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Bed In

© dpa

Protestaktion: John und Yoko als Pyjama-Politiker - 40 Jahre "Bed-In"

40 Jahre ist es her - da gingen Bilder eines sensationellen Pop-Politik-Spektakels um die ganze Welt: der Beatle John Lennon und die japanische Künstlerin Yoko Ono im Bett. Ein Statement im Pyjama gegen den Krieg, vor allem den in Vietnam. "Make love, not war!".

Die Bilder von der Kuschelaktion im Federbett prägen John Lennons Erbe genauso wie seine unvergesslichen Lieder. Vor 40 Jahren schlüpften der Beatle und seine frisch angetraute Ehefrau Yoko Ono in ihren Flitterwochen unter die Bettdecke - und kamen tagelang nicht mehr hervor. Das "Bed-In" war erfunden. Vor den Augen der Welt blieb das Paar in den Federn und machte die Matratze zur Kampfzone für den Weltfrieden. Liegen für den Frieden: Das Horizontal-Event schrieb Popgeschichte.

Nimmt man Lennon und Ono beim Wort, war ihr friedensbewegtes Ausschlafen von edlen Motiven geleitet. Sie wollten es als Protest gegen den Krieg in Vietnam und anderswo verstanden wissen. Ein meisterhafter PR-Coup war die Aktion allemal: Die beiden nutzten die Aufmerksamkeit der Medien für ihre Heirat im März 1969 aus und verbreiteten mit dem anschließenden "Bed-In" ihre Botschaft in die ganze Welt. Vom 25. bis 31. März hielten sie Hof in einem Bett im Amsterdamer Hilton-Hotel, zwei Monate später folgte ein "Bed-In" in Montréal.

Zwölf Stunden Zigarettenqualm 

Die Weltpresse defilierte durch das Schlafgemach der Flitterwöchner. Zigarettenqualm hing in der Luft, handgeschriebene Plakate zierten die Wände: "Bed Peace" und "Hair Peace" waren die Parolen. Einem Reporter des kanadischen Senders CBC sagte Lennon: "Wenn Hitler und Churchill im Bett geblieben wären, wären heute noch viele Menschen am Leben." Von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends stand die Suite offen. Manchmal gab es Partys, eine von ihnen gipfelte am 1. Juni in der Aufnahme des Friedenssongs "Give Peace A Chance".

Die Anziehungskraft des Paars erklärte sich wohl auch dadurch, dass die Medienvertreter eigentlich mehr erwarteten. Lennon und Ono hatten sich schließlich bereits einen Ruf als Meister der Selbstentblößung erarbeitet, kurz zuvor hatten sie sich nackt für ein Plattencover ablichten lassen, und manche Pressevertreter hofften bei dem "Bed-In" auf den Austausch handfester Zärtlichkeiten. Anstatt einen Sittenskandal zu provozieren, saßen die beiden aber brav im Pyjama unter der Decke und dozierten über das Übel der Gewalt.

Symbol der Jugendrevolte

Viele Medien begleiteten die Bett-Aktion der selbststilisierten Pop-Heiligen mit Spott. Dem Paar gehe es nur um Vermarktung und Aufmerksamkeit, hieß es. Lennon und Ono zeigten sich aber von ihrer Mission überzeugt. In seinem Lied "The Ballad of John and Yoko" hat Lennon das "Bed-In" in einigen trefflichen Zeilen verewigt. Darin heißt es: "Haben eine Woche im Bett geredet, die Medienleute fragten: Hey, was macht Ihr da? Ich sagte, wir wollen nur ein bisschen Frieden für uns schaffen."

Das "Bed-In" wurde zum Symbol für die Revolte der Jugend, die sich in Verhalten, Aussehen und Denken von den puritanischen Altvorderen absetzen wollte. Sentimental ging es zu, friedensbewegt - und immer sehr haarig. Lennons Witwe Yoko Ono, inzwischen 76 Jahre alt und immer noch für Kunst und Frieden aktiv, will anlässlich des Jahrestags an die alten Zeiten anknüpfen. Über ihre Webseite imaginepeace.com ruft sie zur Nachahmeraktion "Bed Peace 2009" auf. Und die Hotels in Amsterdam und Montréal, die das Paar damals beherbergten, machen Werbung mit der historischen Aktion.

Peter Wütherich[AFP]

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