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Porträt: Kate Middleton: Auch als Braut eine Musterschülerin

An der Uni lernte sie ihren Prinzen kennen. Nicht alles ging glatt in der Beziehung – acht Jahre lang geduldete sie sich. Doch nun wird geheiratet. Königlich.

Mit dreizehn trug sie eine Zahnspange und wurde von ihren Schulkameraden als „Bohnenstange“ gehänselt. „Lächle und ertrage es“, riet ihre Mutter Carole. Es war ein guter Rat. Am 29. April wird Kate Middleton Prinzessin und hat gute Chancen, einmal Königin der Briten zu werden.

Woher kommt Kate Middleton?

Kate Middleton trägt das ganze Gesellschaftsspektrum Englands in sich. Zu ihren Vorfahren gehören eine Reihe lebenstüchtiger Frauen, nicht zuletzt ihre Mutter Carole. Lästerer haben die Middleton-Damen Carole und ihre Töchter Kate und Pippa mit Glyzinien verglichen: Schön anzusehen, wohlduftend und exzellente Kletterer. Carole Middleton, geborene Goldsmith, ist die Enkelin eines Zimmermanns, der in den Kohlebergwerken von Durham arbeitete und auf der Suche nach einem besseren Leben nach London zog. Seine Tochter Dorothy, Kates Großmutter, heiratete einen Bauunternehmer und feierte ihre Hochzeit noch arbeitermäßig im Pub.

Tochter Carole feierte ihre Hochzeit mit dem Flughafenangestellten Michael Middleton in einem angemieteten Herrenhaus und fuhr mit der Pferdekutsche vor. Michael Middleton war eine exzellente Wahl für Carole. Seine Großmutter Olive Lupton erbte von ihrem Vater, einem Wollkaufmann, ein Vermögen von über neun Millionen Pfund im heutigen Wert. Der anspruchsvolle Lebensstil der Middletons, die sündhaft teure Privatschulerziehung der Kinder und die Stadtwohnung im teuren Chelsea wurde eben nicht nur aus den bescheidenen Angestelltengehältern einer Stewardess und eines Flugorganisators beim Bodenpersonal und ihrem Internet-Versandgeschäft „Party Pieces“ finanziert.

Prägend für Kate war die behütete Familienatmosphäre und die Privatschulerziehung. Nach einem Fehlstart in der Schule Downe House, wo Kate gemobbt wurde, kam sie auf eine der teuersten und angesehensten Schulen Englands. Marlborough College ist vor allem bei Mädchen beliebt: Auch die Ehefrauen von Premier Cameron und Schatzkanzler George Osborne sind „Marlburiennes“. Was alles nichts daran ändert, dass Kate „keine von uns“ ist, wie schnöselige Aristokraten anmerken. Aber auch Williams Onkel Andrew und Edward und Tante Anne haben bürgerlich geheiratet.

Wie fing sich Kate Middleton ihren Prinzen?

Mit Geduld. Nicht umsonst erhielt sie von den britischen Boulevardzeitungen den Spitznamen „Waity Katie“. Acht Jahre lang dauerte die Brautwerbung. Einige behaupten, Carole habe ihrer Tochter geraten, schnell noch die Uni zu wechseln, als bekannt wurde, dass William in St. Andrew’s studieren würde. Bestimmt ist das gehässiger Klatsch. Glück wird auch eine Rolle gespielt haben. Denn wer sollte es so organisiert haben, dass Kate im Studentenwohnheim St. Salvator’s untergebracht wurde, „Sally“ genannt – genau wie William? Die schlanke, etwas schüchterne Brünette mit den langen Haaren, die vor dem Frühstück joggen ging und nur ein paar Türen von ihm entfernt im Mädchenflügel wohnte, fiel dem Prinzen auf. Die „Sally Boys“ hatten sie zur hübschesten Frau im Haus gekürt und es dauerte nicht lang, bis William mit ihr beim Frühstück saß.

Warum hat es dann so lange gedauert?

William hatte damals andere Freundinnen – Rose Farquhar und dann Olivia Hunt. Und Entschlusskraft ist wohl nicht seine Stärke. Kate und William waren zunächst einfach Freunde. Beide studierten Kunstgeschichte (William sattelte später auf Geografie um), sie spielten Tennis miteinander, gingen schwimmen und bald gehörte Kate zu Williams Clique. In dieser Zeit hat sie wohl einiges richtig gemacht. „Ich merke ziemlich schnell, wenn Leute mich ausnützen und ein Stück von mir haben wollen und ziehe mich dann zurück“, sagte William einmal. Kate wurde von ihren College-Professoren wegen ihrer Diskretion, Unauffälligkeit und Zurückhaltung gelobt – Eigenschaften, die ihr bei William bestimmt nicht geschadet haben. Als Kate am 27. März 2002 bei einer Studentenmodenschau auftrat, kaufte William ihr zuliebe ein Wohltätigkeitsticket für 200 Pfund und saß in der ersten Reihe. „Kate ist scharf“ soll er zu seinem Zimmernachbarn Fergus gesagt haben, als Kate leicht bekleidet auf dem Laufsteg erschien. An diesem Abend, behauptet die Biografieschreiberin Katie Nicholl, soll William seine Kate zum ersten Mal geküsst haben: „Sie blieb bewusst cool. Sie zog sich sogar zurück. Sie wollte keinen falschen Eindruck geben und es William zu leicht machen“.

Die Presse bekam erst spät Wind von der Beziehung. 2003, im dritten Studienjahr, zogen die beiden aufs Land in ein hinter Mauern verstecktes idyllisches Landgut bei St. Andrew’s. Erst im April 2004 veröffentlichte die „Sun“ das Foto der beiden beim Skiurlaub im schweizerischen Klosters. Die Überschrift: „Endlich. William hat ein Mädchen“.

