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Rolls-Royce gefällig? Auf der Luxusmesse Rendezvous auf der chinesischen Tropeninsel Hainan werden teure und sehr teure Autos angeboten.

© picture alliance / dpa

Reiche Chinesen: Luxusuhren an den Vorderpfoten

China ist das Land mit den meisten Dollar-Milliardären. Über ihren ausschweifenden Lebensstil spricht mitunter das ganze Volk.

Nachts um halb vier hört man sie. Dann liefern sie sich in ihren Autos halsbrecherische Wettrennen auf dem dritten Ring in Peking. Das Knattern der Motoren ist noch kilometerweit zu hören. Es sind Fahrzeuge der Marken Lamborghini, Porsche oder Bentley, mit denen junge Chinesen nach Karaoke-Abenden nach Hause heizen. Sie nutzen den leeren sechsspurigen dritten Ring, um mal voll aufs Gaspedal zu drücken. Das ist im Pekinger Alltagssverkehr sonst nicht möglich ist, weil die Staus eher Geduld als Nervenkitzel fordern.

Der Alltag dieser jungen Menschen besteht zumeist nicht darin ins Büro zu fahren und Geld zu verdienen, um Auto, Miete und Lebenskosten in Chinas Metropolen bezahlen zu können. Sie bleiben lieber unter sich. Denn so sehr man sie auch nächtens hört, zu sehen bekommt man selten einen der zahlreichen Dollar-Milliardäre Chinas. Was auch mit der aktuellen Anti-Korruptionskampagne der Regierung zusammenhängen dürfte.

Aktuell kommt China auf 594 Milliardäre, so viele wie nirgendwo auf der Welt. In Chinas Metropolen wie Peking, Shenzhen, Schanghai und Hangzhou wohnen etwa 30 Prozent von ihnen. Sie machen zwar nur einen Bruchteil des 1,3 Milliarden Volkes aus. Doch über ihren ausschweifenden Lebensstil diskutiert mitunter das ganze Land.

Wang Sicong, der 28-Jährige Sohn des Wanda Immobilien- und Entertainmentmagnaten Wang Jianlin postete vor kurzem zum Verkaufsstart des iPhone 7 ein Foto seiner Hündin Keke auf den sozialen Medien: Acht neue iPhone 7 Modelle türmte er neben Keke – mit der Bemerkung, sie brauche so viele, weil sie gern auch mal welche verbuddelt. Schon im Mai vergangenen Jahres hatte er seiner Hündin jeweils eine goldene Apple-Watch für umgerechnet 17000 Euro das Stück an die Vorderpfoten gebunden und mit dem Foto die Öffentlichkeit provoziert.

Die reichsten Chinesen lassen das Einkaufen von persönlichen Shoppern erledigen

Wang Junior ist das Paradebeispiel eines sogenannten Fuerdai. So heißt in China die zweite Generation der Reichen, die sich ihren Wohlstand nicht selbst erarbeitet hat, sondern meist von Papas Reichtum zehrt. Wang Senior, ist gerade wieder mit einem Vermögen von 32,1 Milliarden Dollar auf Platz eins der aktuellen Hurun-Reichenliste geblieben und damit der reichste Mann Chinas. Laut Forbes-Magazin liegt er auf Rang 18 der reichsten Menschen weltweit.

Unweit seiner Wanda Cities in Peking liegt das Pekinger Luxuseinkaufszentrum Shin Kong Place. Dort kaufen die reichsten Chinesen ein, allerdings zumeist nicht mehr selber. Lieber lassen sie das von einem persönlichen Shopper für sich erledigen. Die Auswahl im Shin Kong Place ist riesig. Von Armani bis Zegna sind hier die Edelmarken der Welt vertreten. Montblanc-Uhren sind dort für 44700 Yuan (umgerechnet 6000 Euro) erhältlich, aber auch Rucksäcke des Münchner Modelabels MCM für 17900 Yuan (2400 Euro).

Alan, der seinen Nachnamen nicht preisgeben will und einen englischen Namen nutzt, ist so ein persönlicher Shopper der Superreichen. Er weiß nicht nur, welche Marken für welche Generation gerade angesagt sind: „Die jungen Chinesinnen wollen nicht mehr Louis Vuitton oder Prada, die sieht man vor allen an älteren Damen. Die jungen wollen vor allem Hermes.“ Er weiß auch, dass er vor allem angeheuert wird, um seinem Klientel etwas „Geschmackvolles“ zu erkaufen. Der knapp 40-jährige schwört daher für seine besonders anspruchsvollen männlichen Kunden auf Uhren des sächsischen Uhrenmachers A. Lange & Söhne.

Edel und geschmackvoll angerichtet sind auch die Torten des Pekinger Edelbäckers Black Swan. Vor gut zwei Jahren haben die beiden Söhne des Unternehmers Luo Hong von der Backwarenkette Holiland die Black Swan Luxusmarke gegründet. So ist unter anderem die Black Swan Patisserie entstanden. Luo Hong und die Söhne Luo Hao und Luo Cheng haben früh verstanden, was Chinas besser situierte Verbraucher möchten, wenn sie konsumieren: Sich von der Masse abgrenzen.

Die Volksrepublik hat mittlerweile auch die größte Mittelschicht weltweit. Wenn es nach Peking geht, soll diese die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt künftig durch ihren Konsum stützen. Dieser Umbau der Wertschöpfungsketten ist gerade in Zeiten, in denen die Wirtschaft der Volksrepublik langsamer wächst, wichtig. Denn auch die Mittelschicht möchte gerne an großen Marken teilhaben.

Als Herr Zhang aus Peking seiner Frau in diesem Jahr sagte, er wolle kein Geburtstagsgeschenk, kam sie mit einem 800 Yuan teuren Geburtstagskuchen von Black Swan an. Auch ohne Geschenk wollte sie ihm zum Geburtstag etwas Besonderes bieten. Torten von Black Swan sind gerade besonders angesagt bei den Chinesinnen. Sie wollen, den teuersten Kuchen auf dem Markt haben. Eine reguläre Geburtstagstorte aus der Edelpatisserie kostet inzwischen rund 800 Yuan (umgerechnet 110 Euro) auf der ansonsten nach oben offenen Preisskala. Die gegenwärtig teuerste Version von Hochzeitstorte wird zu einem Preis von 280000 Euro im Rolls Royce angeliefert. Frei Haus versteht sich, Motorenknattern inklusive.

Ning Wang

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