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Rom: Lichtermeer auf dem Petersplatz

Mit einer Gebetswache haben am Sonntag fast Hunderttausend Gläubige auf dem Petersplatz des vor einem Jahr gestorbenen Papstes Johannes Paul II. gedacht.

Rom/Warschau - Bei milden Frühlingstemperaturen und sternklarem Himmel war der weite Platz durch tausende Kerzen in ein Lichtermeer gehüllt. Beobachter sprachen von einer «ganz besonders stimmungsvollen Atmosphäre». Um 21.37 Uhr, der Todesstunde des polnischen Papstes, erinnerte sein Nachfolger Benedikt XVI. vom Fenster des Apostolischen Palastes an Johannes Paul II: «Die ganze Stadt Rom ist hier symbolisch vereint in diesem bewegenden Moment», sagte Joseph Ratzinger.

«Es ist schon ein Jahr vergangen, seit der Diener des Herrn Johannes Paul II. genau zu dieser Stunde gestorben ist, aber die Erinnerung an ihn ist wacher denn je, wie die zahlreichen Gedenkveranstaltungen in allen Teilen der Welt in diesen Tagen zeigen», erklärte Benedikt mit bewegter Stimme. Einen besonderen Gruß richtete er an den Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz, den langjährigen Privatsekretär des gestorbenen Kirchenführers.

Besonders aus Polen, Deutschland und Russland seien zahlreiche Pilger zu den Gedenkfeiern nach Rom gereist, berichteten italienische Medien. Auf dem Petersplatz wehten viele polnische Flaggen, zahlreiche Besucher forderten - wie bereits bei der Beerdigung im vergangenen Jahr - eine baldige Heiligsprechung Johannes Pauls. «Es ist ein Jahr her, seit du ins Paradies gegangen bist, aber keiner hat Dein Lächeln vergessen», war auf einem Spruchband auf Italienisch zu lesen.

Ratzinger sagte weiter, das Pontifikat seines Vorgängers sei vor allem durch zwei Worte geprägt gewesen - Treue und Hingabe: «Totale Treue zu Gott und eine absolute Hingabe für seine Mission.» Besonders während seiner Krankheit habe Karol Wojtyla dem Wort «Leiden» Würde und Wert verliehen.

Auch in Polen kamen Hunderttausende Menschen zu zahlreichen Gedenkveranstaltungen. Im südpolnischen Wadowice versammelten sich um 21.37 Uhr, der Todesstunde des Papstes, rund 10 000 Menschen zu einer Messe auf dem Marktplatz, an dem auch das Geburtshaus Karol Wojtylas liegt. Der Krakauer Bischof Jozef Guzdek rief zu Hoffnung auf eine schnelle Selig- und sogar Heiligsprechung auf. «Der, für den "Santo Subito" gefordert wurde, lebt und wirkt, er lehrt ganz wie während seines irdischen Lebens», sagte er in seiner Ansprache. «Denn Heilige sterben nicht, sondern leben und wirken unaufhörtlich.»

Kardinal Jozef Glemp, Primas der katholischen Kirche Polens, nannte Johannes Paul II. während einer Messe vor 100 000 Gläubigen auf dem Warschauer Pilsudski-Platz den «Priester und Führer der Welt». Auch er betete für eine schnelle Seligsprechung des Papstes, der vor allem «die Suche nach Wahrheit» gelehrt habe. Zuvor hatte Placido Domingo ein Requiem zu Ehren des früheren Papstes dirigiert. Vor dem Krakauer Bischofspalast brannten Tausende Kerzen unter dem einstigen Arbeitszimmer Karol Wojtylas. Immer wieder sangen Jugendliche «Barka», das Lieblingslied des polnischen Papstes.

Am Montag stand in Rom eine feierliche Messe auf dem Programm, zu der erneut eine riesige Menschenmenge erwartet wurde. Bereits am Sonntagmorgen hatten sich lange Schlangen vor dem Grab Karol Wojtylas gebildet. Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi war einer der ersten, der ein Jahr nach seinem Tod die letzte Ruhestätte von Johannes Paul II. besuchte. (tso/dpa)

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