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Ai Weiwei gab am Montag eine Pressekonferenz zu seiner Gastprofessur an der Universität der Künste in Berlin.

© AFP

Politische Kunst: Lego will Ai Weiwei keine Steine schicken

Der chinesische Künstler Ai Weiwei bekommt aus aller Welt Legosteine zugeschickt. Zuvor hatte sich der Spielzeughersteller geweigert, eine Bestellung des chinesischen Regimekritikers auszuführen.

Am Montag hat Ai Weiwei auf Instagram ein Foto eines roten Autos veröffentlicht, durch dessen Schiebedach ein Passant Legosteine wirft. Ein weiteres Bild zeigt, dass sich die Steine in dem Auto bereits in der Mittelkonsole und auf dem Beifahrersitz sammeln. „Der erste Lego-Container“, schreibt der chinesische Künstler und veröffentlicht auch den exakten Auto-Standort vor seinem Studio im Pekinger Künstlerviertel Caochangdi. „Genial“, schreiben einige Nutzer, ein anderer kommentiert: „Das wird noch interessant.“

Chinas bekanntester Künstler erhält inzwischen aus aller Welt Legosteine zugeschickt. Die Menschen protestieren damit gegen die Entscheidung des Spielzeugherstellers, eine Bestellung von Ai Weiwei abzulehnen. Der Künstler wollte in einer Ausstellung der Nationalgalerie von Victoria in Melbourne, Menschenrechtsaktivisten und Kämpfer für Meinungs- und Informationsfreiheit mit Legosteinen nachbauen. Bei einer ähnlichen Installation im letzten Jahr in San Franzisco hat er die Bilder von 176 chinesischen Dissidenten nachgebaut. Lego-Sprecher Roar Rude Trangbaek erklärte, seine Firma wolle sich nicht „bei der Verwendung von Legosteinen im Zusammenhang mit politischen Thema aktiv engagieren oder diese unterstützen.“ Die Entscheidung erntet nun Empörung in aller Welt.

Ai Weiwei kann die Haltung der Firma nicht nachvollziehen

Auch Ai Weiwei kann diese Haltung nicht verstehen. „Lego ist als mächtiges Unternehmen in einer globalisierten Wirtschaft ein einflussreicher kultureller und politischer Faktor mit fragwürdigen Werten“, kommentierte der Künstler, der sich gegenwärtig in Berlin aufhält und an der Universität der Künste eine Ehrenprofessur antritt. „Legos Weigerung, seine Produkte an einen Künstler zu verkaufen, ist ein Akt der Zensur und der Diskriminierung“, schreibt er auf Instagram. Daneben stellte er ein Foto, auf dem Legosteine in einer Toilette liegen. Auch in den sozialen Medien kommt der Spielzeughersteller nicht gut, lediglich von der "Global Times" erhält er Unterstützung. "Die Firma hat die richtige Wahl getroffen", zitiert die staatlich kontrollierte Zeitung einen Experten.

Ai Weiwei kritisiert in seiner Kunst und in den Medien immer wieder lautstark die chinesische Regierung. 2011 verhaftet ihn die chinesische Polizei, er musste drei Monate in Haft, offiziell wurden ihm Wirtschaftsdelikte vorgeworfen. Erst in diesem Jahr gaben ihm die Behörden seinen Reisepass zurück.  

Inzwischen hat der 58 Jahre alte Konzeptkünstler bereits so viele Legostücke zugesandt bekommen, dass er sein Projekt in Australien problemlos vollenden könnte. Möglicherweise wird es jetzt aber auch mit anderen Materialen entstehen, wie die Nationalgalerie von Victoria bekannt gab. Viele Twitternutzer aber fühlten sich von der Geschichte inspiriert und veröffentlichten Fotos ihrer zumeist sehr politischen Bastelarbeiten. Nun gibt sogar den „Tank-Man“, der sich 1989 in Peking den Panzern entgegenstellte, als Lego-Installation. Sogar von Ai Weiwei gibt es nun mehrere Legofiguren.

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Der Spielzeughersteller hat übrigens bekannt gegeben, dass ihm im Weihnachtsgeschäft aufgrund der hohen Nachfrage die Steine ausgehen könnten. Vielleicht sollte die Firma Ai Weiwei um Hilfe bitten, der besitzt inzwischen ziemlich viele von diesen Klötzchen.  

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