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Panorama: Palin und das Baby

Die Politikerin findet nicht aus den Schlagzeilen

Am Silvestertag hat sich die Großmutter dann doch geäußert. „Wir sind überglücklich über die Geburt dieses gesunden, wunderhübschen Babys“, sagte Sarah Palin. Da war die 44-jährige Gouverneurin von Alaska und Vizepräsidentschaftskandidatin der Republikaner bereits seit vier Tagen Oma. Und Amerika hatte gefragt, warum die sonst nicht eben medienscheue Dame nichts von sich hören ließ. Doch die Schwangerschaft ihrer Tochter Bristol provoziert Fragen, mit denen Palin ungern konfrontiert wird, solange sie die Antwort nicht weiß.

Am 27. Dezember hatte die inzwischen 18-jährige Bristol einen Jungen zur Welt gebracht. Das erfuhr Amerika erst mit Verspätung – von Colleen Jones, der Schwester von Bristols Großmutter. Die lieferte Details: „7 pounds, 4 ounces“ (rund 3300 Gramm) wiege das Baby, sein Name sei Tripp Easton Mitchell Johnston. An ungewöhnliche Rufnamen in der Familie Palin haben sich die Amerikaner gewöhnt. Die fünf Kinder der Gouverneurin im Alter zwischen 19 Jahren und sieben Monaten heißen Track, Bristol, Willow, Piper und Trig; der Jüngste ist behindert, er hat das Down Syndrom.

Fragen löste aber der Nachname des Babys aus. Es ist der des Kindsvaters. Levi Johnston, ein gleichaltriger Schulkollege von Bristol. Auf die versprochene Hochzeit warten die USA noch. Was Levi gerade tut, ist auch so eine Frage. Er habe die Schule abgebrochen, um auf einem Ölfeld zu jobben, sagte er im Herbst. Palins Büro bestreitet das: „Levi ist kein Schulabbrecher.“ Er sei in einen Korrespondenzkurs eingeschrieben. Im Sommer hatte Palin angekündigt, die beiden würden „bald“ heiraten. Die Nachricht, dass ihre damals minderjährige Tochter unehelich schwanger sei, war in den Auftakt des Nominierungsparteitags geplatzt – eine schwierige Situation für Palin, weil der Fall so gar nicht zu den Moralvorstellungen der Konservativen passt. Sie lenkte die Debatte auf ein Thema um, das den Republikanern ähnlich wichtig ist: die absolute Ablehnung der Abtreibung. Nie habe zur Debatte gestanden, ob Bristol das Kind austragen solle. Ihre Tochter werde es nicht leicht haben, aber mit ihrem Bekenntnis zum werdenden Leben sei sie ein Vorbild, betonte Palin. Levi Johnston wurde umgehend vom „Boyfriend“ zum „Verlobten“ befördert. Denn auch das gehört zum Wertekanon der Republikaner: Kinder sollen in einer Ehe geboren werden. Politische Gegner scherzten, der junge Mann sei Palins „erster politischer Gefangener“ geworden, nach dem Motto: lieber eine ungewollte Ehe als ein uneheliches Kind.

Manche Politiker kommen einfach nicht aus den Schlagzeilen – selbst wenn sie es nicht darauf anlegen, Meldungen zu produzieren. Palin gehört offenbar dazu. Seit dem Präsidentschaftswahlkampf ist sie eine der umstrittensten Figuren der amerikanischen Politik. Noch lange nach ihrer Wahlniederlage an der Seite John McCains wurde sie von Vorwürfen verfolgt, sie habe sechsstellige Summen aus der Parteikasse ausgegeben, um sich und ihre Familie für Wahlkampfauftritte einzukleiden sowie von Friseusen und Kosmetikerinnen betreuen zu lassen. Palin bestritt das. Republikaner taten die Berichte als üble Nachrede linker Medien ab. Doch als die finanziellen Rechenschaftsberichte aus dem Wahlkampf veröffentlicht wurden, ergab sich: Die durch Palin verursachten Kosten waren noch höher als angenommen.

Im Dezember wurde bekannt, dass Sherry Johnston, die Mutter des Kindsvaters Levi Johnston und künftige Schwägerin Palins, wegen verbotenen Handels mit Medikamenten verhaftet worden war – samt dem Verdacht, der Haftbefehl sei mit Rücksicht auf Palins Wahlkampf verzögert worden. Der Hinweis auf Johnstons illegale Geschäfte mit schweren Schmerzmitteln war eine Woche nach dem republikanischen Parteitag eingegangen. Anfang Oktober waren die Gespräche abgehört worden, die nun als Belastungsmaterial dienen. Der Haftbefehl sei erst im November ergangen, zitieren US-Medien die Behörden in Alaska, weil man warten wollte, bis der Geheimdienstschutz für das Umfeld der Palin-Familie während des heißen Wahlkampfs ende.

„Das junge Paar“, schreibt Palin in ihrer späten Pressemitteilung zur Geburt ihres Enkels, werde „keine leichte Zukunft“ vor sich haben.

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