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Polen: Brieftaubenschau endet in Katastrophe

Die dichte Schneedecke war zu viel für die Stahlkonstruktion: Nach dem Einsturz des Hallendaches sind die Besucher einer Brieftaubenausstellung hilflos unter dem Dach begraben.

Warschau/Kattowitz - Vorsichtig führt eine junge Rettungssanitäterin einen Mann zu einem der eilig aufgestellten Zelte auf dem Messegelände im oberschlesischen Kattowitz (Katowice). Blut läuft über sein Gesicht, er blickt verstört, eine von Helfern gereichte Decke hängt um seine Schultern. Doch er hat Glück gehabt - er lebt, er ist aus der Halle entkommen, in der seit dem späten Samstagnachmittag hunderte Menschen eingeschlossen sind. Nach Behördenangaben gibt es mindestens 20 Tote und mehr als 100 Verletzte.

Mit Schweißgeräten und Taschenlampen versuchen Polizei und Feuerwehr zu den Unglücksopfern vorzudringen. Aus der gesamten Region rasen Rettungskräfte herbei. Auch Mitglieder der Bergwacht mit ihren Lawinenspürhunden eilen nach Kattowitz. Der polnische Ministerpräsident Kazimierz Marcinkiewicz machte sich am Abend ebenfalls auf den Weg zum Unglücksort.

Blaulichter zucken in der Dunkelheit, Temperaturen von minus 15 Grad und Schnee erschweren die Rettungsarbeiten. Vorsichtig versuchen Feuerwehrmänner, zu einem älteren Mann vorzudringen, der von Stahlbalken eingequetscht wurde. Angesichts der instabilen Lage am Unglücksort können sie ihm vorerst nur Mut zusprechen und eine Tasse Tee reichen. Fernsehbilder vom Unglücksort zeigen Verzweiflung und Hilflosigkeit bei Helfern und Opfern.

Auch Stunden nach dem Einsturz des Daches ist nicht bekannt, wie viele Menschen bei dem Unglück letztendlich ums Leben kamen. Einer der Eingeschlossenen griff trotz Schocks zum Mobiltelefon und rief die Rettungskräfte an, berichtete von Toten.

Nicht nur die professionellen Retter sind im Einsatz. Auch zahlreiche Privatleute haben sich nach Bekanntwerden der Katastrophe mit Decken und Thermoskannen auf den Weg gemacht, bringen Verletzte ins Krankenhaus. Die Rettungskräfte bereiten sich auf eine lange Nacht vor. Sie wissen, dass sie angesichts der Kälte im Wettlauf mit der Zeit stehen, wenn die Verletzten im Inneren der Halle noch rechtzeitig geborgen werden sollen. (Von Eva Krafczyk, dpa)

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