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Nach zwei Wochen auf der Flucht wurde der mutmaßliche Täter gefasst.

© dpa

Paraguay: Vergewaltigte Zehnjährige darf nicht abtreiben

Ein zehnjähriges Mädchen wird in Paraguay vergewaltigt und ist im fünften Monat schwanger. Doch das katholische Land verbietet einen Abbruch der Schwangerschaft.

Sie ist zehn Jahre alt, 1,39 Meter groß, wiegt 34 Kilogramm und ist im fünften Monat schwanger – nach einer Vergewaltigung durch ihren Stiefvater. Ihr Fall hat in Paraguay eine hitzige Debatte vom Zaun gebrochen. Darf sie abtreiben oder nicht? Das Gesetz erlaubt dies nur, wenn das Leben der werdenden Mutter in Gefahr ist. Den Ärzten zufolge geht es dem Mädchen aber gut, und auch die konservative katholische Kirche sieht keinen Anlass für eine Abtreibung. „Abtreibung ist Mord an einem unschuldigen, noch im Entstehen begriffenen Leben“, sagte Bischof Claudio Gimenez bei seiner Messe am Sonntag. Das Gesundheitsministerium lehnte den Antrag auf Schwangerschaftsabbruch ab.

Die Mutter hingegen befürwortet ihn, ebenso wie Frauen- und Menschenrechtsorganisationen. Sie berufen sich dabei auf Statistiken der Weltgesundheitsorganisation, wonach Schwangerschaften von Müttern unter 16 viermal riskanter sind als bei über 20-Jährigen, da ihr Körper noch nicht voll ausgebildet ist. Das paraguayische Mädchen sei selbst für ihr Alter klein und dünn, sagt Amnesty International. Die Organisation startete deshalb eine Kampagne unter dem Hashtag #NiñaEnPeligro, Mädchen in Gefahr. Es sei Folter, das Mädchen zum Austragen dieser Schwangerschaft zu zwingen.

Die Zehnjährige lebte am Rande der Hauptstadt Asunción mit ihrer Mutter und dem Stiefvater. Wenn ihre Mutter unterwegs war, so die ersten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, verging sich der Vater an dem Mädchen. Weil die Mutter vor einem Jahr bereits einmal Anzeige erstattet hatte – die sie dann wieder zurückzog –, wurde sie wegen Verletzung der Aufsichtspflicht inhaftiert. Bekannt wurde der Fall erst, als sie mit ihrer Tochter Ende April wegen angeblicher Magenschmerzen ein Krankenhaus aufsuchte. Dort entdeckten die Ärzte die Schwangerschaft und schlugen Alarm.

Dem Stiefvater drohen 15 Jahre Haft

Der Stiefvater ergriff daraufhin die Flucht. Die Polizei entdeckte den 43-Jährigen am Wochenende in einer Waldhütte außerhalb von Asunción. Ihm drohen 15 Jahre Gefängnis. Er stritt die Vorwürfe aber ab. Er sei medizinisch nicht in der Lage, jemanden zu schwängern, erklärte er und verlangte einen Vaterschaftsnachweis. Das Mädchen ist derweil mit Gleichaltrigen untergebracht und wird von einer Psychologin betreut.

2014 registrierten die paraguayischen Behörden 684 Geburten, deren Mütter jünger als 15 Jahre waren. In den meisten Fällen handelt es sich dabei den Ärzten zufolge um Missbrauch. Wenig hilfreich für die Opfer sind die strikten Abtreibungsgesetze. Länder wie Paraguay, Nicaragua, Haiti, Honduras und El Salvador lassen nicht einmal bei Vergewaltigungen Ausnahmen zu.

Bei illegalen Abtreibungen sterben jedes Jahr in Lateinamerika hunderte Frauen. Um dies zu unterbinden, fordern Frauen- und Menschenrechtsorganisationen seit Langem die Legalisierung. „Das Verbot der Abtreibung diskriminiert vor allem die Ärmsten, denn die reichen Frauen, die ungewollt schwanger werden, fahren ins Ausland“, sagt Carmen Pompa vom Lateinamerikanischen Komitee zur Verteidigung der Frauenrechte. Sie kritisierte außerdem die Justiz, die die Mütter zuerst einsperre und den Mädchen damit die einzige noch verbleibende Stütze nehme.

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