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Prozess: Anwalt gesteht Spitzweg-Diebstahl

Ein angeklagter Rechtsanwalt hat den Aufsehen erregenden Kunstdiebstahl eines Spitzweg-Gemäldes in Mannheim gestanden. "Mein Mandant war überrascht, dass alles so einfach gegangen war", sagte der Verteidiger zum Auftakt der Verhandlung.

Mannheim - Der "Kunstliebhaber" habe das Werk "Friedenszeit" des Biedermeier-Malers Carl Spitzweg (1808-1885) während der "Langen Nacht der Museen" im März 2006 aus der Mannheimer Kunsthalle entwendet, sagte sein Verteidiger zum Auftakt des Prozesses vor dem Landgericht. "Er hat seit Kindertagen ein geradezu emotionales Verhältnis zu Spitzweg-Gemälden." Der 41-Jährige hat seine Zulassung als Anwalt inzwischen zurückgegeben.

Als der Mann das Bild einem verdeckten Ermittler des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg für eine Million Euro zum Kauf anbot, wurde er im Dezember festgenommen. Der Beamte war als Hehler aufgetreten, der auch "heiße Ware" verkaufen könne.

Kunsthalle räumt Sicherheitsmängel ein

Der Angeklagte habe im März 2006 das 25 mal 49 Zentimeter große Gemälde in der Mannheimer Kunsthalle aus dem Rahmen gelöst und unter seinem Mantel versteckt, heißt es in der Erklärung des Verteidigers. Das Werk im Wert von rund 500.000 Euro habe in einem für die Öffentlichkeit gesperrten, aber nicht verriegelten Raum der Kunsthalle gestanden. "Die Alarmanlage reagierte nicht, es gab kein Wachpersonal. Mein Mandant war überrascht, dass alles so einfach gegangen war." Nach dem Diebstahl hatte die Kunsthalle Sicherheitsmängel eingeräumt.

In dem abgedunkelten Trakt habe der Rechtsanwalt "sozusagen eine private Führung" für seine Frau machen und ihr einige seiner Lieblingsgemälde zeigen wollen, berichtete der Verteidiger. Den Spitzweg habe er sich und seiner Ehefrau zum "Geschenk" machen wollen. Das Paar habe das Bild in derselben Nacht in einem Schließfach am Heidelberger Bahnhof versteckt und später in einem Koffer bei Bekannten deponiert. (tso/dpa)

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