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Türischer Karnevalsverein

© ddp

PR-Gag: "Türkischer Karnevalsverein" stellt Medien an den Pranger

Es ist der helle Wahnsinn, was die Gründung des ersten türkischen Karnevalsvereins Deutschlands ausgelöst hat. Der wurde am Donnerstag in Köln vor unzähligen Journalisten vorgestellt. Und sie alle haben sich aufs Glatteis führen lassen. Nur der Kölner Express war auf der richtigen Fährte.

Denn das Spektakel war eine Aktion des Kölner Fernsehsenders RTL und bei den angeblichen Gründungsmitgliedern Davut Yilmaz und Melek Cezmi handelt es sich tatsächlich um die Komiker und Schauspieler Jan Böhmermann und Caroline Korneli.

Und was hat es mit alldem auf sich? Tagesspiegel Online hat mit Melek Cezmi alias Caroline Korneli gesprochen.

Dieser PR-Gag ist ein Teil ihrer neuen Comedy "TV-Helden", die am 24. Januar auf RTL startet. "Darin wollen wir all diejenigen verarschen, die uns allen so richtig auf die Nerven gehen. Dazu gehören die Deutsche Bahn, Starbucks und die Telekom."

In diesem Falle nun waren es die Medien und der Kölner Karneval. Nicht die Türken. Caroneli Korneli und ihre Kollegen Jan Böhmermann und Pierre M. Krause (fungierte in Köln als Geheimwaffe) wollten zeigen, dass ein Großteil der Journalisten einfach nicht mehr richtig recherchiert. "Hätte nur einer der Anwesenden im Vorfeld gegoogelt, hätte er stutzig werden müssen. Denn es gab nur einen einzigen Eintrag und der führte auf die Homepage des Vereins. Die Menschen hinterlassen doch Spuren - auch im Netz", sagt Korneli empört. "Eine Pressemitteilung, die zuvor verschickt wurde und die darauf befindliche Handynummer reichen aus, um ganz Deutschland auf den Kopf zu stellen."

Die einzigen, die dem ganzen im Vorfeld auf die Schliche kamen, waren die Macher vom Kölner Express. Dort erschien am Tag vor der Pressekonferenz ein Artikel, der die Gründung des Vereins als Fake entlarvte. "Wenn diese Meldung nicht gewesen wäre, hätten wir leichteres Spiel gehabt", so Korneli. "Doch so war ich die ganze Zeit sehr angespannt und hatte Angst, alles könne auffliegen." Auch wenn es schien, dass sie ihren Spaß dabei hatte - zum Lachen war ihr während der halbstündigen "Inszenierung" nicht zumute.

Hätte jemand auf Türkisch gefragt, wäre alles aufgeflogen

Denn natürlich hatten alle erschienen Journalisten den Artikel zur Hand und fragten den Pseudo-Gründungsmitgliedern Löcher in den Bauch, beäugten sie komisch, einer rief sogar ‚Wollt ihr uns verarschen?’. "Ich antwortete 'Nö!' und dann wurden wir immer mutiger. Wir stellten unsere Forderungen nach einer Quotenregelung für das Dreigestirn und nach gesitteterem Feiern beim Karneval. Wir präsentierten auch unseren Rosenmontagswagen - einen roten Flitzer", sagt die 27-Jährige. Brenzlig wurde es, als sie die Anwesenden mit 'Hellau' statt dem im Köln typischen "Alaaf" begrüßte.

Die Sache wäre spätestens aufgeflogen wenn ihr jemand eine Frage auf Türkisch gestellt hätte. "Mit dem Kopftuch sah ich zwar sehr türkisch aus, aber ich spreche kein Wort dieser Sprache", sagt sie. Dann wäre der Dritte im Bunde, Pierre M. Krause hinter einer Tür hervorgesprungen gekommen und hätte gerufen 'reingefallen'. Der konnte aufgrund seiner medialen Bekanntheit nicht an der Aktion teilnehmen.

Neben den Medien sollte aber auch der Kölner Karneval ins Visier genommen werden. "In dieser Beziehung verstehen die Kölner einfach keinen Spaß", so Korneli, die schon des Öfteren beim Karneval war und dabei nicht immer die besten Erfahrungen gemacht hat: "Ganz schlimm finde ich Männer, die beim Karneval denken, sie könnten mich angrabschen."

Hetzjagd durch Köln

Nach der Pressekonferenz begann eine regelrechte Hetzjagd auf Korneli und ihren Kollegen Böhmermann. "Mit ihren Kameras rannten sie hinter mir her. Hetzten mich durch einen engen Gang. Ich musste mich 30 Minuten auf einer Toilette verstecken. Der reinste Horror." Es fiel ihr nicht leicht, die Rolle der unbedarften Türkin zu spielen. "Als Journalistin hätte ich ganz anders reagiert. Ich hab mir einen abgestottert und gesehen, dass ich Land gewinne."

Die Vereinsgründung beziehungsweise der PR-Gag wird am 24. Januar um 23.30 Uhr auf RTL im Rahmen der Satire "TV-Helden" gesendet. "Eine Sendung, für die es höchste Zeit ist", so Korneli.

Susanna Gotsch

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