schweinshaxe rund 19,00 Euro und ein Paar Münchner Weißwürste 6,80 Euro.

In Sachen Besucherzahlen können die Oktoberfeste in Berlin zwar nicht mithalten, aber auch in der Hauptstadt kann an etlichen Orten zünftig gefeiert werden. (dpa, Tsp)

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