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Panorama: Plündern – so etwas macht doch keiner

Berichte über einzelne Fälle verzerren das Bild. Die Polizei will mit Präsenz die Menschen beruhigen

Von Anna Schmitz-Avila

Vielerorts befürchtete massive Plünderungen der von der Sommerflut betroffenen Häuser sind bislang ausgeblieben und wohl auch nicht mehr zu erwarten. Es hat bisher nur eine sehr geringe Anzahl von Fällen gegeben, in denen Kleinkriminelle beispielsweise versucht haben, die nach dem Absinken der Pegel auf den Strassen zum Trocknen aufgestellten Elektrogeräte wie Waschmaschinen wegzuschleppen. Grössere Plünderungen sind weder der Polizei, dem BGS, noch den Hilfsorganisationen vor Ort bekannt. Die Gefahr solcher Vorkommnisse wird insgesamt als verschwindend gering eingestuft. Allerdings weist der BGS darauf hin, dass die Betroffenen zumindest darauf achten sollten, hochwertige Gegenstände nur dort zum Trocknen hinzustellen, wo man sie besser im Blick habe, da diese Form des „Schrotttourismus“ eigentlich die einzige mögliche Bedrohung sei. Polizei und BGS haben – mehr um die Bevölkerung zu beruhigen als aus tatsächlicher Einschätzung der Lage – alle nötigen Vorsichtsmaßnahmen getroffen, die es ermöglichen, Einbrüche, die eigentlich gar nicht stattfinden, direkt im Ansatz zu verhindern, weil die Polizeipräsenz in den betroffenen Städten und Ortschaften nicht zu übersehen ist.

Die leeren Häuser werden von der Polizei und dem BGS bewacht, die Zahl der Polizeistreifen wurde drastisch erhöht und alle, die die Gefahrenzonen betreten oder verlassen wollen, müssen ihre Ausweise kontrollieren lassen. Dieses abschreckende Präsenzbild, das vermeintlichen Räubern wohl kaum eine Chance bietet, das Diebesgut aus den betroffenen Gebieten herauszuschmuggeln, bot sich ebenso vor fünf Jahren. Als Reaktion auf das Oderhochwasser 1997 waren ähnliche Vorkehrungen getroffen worden; der BGS und die Polizei waren Tag und Nacht im Einsatz. Aber auch damals hatte es keine nennenswerten Vorfälle gegeben. Selbst im von der jetzigen Flut so stark in Mitleidenschaft gezogenen Dresden wird nur von raren Einzelfällen gesprochen. So wurde eine Filiale von Douglas ausgeräumt und auf der Straße liegende Kleidung eines Kaufhauses von Jugendlichen entwendet.

Andere Versuche wurden bisher oft direkt von Einwohnern gemeldet, die es nicht zulassen wollten, dass sich irgend jemand an der Flut bereichert. Dies scheint auch einer der nicht unwesentlichen Gründe für das Ausbleiben größerer Delikte zu sein. Das Verhalten der Menschen in den Krisengebieten zeuge von beispielloser Solidarität, so ein Polizeisprecher. Die Bevölkerung hat wohl auch Besseres zu tun – es geht schließlich um die Rettung ihrer Häuser, Dörfer, Städte und Existenzen.

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