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Der Sänger und Komponist Rio Reiser (hier Ende 1992).

© Erwin Elsner/dpa

Sänger von „Ton Steine Scherben“: Rio Reiser soll von der Stasi überwacht worden sein

Weil er 1976 DDR-Grenzern durch „nervöses Verhalten“ aufgefallen sein soll, geriet Rio Reiser einem Bericht zufolge ins Visier der Stasi – sieben Jahre lang.

Das Ministerium für Staatssicherheit der DDR (MfS) hat einem "Spiegel"-Bericht zufolge sieben Jahre lang den Musiker Rio Reiser, Sänger und Texter der Rockgruppe Ton Steine Scherben überwacht. Wie das Magazin am Samstag aus ihm vorliegenden Geheimdienstakten berichtete, erregte der 1950 in West-Berlin als Ralph Möbius geborene Sänger das Interesse der Stasi, als er Ende April 1976 auf der Transitstrecke von West-Berlin nach Lauenburg in Schleswig-Holstein unterwegs war.

Als Reiser mit einem Bekannten in dessen Pkw an der Grenzübergangsstelle Staaken aus West-Berlin ausreiste, sei das Duo bei der DDR-Grenzkontrolle durch "nervöses Verhalten" aufgefallen. Die beiden gerieten den Unterlagen zufolge in den Verdacht, als Fluchthelfer unterwegs zu sein. Reiser und sein Fahrer wurden demnach bei einer Pause in Ludwigslust observiert.

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Der Stasi-Spitzel notierte dem Bericht zufolge über den Begleiter des Sängers: "Die gesprächsführende Person kann als sehr nervös eingeschätzt werden." Das MfS habe Reiser und seinen Begleiter zur Fahndung ausgeschrieben: "Dabei ist auch die Beobachtung notwendig."

Künftig wurden demnach Transitreisen, Besuche in Ost-Berlin und der polizeiliche Wohnsitz von Reiser in Berlin-Kreuzberg "operativ bearbeitet". Die Stasi habe vermerkt, dass sie das Umfeld von Reiser aufklären und einen "breiten Personenkreis identifizieren" konnte. Nach sieben Jahren stellte die Stasi 1983 die Fahndung ein, wie der "Spiegel" weiter aus den Geheimdienstakten berichtete.

Der 1996 verstorbene Sänger soll in diesem Jahr in Berlin-Kreuzberg geehrt werden, der Heinrichplatz soll in Rio-Reiser-Platz umbenannt werden. Die Umbenennung war für den vergangenen September geplant gewesen, wurde aber wegen der Corona-Pandemie verschoben. (AFP)

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