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Oktoberfest: Zur Wiesn mit eigener Brotzeit

Wer rein will in die Festzelte der Münchner Wiesnwirte, muss früh aufstehen. Vor allem an diesem Samstag, wenn es um zwölf wie immer heißen wird: „O’zapft is.“

Im letzten Jahr standen die Ersten um sieben Uhr in der Früh vor dem Schottenhamel-Zelt, um die legendären Worte aus dem Mund des Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude nur ja nicht zu verpassen. Während der OB dann wieder daran arbeitet, seine zuletzt beständig sicheren drei Anzapf-Schläge vielleicht sogar zu minimieren, geht die erste Maß Bier heuer zum letzten Mal an den Landesvater Edmund Stoiber – der ihm folgende erste Endverbraucher wird ja der Franke Günther Beckstein sein.

Der noch amtierende Ministerpräsident spart auf diesem Weg ungefähr 7 Euro und 85 Cent, die Otto Normaltrinker in diesem Jahr durchschnittlich für den Liter Bier hinlegen muss: 50 Cent mehr als im letzten Frühherbst. Kulant zeigen sich die Festwirte neuerdings in den Biergärten vor den Zelten – zum ersten Mal seit langer Zeit darf wieder die eigene Brotzeit mitgebracht und verzehrt werden.

Wie seit langem üblich, sind die meisten Zelte fest in der Hand von Vorreservierern. Spontane Besucher des Oktoberfestes werden es spätestens nach Einbruch der Dunkelheit also schwer haben, auch nur einen Sitzplatz am Rand zu finden. Am Nachmittag sollen Kinderohren und die der älteren noch geschont werden, am Abend aber dürfen die Orchester für die alten Wiesnhits von John Denvers „Country Roads“ bis hin zu Reinhard Meys „Über den Wolken“ voll aufdrehen. Seit der WM haben auch die populären Sportfreunde Stiller Boden gutgemacht: Kein Wirt kann es sich leisten, ohne den oftmaligen Einsatz von „54, 74, 90, 2010“ auszukommen. Eher befremdlich in süddeutschen Zusammenhängen nimmt sich das „Viva Colonia“ der Kölner „De Höhner“ aus, Einheimische ändern den Hauptruf entschlossen in „Viva Bavaria“ um.

Die Idee, im Monstrositätenkabinett „Beim Schichtl“ statt der Kundschaft zum Spaß die Fürther Landrätin Gabriele Pauli zu „enthaupten“, hat das Touristenamt kurzerhand verboten. So soll das Oktoberfest zumindest prinzipiell eine konfliktfreie Zone bleiben.

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