zum Hauptinhalt
Wie viel Abstand halten Autos zu Radfahrern beim Überholen?

© Radmesser/Martin Baaske

Der Radmesser in Basel und Zürich: Radfahrer in Schweizer Städten werden extrem eng überholt

Neue Messungen des Verbrauchermagazins Saldo gemeinsam mit dem Tagesspiegel ergaben: Im Nachbarland werden Radfahrer noch dichter überholt.

Von

Wer auf dem Rad unterwegs ist, kennt das Problem: Immer wieder wird man zu eng von Autos überholt. Das Tagesspiegel-Projekt Radmesser hatten dieses Gefühl letztes Jahr erstmals mithilfe speziell entwickelter Sensoren in Berlin belegt. Messungen mithilfe der gleichen Sensoren in der Schweiz zeigen jetzt: Es geht noch schlimmer als in Berlin.  

Im Auftrag des Verbrauchermagazins „Saldo“ führte der Tagesspiegel nun auch eine Stichprobe in der Schweiz durch. Dabei fuhren jeweils drei Testfahrer eine Woche durch die Städte Zürich und Basel. In beiden Städten waren 80 Prozent der gemessenen Überholabstände zu klein, also unter 1,50 Meter. In Zürich lagen 36 Prozent der gemessenen Überholmanöver sogar unter einem Meter. Diese Stichprobe ist die erste Messung dieser Art in der Schweiz. Die Ergebnisse (online hier) wurden inzwischen von der Pendlerzeitung 20 Min aufgegriffen, wo nach wenigen Stunden bereits 900 Menschen die Ergebnisse sehr kontrovers kommentieren.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Kleinster gemessener Abstand in Basel: 26 Zentimeter

In Berlin waren im vergangenen Jahr 100 Testfahrerinnen und Testfahrer aller Altersgruppen mit den vom Radmesser-Team entwickelten Sensoren unterwegs gewesen. Dabei waren knapp 60 Prozent aller gemessenen Überholvorgänge zu dicht gewesen. Eine Studie der Unfallforschung der Versicherer vom April 2019 kam zu nahezu identischen Ergebnissen.  

Besonders erschreckend in der Schweiz sind die kleinsten gemessenen Abstände. In Basel überholte ein Auto einen Testfahrer mit gerade einmal 26 Zentimeter Abstand, in Zürich waren es 41 Zentimeter. Insgesamt 330 Kilometer legten die drei Testfahrer und drei Testfahrerinnen in beiden Städten zurück und erfassten dabei insgesamt 1109 Überholmanöver.  

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Ähnlich wie in Deutschland steht im Schweizer Straßenverkehrsgesetz (SVG), dass Autofahrer „ausreichenden Abstand“ halten müssen. Die 1,50 Meter sind dort eine Richtgröße, die der Verkehrsclub der Schweiz und den Verband Pro Velo angeben. Der Verband versucht seit Jahren, die 1,50 Meter Sicherheitsabstand in das Gesetz aufnehmen zu lassen. Der Berner Politiker und Nationalrat Matthias Aebischer von den Sozialdemokraten unterstützt diese Forderung und hatte bereits beim Schweizer Bundesrat nachgefragt - ohne Erfolg.  

In Deutschland hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) im Juni angekündigt, genaue Sicherheitsabstände in die Straßenverkehrsordnung aufnehmen zu wollen. Bisher kontrolliert die Berliner Polizei nicht, ob Autofahrer ausreichend Abstand zu Fahrradfahrern halten.  

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Die Messungen des Tagesspiegel-Radmesser waren die ersten, die Abstände zwischen Auto- und Radfahrern erfassten. Per Ultraschall messen die Geräte den Abstand zu den vorbeifahrenden Autos. Im vergangenen Jahr wurden 100 dieser Sensoren von Ende August bis Mitte November 2018 an 100 freiwillige Radfahrerinnen und Radfahrer im Alter von 20 bis 78 Jahren verteilt. Während ihrer Fahrten durch Berlin erhoben sie acht Wochen lang Daten in der ganzen Stadt, auf deren Basis das Team von Tagesspiegel Radmesser ermittelte, wo der Verkehr in der Hauptstadt für Radfahrer besonders eng und gefährlich ist. Insgesamt legten die Freiwilligen 13.300 Kilometer Strecke abgefahren.  

Das Projekt wurde vom Medieninnovationszentrum Babelsberg (MIZ) als zukunftsweisendes Journalismusprojekt gefördert. Für diese neue Art des Journalismus wurde Radmesser mit dem Deutschen Reporterpreis, dem internationalen Data Journalism Award European Newspaper Award und dem Deutschen Fahrradpreis ausgezeichnet.  

Alle Ergebnisse für Berlin finden Sie unter radmesser.de. Wie die Methode genau funktioniert steht in unserem Erklärtext dazu. In Kopenhagen hat sich das Team nach Lösungsansätzen umgeschaut.  

Alle Ergebnisse aus der Schweiz finden Sie im aktuellen Magazin "Saldo" vom 9. Oktober oder online hier.

Die Radmesser-Ergebnisse waren auf dem Cover des Magazins Saldo die Titelgeschichte.
Die Radmesser-Ergebnisse waren auf dem Cover des Magazins Saldo die Titelgeschichte.

© Saldo

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false