zum Hauptinhalt

Sauerland: Grausiger Fund in der Tiefkühltruhe

Eine Mutter in Nordrhein-Westfalen hat drei tote Babys versteckt – der Sohn fand sie, als er nach einer Pizza suchte.

Für den Sohn und die Tochter kam der Schock ohne Vorwarnung. Während Vater und Mutter zu einem Kurzaufenthalt im Schwarzwald weilen, öffnet der 18-Jährige am vergangenen Samstag auf der Suche nach einer Pizza die Tiefkühltruhe der Familie in der Waschküche. Gemeinsam mit seiner 24-jährigen Schwester stößt der junge Mann in der Truhe auf jede Menge abgelaufener Lebensmittel. Er arbeitet sich bis zum Boden der Tiefkühltruhe vor – und stößt dort auf drei Tüten. Darin befinden sich die Leichen dreier Babys, von denen zumindest eines seit rund 20 Jahren dort liegt.

Sohn und Tochter warten die Rückkehr ihrer Eltern zu dem Haus im Ortsteil Möllmicke am Sonntag ab und konfrontieren die 44-jährige Mutter und den drei Jahre älteren Vater mit dem schrecklichen Fund. Am Sonntagabend fahren Eltern und Tochter zur Polizei in die benachbarte Kreisstadt Olpe. Die schickt eine Funkstreife zu dem Haus, das die Familie seit 1984 bewohnt. Die Beamten finden die drei Tüten mit Babyleichen vor.

Seit Montagvormittag herrscht Ausnahmezustand in Wenden, der Frieden nach dem langen Wochenende ist dahin. Übertragungswagen der Fernsehsender versperren den Weg, Autos parken kreuz und quer, die polizeilichen Absperrbänder flattern im Wind. „Ich kann das noch gar nicht glauben und stehe völlig unter Schock“, sagt Alexandra Stracke, die gemeinsam mit ihrer Schwester Theresa auf dem Hof steht und den Heerscharen angereister Journalisten bereitwillig Auskunft erteilt. Von Geburt an wohnt sie in dieser Straße und ist mit den beiden Nachbarskindern und deren Bruder aufgewachsen. Vom Sportplatz habe man sich gekannt, alles sei „ganz normal“ gewesen, die Familie sei nicht weiter aufgefallen, erzählt sie. „Es hat nie Streit gegeben, immer haben wir uns ausgeholfen.“

Es sind Sätze, die häufig nach solcherlei Entdeckungen fallen; Sätze, die banal klingen und gleichzeitig die Frage aufwerfen, wie so eine Tragödie geschehen konnte, ohne dass jemand auch nur die leiseste Ahnung davon gehabt haben will. Wie konnte die 44 Jahre alte Monika H. sechs Kinder bekommen, aber drei ihrer Schwangerschaften vor Freunden, Nachbarn und ihrer Familie geheim halten? „Sie ist ziemlich kräftig gebaut, da sind die Schwangerschaften überhaupt nicht aufgefallen“, versucht Alexandra Stracke eine Erklärung. Offenbar ist die große Leibesfülle der Frau der Grund, warum niemand die Schwangerschaften bemerkte. Monika H. muss all die Jahre eine Normalität aufrechterhalten haben, die am Sonntagabend in sich zusammenfiel. „Die Mutter steht völlig unter Schock und wird ebenso wie ihr Mann und die Kinder psychologisch betreut“, berichtet Herbert Fingerhut von der Mordkommission. Aller Wahrscheinlichkeit nach habe sie die drei Babys direkt nach der Geburt in die Truhe gelegt. Derzeit befinden sich die drei Leichen zur gerichtsmedizinischen Untersuchung in Dortmund; weder zum Alter der Babys noch zur Todesursache konnten die Ermittler am Montag etwas sagen. Gegen Monika H. wurde nach Angaben der Siegener Staatsanwaltschaft Haftbefehl wegen Totschlags erlassen.

Der Vater sagte im Polizeiverhör, er habe von den toten Kindern nichts gewusst. Die Beamten halten diese Aussage nach den ersten Ermittlungen für glaubhaft. mit AFP

Claudia Bell[Wenden]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false