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Panorama: Orkan und Musikgewitter

Zehntausende strömten am Pfingstwochenende in die Open-Air-Konzerte – und wurden nass. Andernorts forderten die Unwetter Todesopfer

Hamburg (dpa). Auch heftiger Regen konnte das Vergnügen der Fans nicht schmälern. Sie genossen zwei Tage lang MusikGewitter, da kann ein Unwetter zwischendurch niemandem etwas anhaben. Auf drei Spielbühnen mit 76 Bands und Sängern wartete Rock am Ring in der Eifel in diesem Jahr auf. 80000 Menschen waren zusammengekommen. Ein ähnliches Bild zur gleichen Zeit in Nürnberg: Das große Musikprogramm beim dortigen Rock im Park lockte 55000 Besucher an. Auch sie nahmen den Regen am Sonntag als segensreiche Abkühlung.

In anderen Teilen Deutschlands sah es anders aus: Heftige Unwetter töteten am Pfingstsonntag in Deutschland zwölf Menschen. Viele wurden trotz Warnungen der Wetterdienste von den Stürmen überrascht und von umstürzenden Bäumen und Ästen getroffen. Starker Regen überflutete Straßen und Keller. Bei einer Show-Veranstaltung im Nato-Hauptquartier in Mönchengladbach kam am Sonntagnachmittag ein fünf Jahre altes Mädchen ums Leben, das im Sitz eines Fesselballons gesessen hatte. Der mit Helium gefüllte Ballon wurde unter den Augen hilfloser Betreuer vom Wind fortgerissen, trieb 50 Kilometer nordwärts, flog gegen eine Stromleitung und schlug auf den Boden auf. Das Kind eines britischen Soldaten und einer Deutschen wurde etwa 200 Meter von der Ballonhülle entfernt tot auf einer Wiese gefunden. Der Sturm zerfetzte auf dem Fest Zelte und verletzte sechs Menschen, einen davon schwer. Während des Unwetters waren 3000 Gäste auf dem Gelände.

In Hessen wurde ein 33 Jahre alter Gleitschirmflieger von einer Böe erfasst und getötet. Mindestens vier Menschen wurden durch umstürzende Bäume und Gegenstände erschlagen: Im niedersächsischen Apen kam ein 42 Jahre alter Ordner einer Freiluftveranstaltung unter einer umgeknickten Eiche ums Leben. In Rheinland-Pfalz wurde bei einem Schlossfest nahe Bernkastel ein Musiker von einem Ast erschlagen. Im thüringischen Mühlhausen starb ein Mann am Steuer seines Wagens durch einen herabstürzenden Ast. Ein 65-Jähriger wurde auf Sylt von seinem umgewehten Wohnmobil erschlagen.

Mindestens sechs Menschen kamen bei Gewittergüssen auf Straßen ums Leben. Bei Baddeckenstedt in Niedersachsen starben vier Personen, nachdem ein Autofahrer auf die Gegenfahrbahn geraten war. In Südbayern gingen nach Regenfällen am Pfingstsamstag mehrere Muren ab. Im Raum Lenggries waren die Insassen von fünf Autos zeitweise von Erdrutschen eingeschlossen. Über Hennstedt im Kreis Dithmarschen fegte eine Windhose hinweg. Mehrere Dächer wurden abgedeckt.

Der Orkan erreichte Spitzengeschwindigkeiten bis zu 133 Stundenkilometern auf der Nordseeinsel Amrum, teilte der Wetterdienst Meteomedia mit. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach fielen örtlich bis zu 40 Liter Regen pro Quadratmeter. Der Verkehr kam vielerorts zum Erliegen. Umgestürzte Bäume und Blitze legten unter anderem den Zugverkehr auf der Strecke Dortmund-Hannover lahm.

Dem Unwetter folgt Sonnenschein. Die Meteorologen sagen für die nächsten Tage übereinstimmend schönes Wetter voraus.

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