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Panorama: Pfusch am Bau lässt viele Häuser einstürzen Erdbeben in der Türkei legt Fehler in der staatlichen Aufsicht offen

Bingöl (sei). Wieder war es mitten in der Nacht.

Bingöl (sei). Wieder war es mitten in der Nacht. Kurz nach drei Uhr Ortszeit erschütterte ein Erdbeben der Stärke 6,4 die Gegend von Bingöl im Südosten der Türkei. Fast auf die Minute genau zur selben Nachtzeit hatte sich am 17. August 1999 das schwere Beben im Gölcük, südöstlich von Istanbul, ereignet. Nicht nur in der Uhrzeit ähneln sich die beiden Unglücke, sondern auch darin, dass viel Leid hätte vermieden werden können, wenn in der Türkei mehr anständige Häuser gebaut würden.

Bei allem Schmerz und Elend ist das Ausmaß des Bebens von Bingöl zwar nicht mit der Katastrophe von 1999 zu vergleichen: Damals starben mindestens 20 000 Menschen. Auch lief die staatliche Hilfe diesmal wesentlich früher und reibungsloser an als vor fast vier Jahren, als es Tage dauerte, bis Ankara in die Gänge kam.

Den Behörden steckt die damalige Wut der Öffentlichkeit bis heute in den Knochen. Doch beiden Unglücken ist gemeinsam, dass Fachleute vorher ebenso nachdrücklich wie vergeblich vor den Folgen eines unkontrollierten Wildwuchses im Bausektor gewarnt haben. Unternehmer, die Geld sparen wollen und deshalb minderwertige Baustoffe benutzen; staatliche Aufseher, die diese Mängel übersehen – das ist die unheilvolle Mischung, die auch in Bingöl vielen Menschen das Leben gekostet hat. Insbesondere bei staatlichen Bauaufträgen werde immer nur auf den niedrigsten Preis der Anbieter geschaut, nicht auf die Qualität, ärgert sich der Experte Oguz Gündogdu. So lange es dabei bleibe, werde es immer wieder solche Katatrophen geben. Oder noch schlimmere.

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