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Maddie

© ddp

Portugal: Fall Maddie zu den Akten gelegt

Es wurde schon vermutet: Die portugiesische Polizei hat die Ermittlungen im Fall der kleinen Madeleine McCann 15 Monate nach ihrem Verschwinden offiziell eingestellt. Der Verdacht gegen die Eltern ist somit vom Tisch.

Gut 15 Monate nach dem mysteriösen Verschwinden der kleinen Madeleine aus einer Ferienanlage in Portugal sind die Ermittlungen ergebnislos eingestellt worden. Der Fall werde zu den Akten gelegt, weil es keine Beweise für ein Verbrechen gebe, teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Montagabend in Lissabon mit. Die Eltern des damals fast vierjährigen britischen Mädchens werden nun nicht länger verdächtigt, in das Verschwinden ihrer Tochter verwickelt gewesen zu sein. Auch die Vorwürfe gegen den dritten Verdächtigen, einen nahe der Ferienanlage lebenden britischen Makler, wurden fallengelassen.

Madeleines Eltern erklärten, es sei "herzzerreißend" gewesen, von der portugiesischen Polizei über viele Monate als Verdächtige eingestuft zu sein. Bei einer Pressekonferenz wandten sich die Ärzte Kate und Gerry McCann, die eine beispiellose weltweite Medienkampagne zur Aufklärung des Falles gestartet hatten, erneut an potenzielle Zeugen oder Informanten. Sie sollten zur Aufklärung des Schicksals ihrer Tochter beitragen und endlich ihr Wissen offenbaren. Dazu könnten sie sich auch anonym an die von den McCanns beauftragten Detektive wenden, erklärte deren Sprecher.

Eltern fordern Einblick in die Unterlagen der Polizei

"Wir werden Madeleine niemals verloren geben", sagte Kate McCann im Wohnort der Familie im mittelenglischen Rothley mit ihrem Mann an der Seite. Sie hofften, schon in den nächsten Tagen Einblick in die Akten der portugiesischen Polizei zu bekommen. "Dann können wir sehen, was in diesem Fall getan wurde und was noch getan werden kann." Bei der weiteren privaten Suche nach Madeleine werde jedenfalls jedem auch noch so kleinen Hinweis nachgegangen, erklärten die McCanns.

Zuvor hatte die Staatsanwaltschaft in Lissabon erklärt, falls neue schlüssige Indizien auftauchen sollten, könne das Verfahren jederzeit wieder aufgenommen werden. Das könne auf Antrag der Anklagebehörde oder auch eines Betroffenen geschehen, betonte Generalstaatsanwalt Fernando Pinto Monteiro.

Keine schlüssigen Resultate

Madeleine war am 3. Mai 2007 verschwunden, als sie mit ihren zwei jüngeren Geschwistern in einer Ferienwohnung an der Algarve-Küste schlief. Ihre Eltern hatten sie alleine zurückgelassen und waren mit Freunden in ein nahe gelegenes Restaurant zum Abendessen gegangen. Die Ermittler waren zunächst von einer Entführung ausgegangen.

Später neigten sie zu der Annahme, dass das Mädchen am Tag ihres Verschwindens möglicherweise durch einen Unfall in der Wohnung zu Tode kam und die Eltern die Leiche versteckten. Doch auch die Untersuchung von DNA-Spuren in dem Appartement und in einem Leihwagen der McCanns erbrachte keine schlüssigen Resultate. Die Eltern hatten stets ihre Unschuld betont. Sie gehen von einer Entführung aus.

Ex-Chefermittler veröffentlicht Buch mit Anschuldigungen gegen die Eltern

Mit der Einstellung des Verfahrens folgte der Generalstaatsanwalt der Beurteilung der Ermittler. Diese hatten vor drei Wochen in ihrem Abschlussbericht eingeräumt, keinen Schuldigen gefunden zu haben, den sie für das Verschwinden von Madeleine verantwortlich machen könnten. Die Ermittlungen in dem Fall gehörten zu den umfangreichsten der portugiesischen Kriminalgeschichte. Der Abschlussbericht besteht aus 19 Ordnern mit rund 11.000 Dokumenten. Rund 700 Zeugen wurden befragt, es gab fast 450 Hausdurchsuchungen.

Für Empörung sorgte derweil ein Buch des ehemaligen Chefermittlers in dem Fall. Der inzwischen entlassene Kommissar Gonçalo Amaral bekräftigt darin die Vorwürfe gegen die Eltern Maddies. Er wolle damit dazu beitragen, "die Wahrheit zu finden", sagte Amaral am Montag im BBC-Fernsehen. In "A Verdade da Mentira" (Die Wahrheit der Lüge) vertritt er erneut die These, dass Madeleine in der Ferienwohnung in Südportugal zu Tode kam, die Eltern die Leiche verschwinden ließen und dann eine Entführung vortäuschten. Er gehe immer noch davon aus, dass das britische Mädchen tot sei. (peg/dpa)

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