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Bei einem Flashmob am Alexanderplatz haben sich am Donnerstagnachmittag Frauen und ein paar Männer in Berlin getroffen, um als Teil der weltweiten Bewegung "One Billion Rising" eine einstudierte Choreografie zu tanzen. Überall auf der Welt haben Frauen am Valentinstag gegen die Gewalt demonstriert, die sie in ihrem Alltag erleiden.

© Thilo Rückeis

One Billion Rising: Frauen erheben sich – weltweit

Die Sitarspielerin Anoushka Shankar ist als Kind jahrelang sexuell missbraucht worden. Damit ist sie nicht allein: Etwa jede dritte Frau hat auch schon Übergriffe erlebt. Am Valentinstag hat Shankar zur Aktion "One Billion Rising" aufgerufen: Frauen sollten weltweit für ihre Rechte aufstehen.

Anoushka Shankar sitzt vor einer Videokamera und sagt: „Ich stehe auf.“ Denn sie sei „während meiner Kindheit jahrelang sexuell und emotional missbraucht worden“. Der Täter sei ein Mann gewesen, „dem meine Eltern vertraut haben“, spricht sie ernst und ruhig in die Kamera.

Die Tochter des weltberühmten Sitarspielers Ravi Shankar, der im vergangenen Jahr gestorben ist, ist selbst inzwischen eine berühmte Sitarspielerin und Komponistin. Geboren in den USA, lebt sie inzwischen in London. Doch in ihrem Aufruf zur Unterstützung der Aktion „One Billion Rising – eine Milliarde erheben sich“ auf der Veränderungsinternetplattform Change.org beruft sich Shankar auf ihre indischen Wurzeln. „Genug ist genug“, sagt sie mit Bezug auf die brutale Vergewaltigung einer jungen Frau vor ein paar Wochen in Indien. Die Frau starb an ihren schweren Verletzungen.

„Ich erhebe mich mit den erstaunlichen Frauen meines Landes und für das Kind in mir, das sich nie ganz von dem erholen wird, was es erlitten hat“, sagt Shankar. Im Rückblick finde sie ihr früheres Selbst zwar naiv. Aber schon damals habe sie an ihrer Universität in den USA eine feministische Frauengruppe mitgegründet. Die Professoren hätten das „süß“ gefunden. Bis zum frühen Abend hatte Shankar schon mehr als 17 000 Unterstützerinnen in Deutschland, die ihren Aufruf unterschrieben hatten.

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Zwei Monate nach der mörderischen Vergewaltigung einer 23-Jährigen haben sich tausende Inderinnen am Donnerstag zu Tanzdemonstrationen versammelt. „Das ist eine Bewegung aller gesellschaftlichen Teile – von allen Frauen, die unterdrückt werden“, sagte die Organisatorin Kamla Bhasin. „Jeder Vergewaltiger kommt aus unseren Familien“, sagte Bhasin. „Die sind nicht aus dem Internet heruntergeladen.“

Bei einer Demonstration auf dem Pariser Platz in Berlin sollten am frühen Abend symbolisch 650 000 Unterschriften an die indische Regierung übergeben werden.

Allein am Parlament in der Hauptstadt Neu Delhi tanzten 2000 Menschen gemeinsam eine Choreografie. Weitere Aktionen gab es in Mumbai, Bhopal und Hyderabad. Überall auf der Welt haben sich am Donnerstag Frauen und Mädchen versammelt, um tanzend vor allem gegen Gewalt, Vergewaltigung und Unterdrückung von Frauen zu demonstrieren. Auch in Deutschland gab es knapp 200 Veranstaltungen. Weltweit haben sich nach Angaben der Organisation V-Day, die den Aktionstag koordiniert hat, 13 000 Organisationen in 203 Ländern beteiligt.

Viele prominente Frauen haben sich angeschlossen. Die Schauspielerinnen Charlize Theron, Lily Tomlin, Glenn Close, Anne Hathaway, Marisa Tomei und Rosie Huntington-Whitley unterstützen die One-Billion-Bewegung. Ihr Kollege Robert Redford wirbt ebenfalls für Aktionen gegen die Gewalt, die Frauen überall auf der Welt erleiden. Der Dalai Lama hat der Kampagne seine Unterstützung ausgesprochen, im Europäischen Parlament haben 20 Parlamentarierinnen schon vor ein paar Tagen eine öffentliche Tanzprobe abgehalten.

Die Vereinten Nationen unterstützen den Aufruf ebenso wie eine Reihe von EU-Kommissarinnen. Sogar eine Hymne gibt es: „Break the Chain“. Komponiert hat das Lied die Komponistin Tena Clark. Die Autorin des Theaterstücks „The Vagina Monologues“, das unter anderem in Berlin öffentlich gelesen wurde, Eve Ensler, ist in die Demokratische Republik Kongo gereist, wo zehntausende Frauen – und auch Männer – im Verlauf der Bürgerkriege der vergangenen bald 20 Jahre von Milizen vergewaltigt worden sind. Ensler hat in der südostkongolesischen Stadt Bukavu tausende tanzende Frauen angetroffen.

Am Morgen begannen die Aktionen in Asien. In Bangladesch haben zehntausende Menschen Tanzketten gebildet. Sogar in Afghanistans Hauptstadt Kabul haben sich Frauen auf die Straße getraut. Sie haben ohne Burka, aber mit Kopftuch gegen Gewalt demonstriert. Auch in Südafrika, wo aktuell ebenfalls über eine brutale Vergewaltigung diskutiert wird, sind Tausende zusammengekommen.

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