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Panorama: Piste frei

Skifahren gilt als Risikosportart – aber es gibt Möglichkeiten, dem Risiko zu entgehen

Von Carsten Werner

Winterzeit, Urlaubszeit – für viele Deutsche beginnen in diesen Tagen die Winterferien und viele verbringen den Urlaub mit Wintersport, wollen Schnee, Sonne und gute Luft genießen – und sich dabei auch sportlich betätigen. Für manchen Hobby- Athleten kann der Urlaub aber schnell zum Alptraum werden, wenn dem ungeübten Städter im Schnee ein „Pistenrowdy" begegnet. Denn Skifahrer leben gefährlich: Wo viel Verkehr ist, drohen auch Unfälle. Und wem ein Hindernis in die Quere kommt, der ist durch keine Fahrzeugkarrosserie geschützt, sondern kracht mit dem eigenen Körper auf die Piste oder in den Vordermann. Auf viel befahrenen Strecken kann dem Urlaubs-Sportler vom Flachland schon mal Angst und Bange werden, wenn geübte Profis oder leichtsinnige Raser und Drängler ihm bei der Abfahrt zu nahe kommen.

Gut 4000 mal im Jahr kollidieren deutsche Wintersportler auf den Pisten im In- und Ausland mit anderen, das sind etwa acht Prozent der Wintersportunfälle. Zu den Risikogruppen für diese Karambolagen gehören vor allem junge Männer und ältere Frauen – die einen sind besonders risikofreudig und neigen zur Selbstüberschätzung, die anderen haben oft wenig Übung und wagen sich mit veralteten Skiern in den Schnee, haben österreichische Wissenschaftler herausgefunden.

Gefährlicher Trend: Mitternachts-Ski

Auch wenn die Zahl der Verletzten in den 80er Jahren stark zurückgegangen ist und seit den 90er Jahren stagniert: „Von vier Millionen Wintersportlern verletzten sich jährlich 60000 Deutsche beim Skilaufen“, sagt Margot Bartlog vom Deutschen Skiverband (DSV). 80 Prozent von ihnen stürzten ohne Fremdeinwirkung: Sie überschätzen ihre Fahrkünste, sind körperlich nicht vorbereitet oder wagen sich auf zu schwierige Abfahrten. Heribert Gläser von der Auswertungsstelle für Skiunfälle (ASU) bei den Arag-Sportversicherungen berichtet, dass bei einem Drittel der Skifahrer „Fehlsichtigkeit“ festgestellt wurde. „Brillen- oder Kontaktlinsenträger fühlen sich durch ihre Sehhilfen beim Sport gestört und lassen die zuhause. Das macht die Abfahrt besonders gefährlich.“ Denn wie im Straßenverkehr ist auch auf den Skipisten gute Sicht besonders wichtig. Wer natürliche Hindernisse nicht sieht oder die Piste falsch einschätzt, fliegt um so leichter unkoordiniert in den Schnee. Wer langsamere Sportler oder gestürzte Personen zu spät erkennt, kann nicht abbremsen oder ausweichen und rast in den anderen hinein. Über 8000 Deutsche landen nach Skiunfällen im Krankenhaus. Ihre Verletzungen sind zwar selten tödlich, aber oft schwer: Vor allem Knochenbrüche sind zu beklagen, jeder Dritte verletzt sich am Knie , 20 Prozent an der Schulter. Zehn Prozent erleiden Kopfverletzungen.

Und manchmal kommt es tatsächlich zu einem Todesfall. Wie am Montag in den Dolomiten, wo zwei Polen zusammenstießen. Einer ist tot, der andere schwer verletzt. Die Hälfte aller Skiunfälle könnten nach Expertenansicht durch Eigeninitiative schon vor dem Skifahren verhindert werden. Sicherer fährt auch, wer sich an die FIS- Regeln für Skifahrer hält (siehe Kasten).

„Um Unfälle zu vermeiden, sollten sich Hobbysportler gründlich vorbereiten“, rät Bartlog. Neben einem ausgiebigen Ausrüstungscheck sei dabei vor allem Fitness wichtig. „Jogging allein reicht da nicht aus“, meint Gläser. Denn Läufer haben zwar einen gesunden Kreislauf, Muskelproblemen können aber auch sie nur durch spezielle Skigymnastik vorbeugen. Beim Skilaufen werden auch Muskeln stark beansprucht, die sonst selten gefordert werden. Mit Skigymnastik unter professioneller Anleitung und in der Gruppe werden Haltungen und Bewegungen eingeübt. Außerdem wird Aufmerksamkeit trainiert. Auch Wetter und Tageszeit spielen eine wichtige Rolle. Wenn es eisig und neblig ist, passieren mehr Unfälle, bei Sonnenuntergang und in der Dämmerung wird die Sicht schlecht. Nachmittags sind viele Fahrer ermüdet und unkonzentriert.

Besonders gefährlich ist „MitternachtsSki“. Dieser Trend findet immer mehr Anhänger. Der Kitzel und die Gefahr sind bei den jungen Fahrern fest eingeplant. Denn es ist auch die Zeit der Pistenraupen und der Pistenpflege. Sie riskieren ihr Leben, wenn sie in ein Kabel rasen, das Schnee im Schleppnetz die Hänge hinaufzieht.

Erfahrene Hobby-Pistenjäger empfehlen für die Freizeit ebenfalls Skigymnastik – als sexy „Après-Ski-Choreografie“ in der Disco. Das macht bei den Frauen mehr Eindruck als Rambo-Verhalten.

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