Wie war das mit der Trennung?

Es war nicht nur eine. Die erste kam im Sommer 2004. William war 22 und wollte sich einfach nicht binden. Mit Kumpels plante er eine Segeltour – organisiert von einem der besten Freunde der Prinzen, dem heutigen Nachtklubbesitzer Guy Pelly, einem lebenslustigen Draufgänger, der die Jungs früh mit Pornoheften und Cannabis vertraut machte. Ein Boot mit weiblicher Mannschaft wurde angeheuert, um die griechischen Inseln zu umschippern. Kate war sauer. Demonstrativ ließ sie das Gerücht streuen, dass sie fürs letzte Studienjahr wieder eine eigene Wohnung suche. Wieder soll Mutter Carole einen guten Rat gegeben haben: „Lass William ein bisschen Luft.“ Als die beiden im Juni 2005 ihre Graduierungsurkunden in St. Andrews überreicht bekamen, waren sie wieder ein Paar.

Die zweite Trennung war gravierender. 2007 war Kate von der Presse längst als Williams feste Freundin und zukünftige Frau akzeptiert. Sie bekam Polizeischutz, Beratung für den Umgang mit Fotografen und man sah sie mit Prinz Charles und Camilla beim Pferderennen in der Königlichen Loge. Dann die überraschende Bestätigung des Palasts: Trennung. Zeitungen behaupteten, die Queen sei entsetzt über Kates Kaugummi kauende Mutter Carole gewesen, als die Middletons bei Williams Abschlusszeremonie nach der Offiziersausbildung in Sandhurst eingeladen waren. Plötzlich wurden die Middletons als „aufdringlich, ziemlich gekünstelt und schrecklich bürgerlich“ beschrieben – ein Zitat, das die Presse Williams „aristokratischen Freunden“ zuschrieb. Andere machten Prinz Charles verantwortlich. Er soll William aufgefordert haben, sich endlich zu entscheiden, weil sein Zögern unfair gegenüber Kate sei. Wieder andere sagen, Kate selbst habe William ein Ultimatum gestellt – und dadurch die Trennung provoziert. Aber die Trennung dauerte nur ein paar Monate.

Wie ist Kate im Königshaus angesehen?

In acht Jahren geduldigen und vor allem schweigenden Wartens hat sich Kate enormen Respekt bei den Royals verdient und bewiesen, dass sie das Zeug für die Mitgliedschaft „in der Firma“ hat. Prinz Charles ist einer ihrer Fans. Mehrfach warnte er die Presse, ihre Privatsphäre zu respektieren. Prinz Phillip, der Duke of Edinburgh, schrieb nach der Trennung 2007 persönlich an Kate und tröstete sie: „Er wird den Ring schon kaufen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.“ Am meisten dürfte die Royals beeindruckt haben, wie sich Kate nach den Trennungen verhielt: Kein Wort zu Klatschjournalisten, keine Exklusivplaudereien aus dem königlichen Haushalt. Die betagte Queen mag über das komplizierte Auf und Ab dieser Beziehung gelegentlich erstaunt gewesen sein. Kritisch soll sie einmal gefragt haben, was eigentlich Kates Beruf sei. „Von einem Ferienort zum anderen zu schweben reicht nicht, wenn man die Frau eines zukünftigen Königs werden will“, soll sie gesagt haben. Aber daraus Kritik an Kate abzulesen, ist sicher falsch. Die Queen dürfte froh sein, eine so kompetente, diplomatische Schwiegerenkelin zu bekommen, und sie weiß, welchen Auftrieb die Heirat der Monarchie gibt. In ihren ersten öffentlichen Auftritten erwies sich Kate mit ihrem strahlenden Lächeln als absoluter Profi.

Wird Kate wie Prinzessin Diana am Druck der Öffentlichkeit scheitern?

Catherine Middleton ist von ganz anderem Kaliber als Diana. Sie wird einmal die erste englische Queen mit Hochschulabschluss sein. Diana hatte nicht einmal die mittlere Reife. Diana war kaum 20, als sie unvorbereitet an der Seite eines elf Jahre älteren Mannes ins Rampenlicht gestoßen wurde. Kate ist ein paar Monate älter als William und hat den Umgang mit der Öffentlichkeit, den Royals, der Presse, den Erwartungen und Verlockungen eines Promi-Lebens acht Jahre lang gelernt. Sie gab nie ein Interview, posierte nie für Fotografen und ließ sich erst gar nicht auf das gefährliche Spiel ein, das Diana trieb, indem sie die Fotografen der Boulevardzeitungen ausnützte, wenn es ihr dienlich war, sich andererseits über ihre Aufdringlichkeit beschwerte. Auch die Royals sind schlauer geworden. Hinter den Kulissen wird hart gearbeitet, um Kate an ihren neuen Job zu gewöhnen: Sie bekommt Schulungen in diplomatischer Etikette. Ihren Eheunterricht mit dem Bischof von London, Richard Chartres, nahm sie so ernst, dass sie sich sogar eigens konfirmieren ließ. Sie übt auch fleißig für die Hochzeitsfeier in der Westminster Abbey. Auch als Braut des Prinzen bleibt sie eine Musterschülerin.

ZUR PERSON

GEBOREN

Catherine Elizabeth Middleton wurde am 9. Januar 1982 in Reading, Berkshire, England geboren.

AUSBILDUNG

Sie studierte an der St.-Andrews-Universität in Schottland und schloss ihr Studium 2005 mit einem Bachelor in Kunstgeschichte ab.

FAMILIE

Mutter Carole Middleton war Stewardess, bevor sie mit ihrem Mann Michael ein Internet-Versandgeschäft gründete. Dieser war zuvor Flughafenangestellter.

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